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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 30
«Uberanstrengen Sie das rechte Auge nicht, Sir, und lassen Sie das andere bedeckt«, warnte Tuson.»Wenn Sie bald richtig behandelt werden.»
Bolitho schaute ihn an. Er hatte das Gefuhl, einen Fremdkorper im Auge zu haben. Tuson hatte behauptet, das gabe sich mit der Zeit.
«Ihre Behandlung war richtig«, sagte Bolitho.
Tuson lie? sich nicht ablenken.»Wenn Sie sich den Anforderungen der Geschwaderfuhrung nicht entziehen, Sir, bin ich fur die Konsequenzen nicht verantwortlich.»
Die Tur ging auf, und da stand Keen und beobachtete ihn mit dem Hut unterm Arm. Bolitho fiel auf, da? auch er seine beste Uniform trug. Der zweite Hauptdarsteller, dachte er.
«Alle versammelt, Sir.»
Bolitho blickte in den Spiegel und sah, wie er rasch mit Zenoria einen Blick tauschte. Sie legte eine Hand auf die Brust, und Keens Gesicht war zu entnehmen, da? er die Geste verstand.
Bolitho beruhrte seinen Verband. Er gonnte ihnen ihr Gluck, ganz gleich, welche Schwierigkeiten vor ihnen lagen. Er war nicht eifersuchtig, nur ein wenig neidisch.
Er schlupfte in die Armel des Rockes und lie? sich von Allday den alten Degen an den Gurtel hangen.
«Passen Sie gut auf sich auf, Sir«, murmelte Allday.
Bolitho beruhrte seinen muskulosen Arm und lachelte.»Vielen Dank, alter Freund. «Er sah die anderen an.»Und Ihnen allen auch. Aber jetzt wollen wir wieder an die Arbeit gehen.»
Keen lief es kalt den Rucken hinunter. Er kannte diesen Ausdruck, diese Stimme. Weder Schmerzen noch Verband konnten uber die Tatsache hinwegtauschen, da? das Feuer noch brannte.
IX Angriff
Bolitho sa? ruhelos am Tisch und sah zu, wie Keen eine Berechnung auf der Seekarte anstellte und geschickt mit dem Stechzirkel hantierte.
Mehrere Male hatte sich Bolitho vorgebeugt, um nachzusehen, welche Fortschritte gemacht wurden, und zwar zunehmend verzweifelt. Er fuhlte sich halb blind, und an ein Lesen der Seekarte war uberhaupt nicht zu denken.
Sein kleines Geschwader, das sich erst kurzlich im Golfe du Lion zusammengefunden hatte, zerstreute sich nun mit jeder Stunde weiter. Helicon und Dispatch hatten alles Tuch gesetzt und waren ihrerseits zu den Inseln gesegelt, um Trinkwasser an Bord zu nehmen. Bolitho zog die Stirn kraus und spurte sofort Schmerz im linken Auge. Wenn die beiden Schiffe zuruckkehrten, wurde das Geschwader zusammenbleiben.
Inch hatte Barracouta angewiesen, alle Kustenschiffe, die sie traf, zu stoppen und zu durchsuchen, und von einem dieser Handler war in Erfahrung gebracht worden, da? zwei gro?e franzosische Kriegsschiffe in spanischen Gewassern gesichtet worden waren, weniger als zweihundert Meilen sudwestlich von Toulon. Kein Wunder, da? Nelsons Blockadegeschwader vor dem gro?en Hafen nur so wenige franzosische Schiffe ausgemacht hatte. Zu viele waren noch drau?en.
Bei der Kommandantenbesprechung hatte Bolitho anfangs Zweifel, wenn nicht Unglaubigkeit gespurt, doch dann fuhlte er, da? sie ihm mit zunehmender Aufmerksamkeit zuhorten.
Spanien war nach wie vor mit Frankreich verbundet, denn Bonaparte lie? ihm praktisch keine andere Wahl. Er hatte Subventionen von sechs Millionen Francs im Monat und andere wichtige Hilfeleistungen verlangt. Wenn Spanien sich diesem unerhorten Ultimatum entziehen wollte, mu?te es England erneut den Krieg erklaren. Ging es auf keine dieser Alternativen ein, wurde es von Frankreich angegriffen werden.
Wenn Inchs Meldung zutraf, dann befuhr Jobert mit Instruktionen von hoherer Stelle in Paris die spanischen Gewasser: ein weiterer Schachzug, um die Spanier in den Konflikt hineinzuziehen.
Leutnant Stayt trat ein.
«Kapitan Lapish ist bereit, seine Befehle entgegenzunehmen, Sir.»
«Gut. «Keen warf Bolitho einen Blick zu und legte den Stechzirkel hin. Er wu?te, wie ungern Bolitho seine einzige Fregatte freigab. Doch wenn es zum Kampf kam, mu?te sich jedes Schiff so lange wie moglich selbst versorgen konnen. Proviant lie? sich rationieren, aber ohne Wasser konnte man nicht uberleben.
