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Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus - Страница 26
Als Harry vortrat, entflammten plotzlich uberall in der Halle Feuer, kleine, zischelnde Geflusterfeuer.
»Potter, hat sie gesagt?«
»Der Harry Potter«
Das Letzte, was Harry sah, bevor der Hut uber seine Augen herabsank, war die Halle voller Menschen, die die Halse reckten, um ihn gut im Blick zu haben. Im nachsten Moment sah er nur noch das schwarze Innere des Huts. Er wartete.
»Hmm«, sagte eine piepsige Stimme in seinem Ohr. »Schwierig. Sehr schwierig. Viel Mut, wie ich sehe. Kein schlechter Kopf au?erdem. Da ist Begabung, du meine Guteja – und ein kraftiger Durst, sich zu beweisen, nun, das ist interessant… Nun, wo soll ich dich hinstecken?«
Harry umklammerte die Stuhllehnen und dachte:»Nicht Slytherin, blo? nicht Slytherin.«
»Nicht Slytherin, nein?«, sagte die piepsige Stimme. »Bist du dir sicher? Du konntest gro? sein, wei?t du, es ist alles da in deinem Kopf und Slytherin wird dir auf dem Weg zur Gro?e helfen. Kein Zweifel – nein? Nun, wenn du dir sicher bist – dann besser nach GRYFFINDOR!«
Harry horte, wie der Hut das letzte Wort laut in die Halle rief, Er nahm den Hut ab und ging mit zittrigen Knien hinuber zum Tisch der Gryffindors. Er war so erleichtert, uberhaupt aufgerufen worden und nicht nach Slytherin gekommen zu sein, da? er kaum bemerkte, da? er den lautesten Beifall uberhaupt bekam. Percy der Vertrauensschuler stand auf und schuttelte ihm begeistert die Hand, wahrend die Weasley-Zwillinge riefen:»Wir haben Potter! Wir haben Potter!« Harry setzte sich an einen Platz gegenuber dem Geist mit der Halskrause, den er schon vorhin gesehen hatte. Der Geist tatschelte ihm den Arm, und Harry hatte plotzlich das schreckliche Gefuhl, den Arm gerade in einen Eimer voll eiskalten Wassers zu tauchen.
Er hatte jetzt eine gute Aussicht auf den Hohen Tisch der Lehrer. Am einen Ende, ihm am nachsten, sa? Hagrid, der seinen Blick erwiderte und mit dem Daumen nach oben zeigte. Harry grinste zuruck. Und dort, in der Mitte des Hohen Tischs, auf einem gro?en goldenen Stuhl, sa? Albus Dumbledore. Harry erkannte ihn von der Karte wieder, die er im Zug aus dem Schokofrosch geholt hatte. Dumbledores silbernes Haar war das Einzige in der ganzen Halle, was so hell leuchtete wie die Geister. Harry erkannte auch Professor Quirrell, den nervosen jungen Mann aus dem Tropfenden Kessel. Mit seinem gro?en purpurroten Turban sah er sehr eigenartig aus.
Jetzt waren nur noch drei Schuler ubrig, deren Haus bestimmt werden mu?te. »Turpin, Lisa« wurde eine Ravenclaw. Dann war Ron an der Reihe. Mittlerweile war er bla?grun im Gesicht. Harry kreuzte die Finger unter dem Tisch, und eine Sekunde spater rief der Hut »GRYFFINDOR«
Harry klatschte wie die andern am Tisch laut Beifall, als Ron sich auf den Stuhl neben ihm fallen lie?.
» Gut gemacht, Ron, hervorragend«, sagte Percy Weasley wichtigtuerisch uber Harrys Kopf hinweg, wahrend »Zabini, Blaise« zu einer Slytherin gemacht wurde. Professor McGonagall rollte ihr Pergament zusammen und trug den Sprechenden Hut fort.
Harry blickte hinab auf seinen leeren Goldteller. jetzt erst uberkam ihn auf einmal gewaltiger Hunger. Die Kurbispasteten schien er schon vor einer Ewigkeit verspeist zu haben.
Albus Dumbledore war aufgestanden. Mit einem strahlenden Lacheln blickte er in die Runde der Schuler, die Arme weit ausgebreitet, als ob nichts ihm mehr Freude machen konnte, als sie alle hier versammelt zu sehen.
»Willkommen! «, rief er. »Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, mochte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek!
Danke sehr!«
Er nahm wieder Platz. Alle klatschten und jubelten. Harry wu?te nicht recht, ob er lachen sollte.
»Ist er… ist er ein bi?chen verruckt?«, fragte er Percy unsicher.
»Verruckt?«, sagte Percy unbekummert. »Er ist ein Genie! Der beste Zauberer der Welt! Aber ein bi?chen verruckt ist er, ja. Kartoffeln, Harry?«
Harry staunte mit offenem Mund. Die Platten vor ihm auf dem Tisch waren uberladen mit Essen. Er hatte noch nie so vieles, das er mochte, auf einem einzigen Tisch gesehen: Roastbeef, Brathahnchen, Schweine- und Lammkoteletts, Wurste, Schinken, Steaks, Pellkartoffeln, Bratkartoffeln, Pommes, Yorkshire-Pudding, Erbsen, Karotten, Ketchup und, aus irgendeinem merkwurdigen Grund, Pfefferminzbonbons.
