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Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen - Страница 73
»Und wozu ist der Spiegel?«
»Das ist mein Feindglas. Siehst du sie da drau?en miesepetrig rumhangen? Ich bin erst wirklich in Schwierigkeiten, wenn ich das Wei?e in ihren Augen sehe. Dann offne ich meinen Koffer.«
Er lachte kurz und knirschend, dann deutete er auf einen gro?en Koffer unter dem Fenster. Er hatte sieben Schlussellocher in einer Reihe. Harry uberlegte, was wohl drin sein konnte, bis ihn Moodys nachste Frage plotzlich aus seinen Gedanken ri?.»Soso… hast also die Sache mit den Drachen rausgefunden?«
Harry zogerte. Genau davor hatte er sich gefurchtet – doch er hatte Cedric nicht gesagt und wurde es bestimmt auch Moody nicht verraten, da? Hagrid die Regeln gebrochen hatte.
»Ist schon gut«, sagte Moody, setzte sich und streckte grunzend sein Holzbein aus.»Schummeln ist beim Trimagischen Turnier alte Tradition.«
»Ich hab nicht geschummelt«, sagte Harry scharf.»Es war – so was wie ein Zufall, da? ich es erfahren habe.«
Moody grinste.»Ich hab dir keinen Vorwurf gemacht, Junge. Ich hab Dumbledore von Anfang an gesagt, er konne von mir aus noch so edel gesinnt sein, aber der alte Karkaroff und Maxime wurden sicher mit gezinkten Karten spielen. Die werden ihren Champions inzwischen alles gesagt haben, was sie wissen. Die wollen gewinnen. Sie wollen Dumbledore schlagen. Sie mochten beweisen, da? er auch nur ein Mensch ist.«
Moody lachte knirschend und sein magisches Auge schwamm so schnell umher, da? Harry vom Zusehen fast schwindelig wurde.
»Also… hast du schon irgendeine Idee, wie du um deinen Drachen herumkommen kannst?«, fragte Moody.
»Nein«, sagte Harry.
»Nun denn, ich werd's dir sagen«, brummte Moody.»Ich will ja niemanden begunstigen. Ich geb dir nur ein paar gute, allgemeine Ratschlage. Und der erste ist: Setz auf deine Starken.«
»Ich hab keine«, platzte es aus Harry heraus, bevor er richtig uberlegt hatte.
»Entschuldige mal«, knurrte Moody,»wenn ich sage, du hast Starken, dann hast du auch welche. Denk nach. Worin bist du am besten?«
Harry versuchte seine Gedanken zu sammeln. Ja, worin war er am besten? Nun, das war im Grunde einfach -
»Quidditch«, flusterte er dumpf,»aber das hilft mir ja auch n…«
»Stimmt«, sagte Moody und sah ihn mit seinem magischen Auge, das er kaum bewegte, durchdringend an.»Du bist ein verdammt guter Flieger, wie ich hore.«
»Jaah, aber…«, Harry starrte ihn an.»Ich darf keinen Besen benutzen, ich hab nur meinen Zauberstab -«
»Mein zweiter allgemeiner Ratschlag«, unterbrach ihn Moody mit erhobener Stimme,»verwende einen schlichten kleinen Zauber, mit dem du bekommst, was du brauchst.«
Harry sah ihn mit gro?en Augen an. Was meinte er damit?
»Komm schon, Junge…«, flusterte Moody.»Zahl zwei und zwei zusammen… so schwierig ist es nicht…«
Und der Groschen fiel. Am besten war er im Fliegen. Er mu?te in der Luft an dem Drachen vorbeikommen. Dafur brauchte er seinen Feuerblitz. Und fur seinen Feuerblitz brauchte er -
»Hermine«, flusterte Harry, nachdem er drei Minuten spater ins Gewachshaus gesturmt war und Professor Sprout im Vorbeigehen rasch eine Entschuldigung zugemurmelt hatte.»Hermine, ich brauche deine Hilfe.«
»Was glaubst du eigentlich, woruber ich die ganze Zeit nachdenke?«, flusterte sie mit gro?en, sorgenvollen Augen uber den zitternden Ginsterbusch hinweg, den sie gerade beschnitt.
»Hermine, ich mu? den Aufrufezauber richtig beherrschen, und zwar bis morgen Nachmittag.«
Also ubten sie. Sie gingen nicht zum Mittagessen, sondern in ein freies Klassenzimmer, wo Harry muhsam versuchte, verschiedene Gegenstande durch den Raum auf sich zufliegen zu lassen. Noch immer hatte er damit Schwierigkeiten. Jedes Mal verloren die Bucher und Federkiele auf halbem Weg die Lust und fielen wie Steine zu Boden.
