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Goethe Johann Wolfgang - Iphigenie auf Tauris Iphigenie auf Tauris

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оксана2018-11-27
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Vera.Li2016-02-21
Миленько и простенько, без всяких интриг
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ст.ст.2018-05-15
 И что это было?
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Наталья222018-11-27
Сюжет захватывающий. Все-таки читать кни
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Iphigenie auf Tauris - Goethe Johann Wolfgang - Страница 5


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Zweiter Aufzug

Erster Auftritt

Orest. Pylades.

Orest:

Es ist der Weg des Todes, den wir treten:

Mit jedem Schritt wird meine Seele stiller.

Als ich Apollen bat, das gra?liche

Geleit der Rachegeister von der Seite

Mir abzunehmen; schien er Hulf und Rettung

Im Tempel seiner vielgeliebten Schwester,

Die uber Tauris herrscht, mit hoffnungsreichen,

Gewissen Gotterworten zu versprechen;

Und nun erfullet sich's, da? alle Not

Mit meinem Leben vollig enden soll.

Wie leicht wird's mir, dem eine Gotterhand

Das Herz zusammendruckt, den Sinn betaubt,

Dem schonen Licht der Sonne zu entsagen.

Und sollen Atreus' Enkel in der Schlacht

Ein siegbekrontes Ende nicht gewinnen,

Soll ich wie meine Ahnen, wie mein Vater

Als Opfertier im Jammertode bluten:

So sei es! Besser hier vor dem Altar

Als im verworfnen Winkel, wo die Netze

Der nahverwandte Meuchelmorder stellt.

La?t mir so lange Ruh, ihr Unterird'schen,

Die nach dem Blut ihr, das von meinen Tritten

Herniedertraufelnd meinen Pfad bezeichnet,

Wie losgela?ne Hunde spurend hetzt!

La?t mich, ich komme bald zu euch hinab;

Das Licht des Tags soll euch nicht sehn noch mich.

Der Erde schoner gruner Teppich soll

Kein Tummelplatz fur Larven sein. Dort unten

Such ich euch auf: dort bindet alle dann

Ein gleich Geschick in ew'ge matte Nacht.

Nur dich, mein Pylades, dich, meiner Schuld

Und meines Banns unschuldigen Genossen,

Wie ungern nehm ich dich in jenes Trauerland

Fruhzeitig mit! Dein Leben oder Tod

Gibt mir allein noch Hoffnung oder Furcht.

Pylades:

Ich bin noch nicht, Orest, wie du bereit,

In jenes Schattenreich hinabzugehn.

Ich sinne noch, durch die verworrnen Pfade,

Die nach der schwarzen Nacht zu fuhren scheinen,

Uns zu dem Leben wieder aufzuwinden.

Ich denke nicht den Tod; ich sinn und horche,

Ob nicht zu irgendeiner frohen Flucht

Die Gotter Rat und Wege zubereiten.

Der Tod, gefurchtet oder ungefurchtet,

Kommt unaufhaltsam. Wenn die Priesterin

Schon, unsre Locken weihend abzuschneiden,

Die Hand erhebt, soll dein' und meine Rettung

Mein einziger Gedanke sein. Erhebe

Von diesem Unmut deine Seele; zweifelnd

Beschleunigest du die Gefahr. Apoll

Gab uns das Wort: im Heiligtum der Schwester

Sei Trost und Hulf und Ruckkehr dir bereitet.

Der Gotter Worte sind nicht doppelsinnig,

Wie der Gedruckte sie im Unmut wahnt.

Orest:

Des Lebens dunkle Decke breitete

Die Mutter schon mir um das zarte Haupt,

Und so wuchs ich herauf, ein Ebenbild

Des Vaters, und es war mein stummer Blick

Ein bittrer Vorwurf ihr und ihrem Buhlen.

Wie oft, wenn still Elektra, meine Schwester,

Am Feuer in der tiefen Halle sa?,

Drangt ich beklommen mich an ihren Scho?

Und starrte, wie sie bitter weinte, sie

Mit gro?en Augen an. Dann sagte sie

Von unserm hohen Vater viel: wie sehr

Verlangt ich, ihn zu sehn, bei ihm zu sein!

Mich wunscht ich bald nach Troja, ihn bald her.