Als sich der Flaggleutnant wieder zuruckzog, sagte Keen:»Lapish wei?, was er zu tun hat. Ich sprach mit ihm, als er an Bord kam. «Er lachelte schief.»Offenbar will er unbedingt beweisen, da? er sich gebessert hat.»
Als Lapish eintrat, sagte Bolitho:»Kehren Sie so bald wie moglich auf diese Station hier zuruck. «Er sah ihn nicken, aber seine Augen brannten vor Uberanstrengung, und er konnte den Ausdruck des jungen Kommandanten nur undeutlich erkennen.»Wissen Sie, was Sie zu tun haben?»
Lapishs Antwort klang, als rassle er eine auswendig gelernte Lektion herunter.»Ich soll mein Schiff in einen Zweidecker verwandeln, ehe ich mich zum Blockadedienst zuruckmelde, Sir. «Sein Tonfall verriet zwar keinen Zweifel, aber Bolitho vermutete, da? der Mann seinen Admiral nicht nur fur halb blind, sondern auch fur geistesgestort hielt.
Bolitho lachelte.»Aye. Benutzen Sie dazu alle Ersatzsegel und Hangemattsdecken. Wenn Sie die an den Gangways aufspannen und braun mit schwarzen Quadraten als Stuckpforten anmalen, wird auf die Entfernung niemand den Unterschied merken. «Er fugte heftig hinzu:»Und wenn Ihnen jemand zu nahe kommt, entern oder versenken Sie ihn.»
Bolitho wu?te, da? die kleine Fregatte in der Lage sein wurde, die beiden Linienschiffe einzuholen, Trinkwasser an Bord zu nehmen und dennoch vor ihnen die franzosische Kuste zu erreichen. War sie erst einmal auf Station, wurde man sie als zum Geschwader gehorig betrachten. Bolitho behielt auf diese Weise seine volle Starke. Ausguckposten, ob Freund oder Feind, sahen gewohnlich, was sie erwarteten.
Rapid hatte nun eine noch wichtigere Funktion: sie war sein einziger Aufklarer.
Nachdem Lapish von Keen zu seiner Gig gebracht worden war, setzte Argonaute Segel und ging zusammen mit Icarus auf Sudwestkurs. Die beiden Schiffe segelten mit gro?em Abstand in Querlinie und erweiterten so das Sichtfeld ihrer Ausguckposten. Rapid lag so weit vor ihnen, da? sie selbst vom Krahennest kaum auszumachen war.
Keen kehrte zuruck an den Kartentisch und erklarte:»Die Franzosen wurden bei Kap Creus gesichtet, Sir, einem idealen, nur knapp zwanzig Meilen von der Grenze entfernten Ankerplatz. Sollen wir sie angreifen, falls sie noch dort sind?»
Bolitho spielte mit dem Stechzirkel.»Das konnte Spanien provozieren. Andererseits wurde es den Dons zeigen, da? wir uns um ihre scheinheilige Neutralitat nicht scheren. Und zur Abwechslung konnte es Jobert mal in die Defensive treiben. «Je langer er daruber nachdachte, desto ferner ruckten Alternativen. Bisher hatte Jobert alle Eroffnungszuge gemacht und dabei beinahe Bolithos Geschwader angeschlagen. Er mu?te auf die hohe See gelockt werden. Der Winter stand vor der Tur, dann wurde das Wetter den Feind begunstigen und nicht die Schiffe im Blockadedienst.
Fur die nachste Woche wurde ein britischer Geleitzug nach Malta erwartet, und es war damit zu rechnen, da? der Feind davon erfuhr. Sobald die Versorgungsschiffe vor Gibraltar ankerten, wurden feindliche Spione ihre Ankunft und womoglich auch ihre Ladung weitermelden.
Bolitho massierte sich das Auge. Was, wenn sie auf eine spanische Patrouille trafen? Sollten sie dann kampfen oder sich zuruckziehen?
«Landfall ist morgen, Val«, sagte er grimmig.
«Jawohl, Sir. «Wenn Keen sich angesichts der Moglichkeit eines Gefechts um Zenoria sorgte, so lie? er sich das wenigstens nicht anmerken.
Nachdem Keen gegangen war, trat Allday ein und fragte:»Brauchen Sie etwas, Sir?»
Bolitho horte sofort die Teilnahmslosigkeit in seiner Stimme.»Was ist los?»
Allday starrte zu Boden.»Nichts, Sir.»
Bolitho lie? sich in seinen Sessel fallen.»Raus damit, Mann.»
«Das behalte ich lieber fur mich, wenn Sie nichts dagegen haben, Sir«, erwiderte Allday trotzig.
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