»Konzentrier dich, Harry, konzentrier dich…«
»Was glaubst du eigentlich, was ich hier mache?«, sagte Harry zornig.»Mir schwirrt standig ein atzender Riesendrache im Kopf rum, ich wei? auch nicht, wieso… gut, noch mal…«
Er wollte Wahrsagen schwanzen, um weiterzuuben, doch Hermine weigerte sich strikt, Arithmantik sausen zu lassen, und ohne Hermine hatte es keinen Sinn. So mu?te er uber eine Stunde lang Professor Trelawney uber sich ergehen lassen, die die meiste Zeit damit verbrachte, ihnen zu erklaren, da? die gegenwartige Position des Mars in Konstellation zu der des Saturn zur Folge habe, da? im Juli geborene Menschen in gro?er Gefahr seien, eines plotzlichen und gewaltsamen Todes zu sterben.
»Schon, warum nicht«, rief Harry, dem der Geduldsfaden ri?,»wenigstens zieht es sich dann nicht so ewig hin, ich will nicht lange leiden.«
Ron sah einen Moment lang aus, als wolle er lachen; es war sicher das erste Mal seit Tagen, da? er Harry in die Augen sah, doch Harry war immer noch so sauer auf ihn, da? es ihn nicht ruhrte. Wahrend der restlichen Stunde versuchte er mit dem Zauberstab unter dem Tisch kleine Gegenstande zu sich heranzuziehen. Er schaffte es auch tatsachlich, eine Fliege direkt in seine Hand summen zu lassen, doch er war sich nicht ganz sicher, ob das seiner Starke im Aufrufezaubern zu verdanken war – oder ob die Fliege einfach nur dumm war.
Nach Wahrsagen wurgte er ein wenig vom Mittagessen hinunter, dann warf er sich und Hermine den Tarnurnhang uber, damit sie vor den Blicken der Lehrer sicher waren, und sie kehrten in das leere Klassenzimmer zuruck. Bis nach Mitternacht ubten sie weiter und waren sogar noch langer geblieben, wenn Peeves nicht aufgetaucht ware. Peeves verstand Harry absichtlich falsch, namlich so, als wolle Harry nichts lieber als mit Gegenstanden beworfen zu werden, und so machte er sich einen Spa? daraus, Stuhle durchs Zimmer zu schleudern. Harry und Hermine ergriffen die Flucht, bevor der Larm Filch auf den Plan rief, und liefen zuruck in den Gemeinschaftsraum, der nun glucklicherweise leer war.
Um zwei Uhr morgens stand Harry am Kamin, inmitten eines Haufens von Buchern, Federn, umgesturzten Stuhlen, einem alten Koboldsteinspiel und Nevilles Krote Trevor. Erst in der letzten Stunde hatte er den Dreh rausgekriegt.
»Schon besser, Harry, das wird schon«, sagte Hermine erschopft, aber zufrieden.
»Tja, jetzt wissen wir, was du das nachste Mal tun mu?t, wenn ich einen Zauber nicht beherrsche«, sagte Harry und warf Hermine ein Runenworterbuch zu, um den Aufrufezauber ein letztes Mal zu proben.»Du setzt mir einen Drachen vor die Nase. Fertig…«Noch einmal hob er den Zauberstab:»Accio Worterbuch!«
Der schwere Walzer flog aus Hermines Hand, flatterte durchs Zimmer und landete in Harrys Armen.
»Harry, ich glaube, du hast es raus!«, sagte Hermine erleichtert.
»Morgen jedenfalls mu? es klappen«, sagte Harry.»Der Feuerblitz ist dann viel weiter weg als die Sachen hier, namlich im Schlo?, und ich bin drau?en auf dem Gelande.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Hermine zuversichtlich.»Wenn du dich wirklich ganz fest darauf konzentrierst, dann kommt er. Wir gehen jetzt lieber noch ein wenig schlafen… du wirst es brauchen.«
Harry hatte an diesem Abend so angestrengt versucht, den Aufrufezauber zu lernen, da? seine blinde Panik ein wenig nachgelassen hatte. Am nachsten Morgen uberkam sie ihn jedoch wieder mit ganzer Wucht. In der Schule herrschte eine sehr gespannte und aufgeregte Atmosphare. Der Unterricht sollte um die Mittagszeit enden, damit alle Schuler die Moglichkeit hatten, hinunter zum Drachengehege zu gehen – doch wu?ten sie naturlich noch nicht, was sie dort erwartete.
Harry fuhlte sich merkwurdig fern von allen Menschen um ihn herum, ob sie ihm nun viel Gluck wunschten oder ihm im Vorbeigehen nur zuzischten:»Wir bringen dir dann 'ne Packung Taschentucher, Potter.«Seine Nervositat hatte sich so breit gemacht, da? er furchtete, schlicht und einfach den Kopf zu verlieren, wenn sie ihn zum Drachen hinausfuhren wollten und er dann auch noch versuchen wurde, alles in seiner Umgebung zu verhexen.
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