Es kam der Tag —

Pylades:

O la? von jener Stunde

Sich Hollengeister nachtlich unterhalten!

Uns gebe die Erinnrung schoner Zeit

Zu frischem Heldenlaufe neue Kraft.

Die Gotter brauchen manchen guten Mann

Zu ihrem Dienst auf dieser weiten Erde.

Sie haben noch auf dich gezahlt; sie gaben

Dich nicht dem Vater zum Geleite mit,

Da er unwillig nach dem Orkus ging.

Orest:

O war ich, seinen Saum ergreifend, ihm

Gefolgt!

Pylades:

So haben die, die dich erhielten,

Fur mich gesorgt: denn was ich worden ware,

Wenn du nicht lebtest, kann ich mir nicht denken,

Da ich mit dir und deinetwillen nur

Seit meiner Kindheit leb und leben mag.

Orest:

Erinnre mich nicht jener schonen Tage,

Da mir dein Haus die freie Statte gab,

Dein edler Vater klug und liebevoll

Die halberstarrte junge Blute pflegte;

Da du, ein immer munterer Geselle,

Gleich einem leichten bunten Schmetterling

Um eine dunkle Blume, jeden Tag

Um mich mit neuem Leben gaukeltest,

Mir deine Lust in meine Seele spieltest,

Da? ich, vergessend meiner Not, mit dir

In rascher Jugend hingerissen schwarmte.

Pylades:

Da fing mein Leben an, als ich dich liebte.

Orest:

Sag: Meine Not begann, und du sprichst wahr.

Das ist das Angstliche von meinem Schicksal,

Da? ich wie ein verpesteter Vertriebner

Geheimen Schmerz und Tod im Busen trage;

Da?, wo ich den gesundsten Ort betrete,

Gar bald um mich die bluhenden Gesichter

Den Schmerzenszug langsamen Tods verraten.

Pylades:

Der Nachste war ich, diesen Tod zu sterben,

Wenn je dein Hauch, Orest, vergiftete.

Bin ich nicht immer noch voll Mut und Lust?

Und Lust und Liebe sind die Fittiche

Zu gro?en Taten.

Orest:

Gro?e Taten? Ja,

Ich wei? die Zeit, da wir sie vor uns sahn!

Wenn wir zusammen oft dem Wilde nach

Durch Berg' und Taler rannten und dereinst,

An Brust und Faust dem hohen Ahnherrn gleich,

Mit Keul und Schwert dem Ungeheuer so,

Dem Rauber auf der Spur zu jagen hofften;

Und dann wir abends an der weiten See

Uns aneinanderlehnend ruhig sa?en,

Die Wellen bis zu unsern Fu?en spielten,

Die Welt so weit, so offen vor uns lag:

Da fuhr wohl einer manchmal nach dem Schwert,

Und kunft'ge Taten drangen wie die Sterne

Rings um uns her unzahlig aus der Nacht.

Pylades:

Unendlich ist das Werk, das zu vollfuhren

Die Seele dringt. Wir mochten jede Tat

So gro? gleich tun, als wie sie wachst und wird,

Wenn jahrelang durch Lander und Geschlechter

Der Mund der Dichter sie vermehrend walzt.

Es klingt so schon, was unsre Vater taten,

Wenn es, in stillen Abendschatten ruhend,

Der Jungling mit dem Ton der Harfe schlurft;

Und was wir tun, ist, wie es ihnen war,

Voll Muh und eitel Stuckwerk!

So laufen wir nach dem, was vor uns flieht,

Und achten nicht des Weges, den wir treten,

Und sehen neben uns der Ahnherrn Tritte

Und ihres Erdelebens Spuren kaum.

Wir eilen immer ihrem Schatten nach,

Der gottergleich in einer weiten Ferne

Der Berge Haupt auf goldnen Wolken kront.

Ich halte nichts von dem, der von sich denkt,

Wie ihn das Volk vielleicht erheben mochte.

Allein, o Jungling, danke du den Gottern,

Da? sie so fruh durch dich so viel getan.

Orest:

Wenn sie dem Menschen frohe Tat bescheren,

Da? er ein Unheil von den Seinen wendet,

Da? er sein Reich vermehrt, die Grenzen sichert

Und alte Feinde fallen oder fliehn:

Dann mag er danken! denn ihm hat ein Gott

Des Lebens erste, letzte Lust gegonnt.

