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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 29
«Versuchen Sie es noch einmal«, sagte Tuson.
Bolitho entrang sich ein Aufstohnen, als er die Lider offnete. Es war, als waren sie vernaht gewesen und wurden nun aufgerissen. Verschwommene, verzerrte Schemen bewegten sich vor den Heckfenstern, es gab auch Schatten, aber vor allem sah er Licht.
Tuson druckte ihm mit einem neuen Bausch Flussigkeit in die Augen. Das brannte, aber Bolitho sah jetzt das blasse, ovale Gesicht des Madchens, den karierten Bodenbelag, etwas Glanzendes. Er wandte den Kopf, versuchte verzweifelt, einen bekannten Gegenstand zu identifizieren.
Tuson schien hinter dem Sessel zu stehen. Er legte eine Hand uber Bolithos linkes Auge.»Wie geht das?»
«Sehr klar sehe ich noch nicht«, sagte Bolitho.
«Sie werden noch Schmerzen haben, die das Bad aber bald lindern wird. Nun schauen Sie bitte das Madchen an, Sir.»
Bolitho spurte, da? die anderen ihn beobachteten, sich nicht zu ruhren wagten. Er verzog die Lippen zu einem Lacheln.»Mit Vergnugen. «Sie errotete unter seinem einaugigen Starren, bedankte sich aber fur das Kompliment.»Mein Flaggkapitan ist ein beneidenswerter Mann«, flusterte er.
Tuson legte die Hand uber sein rechtes Auge und sagte unbarmherzig:»Nun versuchen Sie es mit dem linken.»
Bolitho blinzelte und sah Alldays Goldknopfe und die beiden Degen am Schott.
Er flusterte:»Allday, alter Freund, ich. «Er fuhr sich ubers Gesicht, als wolle er Spinnweben entfernen. Ein Schatten schien Allday zu verdecken.
Bolitho wandte sich verzweifelt wieder dem Madchen zu. Er sah ihre Augen, den Mund, aber dann legte sich der Schatten uber sie, und sie schien zuruckzuweichen, obwohl er ihre Hande hielt und wu?te, da? sie sich nicht bewegt hatte.
«Den Verband!«sagte Tuson knapp. Er beugte sich uber Bolitho.»Das war erst der Anfang, Sir.»
Er hatte zuerst das rechte Auge gepruft, um ihm Hoffnung zu machen, denn er wu?te, da? das andere viel schwerer geschadigt war.
Bolitho war vor Enttauschung so erschopft, da? er sich widerstandslos den Verband anle gen lie?.
Eine Tur ging auf, und er horte Keen fragen:»Nun, wie sieht's aus?»
«Besser, als ich zu hoffen gewagt hatte«, erwiderte Tuson.
«Blind auf einem Auge, Val, und das andere ist nicht gerade gesund«, lie? sich Bolitho vernehmen.
«Ich gehe jetzt besser, Sir«, sagte Zenoria.
Bolitho streckte die Hand aus.»Bitte bleiben Sie.»
«Das Geschwader ist komplett, Sir«, sagte Keen. Das klang niedergeschlagen.»Ich melde mich stundlich bei Ihnen.»
Bolitho hielt die Hand des Madchens wie eine Rettungsleine. Er lehnte sich im Sessel zuruck und sagte:»Wenn das Wetter es zula?t, Val, mochte ich alle Kommandanten morgen hier bei mir sehen. Bitten Sie aber erst Barracouta, Inchs Meldung sofort zu ubermitteln.»
Er hatte erwartet, da? Keen oder Tuson Einspruch erheben wurden; ihr Schweigen sagte ihm mehr als jedes Wort.
Turen offneten und schlossen sich. Bolitho fragte:»Sind wir allein?»
«Ja, Sir.»
Bolitho streckte die Hand aus und beruhrte ihr Haar. Er mu?te mit seinen Kommandanten sprechen. Sie brauchten einen Admiral, der fuhrte, nicht verzweifelte. Jobert wurde jede Schwache als Waffe gegen ihn benutzen.
Er spurte, wie sie sich bewegte, und sagte leise:»Nicht weinen, Madchen, du hast schon zu viele Tranen vergossen. «Er streichelte weiter ihr Haar und sah nicht das Mitleid in ihren Augen.»Hilf mir, damit meine Bande morgen einen Vizeadmiral vorfindet und keinen hilflosen Kruppel.»
Spater, als ein Boot Inchs Meldung zum Flaggschiff gebracht hatte und Keen damit in die Achterkajute trat, fand er Bolitho immer noch im Sessel sitzen. Zenoria war zu seinen Fu?en eingeschlafen.
«Freut mich, da? sie Ihnen Gesellschaft leistet, Sir«, sagte Keen.
Bolitho beruhrte ihr Haar, aber sie regte sich nicht.»Sie verstehen das doch, Val, oder? Ich brauche ihre Gegenwart, ihre Stimme. Ich bin zu sehr an Manner gewohnt, an die Harten des Krieges.»