Die Dursleys hatten Harry nicht gerade hungern lassen, aber er hatte nie so viel essen durfen, wie er wollte. Dudley hatte Harry immer das weggenommen, was er wirklich mochte, selbst wenn Dudley schlecht davon wurde. Harry haufte von allem etwas auf seinen Teller, nur die Pfefferminzbonbons lie? er aus. Er begann zu essen und es schmeckte kostlich.
»Das sieht wahrhaft gut aus«, sagte der Geist mit der Halskrause traurig, wahrend er Harry dabei zusah, wie er sein Steak zerschnitt.
»Konnen Sie nicht -?«
»Ich habe seit fast vierhundert Jahren nichts mehr gegessen«, sagte der Geist. »Ich mu? naturlich nicht, aber man vermi?t es ja doch. Habe ich mich eigentlich schon vorgestellt? Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, zu Ihren Diensten. Hausgeist von Gryffindor; ich wohne im Turm.«
»Ich wei?, wer Sie sind«, platzte Ron los. »Meine Bruder haben mir von Ihnen erzahlt. Sie sind der Fast Kopflose Nick!«
»Ich zoge es doch vor, wenn Sie mich Sir Nicholas de Mimsy nennen wurden -«, erwiderte der, Geist leicht pikiert, doch der rotblonde Seamus Finnigan unterbrach sie.
»Fast kopflos? Wie kann man fast kopflos sein?«
Sir Nicholas sah hochst verdrossen drein, als ob diese kleine Unterhaltung uberhaupt nicht in seinem Sinne verliefe.
»Eben So«, sagte er leicht verargert. Er packte sein linkes Ohr und zog daran. Sein ganzer Kopf kippte vom Hals weg, als ob er an einem Scharnier hinge, und fiel ihm auf die Schulter. Offensichtlich hatte jemand versucht ihn zu kopfen, aber das Geschaft nicht richtig erledigt. Der Fast Kopflose Nick freute sich uber die verdutzten Gesichter um ihn herum, klappte seinen Kopf zuruck auf den Hals, hustete und sagte:»So – die neuen Gryffindors! Ich hoffe, ihr strengt euch an, da? wir die Hausmeisterschaft dieses Jahr gewinnen? Gryffindor war noch nie so lange ohne Sieg. Slytherin hat den Pokal jetzt sechs Jahre in Folge! Der Blutige Baron wird langsam unertraglich; – er ist der Geist von Slytherin.«
Harry blickte hinuber zum Tisch der Slytherins und sah dort einen furchterlichen Geist sitzen, mit leeren, stierenden Augen, einem ausgemergelten Gesicht und einem mit silbrigem Blut bespritzten Umhang. Er sa? auf dem Platz neben Malfoy, der, wie Harry vergnugt feststellte, uber die Sitzordnung nicht gerade glucklich war.
»Wie hat er sich so mit Blut bespritzt?«, fragte Seamus machtig interessiert.
»Ich habe ihn nie gefragt«, sagte der Fast Kopflose Nick taktvoll.
Als alle gegessen hatten, so viel sie konnten, verschwanden die Reste von den Tellern und hinterlie?en sie so funkelnd sauber wie zuvor. Einen Augenblick spater erschien der Nachtisch: ganze Blocke von Eiskrem in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, Apfelkuchen, Zuckergu?torten, Schoko-Eclairs und marmeladegefullte Donuts, Biskuits, Erdbeeren, Wackelpeter, Reispudding…
Wahrend Harry eine Zuckergu?torte verspeiste, wandte sich das Gesprach ihren Familien zu.
»Ich bin halb und halb«, sagte Seamus. »Mein Vater ist ein Muggel. Mum hat ihm nicht erzahlt, da? sie eine Hexe ist, bis sie verheiratet waren. War doch ein kleiner Schock fur ihn. «
Die andern lachten.
»Und wie steht's mir dir, Neville?«, fragte Ron.
»Meine Oma hat mich aufgezogen und sie ist eine Hexe«, sagte Neville,»aber die Familie hat die ganze Zeit geglaubt, ich sei mit Haut und Haaren ein Muggel. Mein Gro?onkel Algie wollte mich immer erwischen, wenn ich nicht auf der Hut war, um ein wenig Magie aus mir herauszupressen. Einmal, in Blackpool, hat er mich vom Ende des Piers ins Wasser gesto?en, ich bin fast ertrunken. Aber bis ich acht war, ist nichts passiert. Dann kam Gro?onkel Algie eines Tages zum Tee vorbei, und er lie? mich gerade an den Fu?gelenken aus einem Fenster im oberen Stock baumeln, als Gro?tante Enid ihm ein Stuck Kuchen anbot. Da hat er einfach aus Versehen losgelassen. Doch ich bin gehupft wie ein Ball – durch den Garten hindurch bis auf die Stra?e. Sie waren alle ganz aus dem Hauschen. Oma hat geheult, so glucklich war sie. Und du hattest ihre Gesichter sehen sollen, als ich hier aufgenommen wurde. Sie dachten, ich sei vielleicht nicht Zauberer genug. Gro?onkel Algie hat sich so gefreut, da? er mir eine Krote geschenkt hat.«
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