Mich haben sie zum Schlachter auserkoren,

Zum Morder meiner doch verehrten Mutter,

Und, eine Schandtat schandlich rachend, mich

Durch ihren Wink zugrund gerichtet. Glaube,

Sie haben es auf Tantals Haus gerichtet,

Und ich, der Letzte, soll nicht schuldlos, soll

Nicht ehrenvoll vergehn.

Pylades:

Die Gotter rachen

Der Vater Missetat nicht an dem Sohn;

Ein jeglicher, gut oder bose, nimmt

Sich seinen Lohn mit seiner Tat hinweg.

Et erbt der Eltern Segen, nicht ihr Fluch.

Orest:

Uns fuhrt ihr Segen, dunkt mich, nicht hierher.

Pylades:

Doch wenigstens der hohen Gotter Wille.

Orest:

So ist's ihr Wille denn, der uns verderbt.

Pylades:

Tu, was sie dir gebieten, und erwarte!

Bringst du die Schwester zu Apollen hin

Und wohnen beide dann vereint zu Delphi,

Verehrt von einem Volk, das edel denkt,

So wird fur diese Tat das hohe Paar

Dir gnadig sein, sie werden aus der Hand

Der Unterird'schen dich erretten. Schon

In diesen heil'gen Hain wagt keine sich.

Orest:

So hab ich wenigstens geruh'gen Tod.

Pylades:

Ganz anders denk ich, und nicht ungeschickt

Hab ich das schon Geschehne mit dem Kunft'gen

Verbunden und im stillen ausgelegt.

Vielleicht reift in der Gotter Rat schon lange

Das gro?e Werk. Diana sehnet sich

Von diesem rauhen Ufer der Barbaren

Und ihren blut'gen Menschenopfern weg.

Wir waren zu der schonen Tat bestimmt,

Uns wird sie auferlegt, und seltsam sind

Wir an der Pforte schon gezwungen hier.

Orest:

Mit seltner Kunst flichtst du der Gotter Rat

Und deine Wunsche klug in eins zusammen.

Pylades:

Was ist des Menschen Klugheit, wenn sie nicht

Auf jener Willen droben achtend lauscht?

Zu einer schweren Tat beruft ein Gott

Den edeln Mann, der viel verbrach, und legt

Ihm auf, was uns unmoglich scheint, zu enden.

Es siegt der Held, und bu?end dienet er

Den Gottern und der Welt, die ihn verehrt.

Orest:

Bin ich bestimmt, zu leben und zu handeln,

So nehm ein Gott von meiner schweren Stirn

Den Schwindel weg, der auf dem schlupfrigen,

Mit Mutterblut besprengten Pfade fort

Mich zu den Toten rei?t. Er trockne gnadig

Die Quelle, die, mir aus der Mutter Wunden

Entgegensprudelnd, ewig mich befleckt.

Pylades:

Erwart es ruhiger! Du mehrst das Ubel

Und nimmst das Amt der Furien auf dich.

La? mich nur sinnen, bleibe still! Zuletzt,

Bedarf's zur Tat vereinter Krafte, dann

Ruf ich dich auf, und beide schreiten wir

Mit uberlegter Kuhnheit zur Vollendung.

Orest:

Ich hor Ulyssen reden!

Pylades:

Spotte nicht!

Ein jeglicher mu? seinen Helden wahlen,

Dem er die Wege zum Olymp hinauf

Sich nacharbeitet. La? es mich gestehn:

Mir scheinen List und Klugheit nicht den Mann

Zu schanden, der sich kuhnen Taten weiht.

Orest:

Ich schatze den, der tapfer ist und grad.

Pylades:

Drum hab ich keinen Rat von dir verlangt.

Schon ist ein Schritt getan. Von unsern Wachtern

Hab ich bisher gar vieles ausgelockt.

Ich wei?, ein fremdes, gottergleiches Weib

Halt jenes blutige Gesetz gefesselt:

Ein reines Herz und Weihrauch und Gebet

Bringt sie den Gottern dar. Man ruhmet hoch

Die Gutige; man glaubet, sie entspringe