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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Kent Alexander
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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 4
Aber jetzt war jetzt, und Bolitho sagte scharf:»Also los!»
Auf dem Achterdeck sah Bolitho seinen Flaggleutnant Jenour bei den Schiffsoffizieren stehen und freute sich wieder, wie vorteilhaft sich der Mann verandert hatte: ein eifriger, liebenswurdiger Junge und der erste in seiner Familie, der zur Royal Navy gegangen war. Bolitho hatte anfangs daran gezweifelt, da? er die Herausforderungen bestehen wurde, die sie erwarteten. Auch hatte er gehort, da? einige der erfahrenen Salzbuckel an Bord daruber Wetten abschlossen, wie lange Jenour uberleben wurde. Aber er hatte uberlebt — und wie! Er war aus den Gefechten als Mann, als Veteran hervorgegangen.
Es war Jenours schoner Degen gewesen, ein Geschenk seines Vaters, der ihm entrissen worden war, als er Bolitho zu Hilfe eilte. Jenour hatte aus dieser Erfahrung ebenso gelernt wie aus vielen anderen. Seit jenem letzten Gefecht trug der junge Mann seinen Degen stets an eine Sorgleine geknupft, die mit einem dekorativen Knoten geschmuckt war und die Waffe im Kampf fest mit seinem Handgelenk verband. Es war auffallend, mit welchem Respekt die Offiziere der Truculent Jenour behandelten, obwohl die meisten von ihnen alter waren als er und einen hoheren Rang hatten. Die Fregatte mit ihren sechsunddrei?ig Kanonen war zwar standig im Dienst gewesen, auf Patrouillen und als Begleitschiff, doch noch kein Mitglied der Offiziersmesse hatte — wie Jenour — bisher an einem gro?eren Seegefecht teilgenommen.
Bolitho nickte den Offizieren zu und schritt ubers Seitendeck nach vorn, das wie sein Gegenuber das Achterdeck mit dem Vordeck verband. Unter ihm in der Kuhl wurde die Hauptbatterie bereits vom Stuckmeister und einem seiner Gehilfen inspiziert. Poland war wirklich grundlich, dachte Bolitho. Er stand jetzt an der Reling und beobachtete die halbnackten Seeleute, die ihre Hangematten sauber in die Finknetze stauten. Einige der Manner waren schon braun, andere rot verbrannt von zuviel Sonne.
Diese Sonne erhob sich nun aus der See und ubergo? die niedrigen Wellen wie mit geschmolzenem Kupfer. Schon dampfte Truculent in der Morgenkuhle. Sie wurde wie ein Geisterschiff aussehen, bis die Hitze Rumpf und Segel ganz getrocknet hatte.
Bolitho bedauerte die Wachoffiziere in ihren Huten und schweren Manteln. Poland wollte damit offensichtlich Autoritat demonstrieren, wie ungemutlich sie sich auch fuhlten. Was sie wohl von seiner lassigen Kleidung hielten? Fur Pomp und Etikette blieb immer noch Zeit, wenn sie auf die Flotte trafen, die angeblich hier vor der afrikanischen Kuste operierte. Unterwegs waren sie sich vorgekommen wie das einzige Schiff auf dem Ozean.
Gedankenversunken begann er langsam hin und her zu gehen. Manner, die mit nimmer endenden Wartungsarbeiten beschaftigt waren, mit Splei?en, dem Ersatz von Tauwerk, mit Malen und Schrubben, sahen hoch, wenn sein Schatten an ihnen vorbeiglitt. Aber jeder schaute schnell weg, wenn ihre Blicke sich zufallig trafen.
Mr. Hull, der schweigsame Master der Fregatte, uberwachte drei Midshipmen, die abwechselnd in einer Karte arbeiteten. Neben ihm versuchte der Zweite, zur Zeit Wachoffizier, nicht zu gahnen — das ware riskant gewesen bei einem Kommandanten mit so unberechenbarem Temperament. Aus der Kombuse roch es nach Fruhstuck, doch bis zum Wachwechsel wurde es noch lange dauern.
Hull fragte leise:»Was denkt er jetzt wohl, Mr. Munro?«Er deutete kurz auf die hohe Gestalt im wei?en Hemd, in deren dunklem Haar, im Nacken zusammengebunden, die Brise spielte, wahrend er ohne Hast hin und her wanderte.
Munro antwortete leise:»Ich wei? nicht, Mr. Hull. Aber wenn nur die Halfte von dem wahr ist, was man so hort, hat er genug zum Nachdenken. «Wie die anderen hatte auch Munro wenig vom Vizeadmiral gesehen, au?er bei einem gemeinsamen Essen, zu dem er und der Kommandant die Offiziere und Unteroffiziere eingeladen hatten, um ihnen den Zweck der Reise zu erlautern.
Zwei starke Verbande waren mit Infanterie und Seesoldaten zum Kap beordert worden. Ihr einziges Ziel: zu landen, Kapstadt zu belagern und es den Hollandern wieder abzunehmen, Napoleons unfreiwilligen Alliierten. Dann, und nur dann, wurden Englands Schiffahrtswege ums Kap wieder sicher sein vor franzosischen Kaperern. In Kapstadt gab es auch eine Werft, die nach der Wiedereroberung verbessert und vergro?ert werden sollte, damit englische Schiffe sich nie wieder notdurftig selbst versorgen oder wertvolle Monate vergeuden mu?ten auf der Suche nach passenden Stutzpunkten.