Keen lie? ihn reden. Bolitho strich dem Madchen unablassig uber das lange Haar und fuhr fort:»Wenn der Tag gekommen ist, an dem Sie Ihre eigene Flagge hissen, lassen Sie sich von nichts ablenken. Ich selbst gab die personlichen Kontakte nur widerwillig auf, als ich Admiral wurde. Ich wollte Teil des Schiffes sein, das meine Flagge fuhrte, Gesichter und Namen behalten, Menschen, nicht blo?e Besatzungsmitglieder. Aber weil ich keine Distanz wahren konnte, bin ich dafur verantwortlich, da? Manner gestorben sind und Supreme praktisch verloren ist.«»So durfen Sie nicht denken, Sir.»
«Val, wenn Sie erst Admiral sind, vergessen Sie die Menschen!«Bolitho sagte das so laut, da? Zenoria erwachte und erst ihn und dann Keen fragend anstarrte.»Aber ich bringe das nicht fertig!«Bolithos Zorn war verflogen, er senkte den Kopf.»Und das zerrei?t mich innerlich.»
Bolitho ergriff die Hand des Madchens.»Gehen Sie jetzt. Aber besuchen Sie mich wieder. «Er hob ihre Hand an seine Lippen.
Die Tur wurde geschlossen, und Bolitho horte, wie Allday Zenoria zu ihrer Kajute begleitete.
Keen wartete und kam sich uberflussig vor, weil er nicht helfen konnte.»Offnen Sie Inchs Bericht, Val«, sagte Boli-tho.»Wir haben viel zu tun.»
Am nachsten Morgen lagen die Schiffe beigedreht, und die Kommandanten kamen wie befohlen an Bord der Argonaute zusammen.
Bolitho sa? in seiner Kajute vorm Spiegel und war bemuht, seine Gedanken zu sammeln. Er konnte nicht akzeptieren, was ihm zugesto?en war, hatte sich aber tausendmal geschworen, sich davon nicht unterkriegen zu lassen.
Er horte das Schrillen der Bootsmannspfeifen, als der letzte Kommandant von der Ehrenwache an Bord begru?t wurde, und kam sich mehr wie ein Schauspieler vor seinem Auftritt vor. War diese Besprechung uberhaupt notig? Oder wollte er seinen Kommandanten nur etwas demonstrieren? Irgendwie fuhlte er sich aber wirklich besser, und nicht nur, weil er ein frisches, sauberes Hemd trug und sich unter Alldays Aufsicht vorsichtig gewaschen hatte.
«Sind Sie bereit, Sir?«Tuson schien immer zur Stelle zu sein.
Bolitho packte seine Knie und antwortete:»Aye.»
Der Verband uber seinem rechten Auge wurde abgenommen, der inzwischen vertraute Bausch mit der su? riechenden Salbe tat sein Werk, und Tuson bemerkte:»Mit Verlaub, Sir, als Patient haben Sie Fortschritte gemacht.»
Bolitho schlug die Augen auf und betrachtete sein unscharfes Spiegelbild. Die kleinen Narben im Gesicht fielen wegen seiner sonnverbrannten Haut weniger auf, doch das linke Auge starrte ihn bose und rotgeadert an.
Jenseits des Spiegels burstete Ozzard sorgfaltig seinen besten Uniformrock mit den schimmernden Epauletten; er mu?te eine perfekte Vorstellung geben. Allday machte einen langen Hals, um sich zu vergewissern, da? er bei der Rasur auch nicht ein einziges Barthaar ubersehen hatte, und Yovell war am Tisch mit Akten beschaftigt. Der Rahmen war fast perfekt. Er hob den Blick und sah, da? Zenoria ihm uber die Schulter schaute.
Sie lachelte sanft und verschworerisch, fuhr Bolitho mit einem Kamm durchs Haar und legte die Stirnlocke so, da? sie teilweise den Verband uberm linken Auge verdeckte. Seinen Zopf hatte sie bereits geflochten und gebunden.
Bolitho horte von unten Stampfen und Stimmen. Die Kommandantenbesprechung sollte in der Messe unter seiner Kajute stattfinden, denn er mu?te sein Quartier freihalten; als Zufluchtsort, falls etwas schiefging.
«Vielen Dank, Zenoria«, sagte er.»Sie haben mit schlechtem Material Ihr Bestes getan.»
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Sie gab zwar keine Antwort, aber er sah ihrem Gesicht an, da? sie sich freute. Ihr Haar war wieder straff zuruckgebunden, und ihre braunen Augen blickten entschlossen.
Bolitho dachte an Inchs wie ublich weitschweifigen, aber doch nutzlichen Bericht, der einen wichtigen Punkt enthielt. Einen Schlussel vielleicht — oder eher eine raffinierte Falle?
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