Polands Stimme schnitt durch Munros Gedanken wie ein Messer:»Mr. Munro! Achten Sie gefalligst auf die Faulpelze, die angeblich am zweiten Kutter arbeiten. Sie starren zum Horizont, statt zu arbeiten. Aber vielleicht liegt es daran, da? auch der Wachhabende in den Tag traumt, wie?»
Mr. Hull grinste mitleidlos.»Der hat seine Augen wirklich uberall. «Er wandte sich an die Seekadetten, um von Munros Verlegenheit abzulenken.»Und was treiben Sie da, meine Herren? Guter Gott, so werden aus Ihnen niemals Leutnants, aus keinem von Ihnen.»
Bolitho horte das alles, war aber in Gedanken woanders. Er dachte an Catherines verzweifelten Zorn. Wieviel von dem, was sie sagte, traf zu? Er wu?te, da? er sich im Lauf der Jahre Feinde gemacht hatte. Viele hatten versucht, ihm zu schaden, auch wegen seines toten Bruders Hugh, der wahrend der Amerikanischen Revolution die Fronten gewechselt hatte. Spater hatten sie das gleiche mit seinem Neffen Adam versucht. O ja, er hatte echte Feinde, nicht nur eingebildete. Brauchte man ihn wirklich so schnell am Kap der Guten Hoffnung? Oder stimmte es, da? Nelsons Sieg uber die Vereinigte Flotte die englische Strategie vollig umgesto?en hatte? Frankreich und Spanien hatten zwar viele Schiffe verloren, sie waren gesunken oder als Prise genommen worden. Aber auch Englands Flotte war nach Trafalgar schwer angeschlagen, und die wichtigen Blockadegeschwader vor Frankreichs Hafen hatten die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht. Napoleon wurde jetzt neue Schiffe brauchen und sie in Toulon bauen lassen oder an der franzosischen Kanalkuste, moderne Schiffe, von denen Nelson in seinen Wortgefechten mit der Admiralitat so oft gesprochen hatte. Doch bis dahin wurde sich Napoleon woanders nach Hilfe umschauen — vielleicht bei seinem alten Alliierten Amerika?
Bolitho zupfte Kuhlung suchend an seinem Hemd, einem aus der eleganten Kollektion, die Catherine ihm in London gekauft hatte, wahrend er bei den Lords der Admiralitat vorsprach. Er hatte die Hauptstadt immer geha?t, ihre verlogene Gesellschaft, ihre privilegierten Burger, die den Krieg nur wegen seiner Unbequemlichkeit verfluchten, ohne an die vielen Manner zu denken, die drau?en ihr Leben hingaben, um die Freiheit aller zu schutzen. Burger wie. Doch er verdrangte Belinda aus seinen Gedanken und tastete nach dem silbernen Medaillon, das Catherine ihm gegeben hatte: klein, aber mit ihrem perfekten Miniaturportrat im Inneren. Es zeigte ihre dunklen Augen, ihren unverhullten Hals, wie er ihn kannte und liebte. Auf der Ruckseite enthielt es eine gepre?te Haarlocke von ihr. Er konnte nur raten, wie lange sie dieses Medaillon schon besessen hatte. Sicherlich war es kein Geschenk ihres ersten Mannes, dieses Glucksritters, der bei einer Rauferei in Spanien ums Leben gekommen war. Vielleicht aber stammte es von ihrem zweiten Mann, Luis Parejas. Er war gefallen, als er Bolitho half, ein erobertes Handelsschiff gegen Berberpiraten zu verteidigen. Luis war doppelt so alt gewesen wie Catherine, aber auf seine Weise hatte er sie geliebt. Die Miniatur besa? die Finesse, die er als spanischer Kaufmann geschatzt hatte.
Damals war Catherine in Bolithos Leben getreten — und nach einer kurzen, heftigen Affare wieder daraus verschwunden. Das war ein Mi?verstandnis gewesen, der fehlgeschlagene Versuch, ihrer beider Ruf zu schutzen. Bolitho hatte sich oft verflucht, da? er ihre Trennung zugelassen hatte.
Erst vor zwei Jahren, als die Hyperion Antigua anlief, hatten sie einander wiedergefunden. Bolitho fuhrte eine Ehe mit Belinda, die erkaltet war. Catherine war zum dritten Mal verheiratet — mit Viscount Somervell, einem bosartigen, dekadenten Mann. Er hatte versucht, sie physisch zu vernichten, und hatte sie ins Schuldgefangnis werfen lassen, als er von ihrer neu entflammten Leidenschaft erfuhr. Bolitho hatte sie daraus gerettet. Er horte ihre Stimme so klar, als stunde sie neben ihm auf dem schnell trocknenden Deck:»Trag dies immer bei dir, Liebster. Ich werde es dir erst wieder abnehmen, wenn du neben mir liegst. «Er fuhlte die Gravur auf der Ruckseite des Medaillons, die sie in London hatte anbringen lassen: Moge das Gluck dich immer leiten. Moge die Liebe dich immer schutzen.
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