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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 39
Allday holte tief Luft.»Es geht um den Admiral, Sir. Er hat sich mehr aufgeladen, als er tragen kann. Das ist unfair.»
Keen mu?te lacheln; darum ging's also. Er hatte schon befurchtet, da? eine Katastrophe passiert sei.
Aber Allday war noch nicht fertig.»Wollte mir's nur von der Seele reden, Sir, weil Sie doch ein anstandiger Mensch sind. Und fur ihn da achtern ein wirklich guter Freund. Schuld dran ist irgendwas, das der Flaggleutnant gesagt hat. Das spure ich in meinen Knochen. Mu? was sein, was ihn tief getroffen hat.»
Keen war zwar mude, aber auch intelligent und schnell von Begriff. Jetzt wurde ihm klar, was ihm langst hatte auffallen mussen: wie seltsam formlich der Admiral und sein Neffe neuerdings miteinander umgingen.
Er sagte:»Uberla? das ruhig mir, Allday. Ich hab' schon verstanden.»
Forschend sah Allday ihm ins Gesicht und nickte dann.»Mu?te einfach daruber reden, Sir. Sonst verprugle ich eines Tages noch den Flaggleutnant, und wenn er dreimal Offizier ist!»
Keen erhob sich.»Das will ich nicht gehort haben, Allday. «Er lachelte.»Und jetzt mach, da? du in deine Koje kommst.»
Danach sa? Keen noch lange an seinem Schreibtisch und sah zu, wie die Sonne langsam im Meer versank.
Eigentlich hatte er tausenderlei Dinge zu tun, denn eine Ahnung sagte ihm, da? sie bald wieder zu den Waffen wurden greifen mussen. Er spurte das, um mit Allday zu reden, in seinen Knochen. Das Gesprach war alles andere als erheiternd gewesen, aber er merkte, da? er daruber die Konferenz im Kartenhaus vergessen konnte, Quantocks stumme Mi?billigung und Tyrrells prahlerisches Versprechen, da? er sie zu einem Platz fuhren konne, wo sie dem anderen Schiff uberlegen sein wurden.
Alldays Besuch hatte das alles verdrangt. Er kannte Bolithos Bootsfuhrer nun schon seit achtzehn turbulenten Jahren; es war eine Zeit der Gefahren und Entbehrungen gewesen, eben Kriegszeit, mit kurzen Erholungspausen dazwischen, in denen die uberwaltigende Freude, trotz aller Fahrnisse noch am Leben zu sein, das pragendste Erlebnis war.
Wenn es um Allday ging, drangte sich stets als erstes ein einziges Wort auf: Treue.
Mude griff Keen nach der Glocke, um seinen Steward herbeizuzitieren.
Die wenigsten, uberlegte er, wurden den Begriff Treue definieren konnen. Aber er hatte immerhin erleben durfen, in welcher Gestalt sie sich verkorperte.
XI Spate Rache
«Alle Mann an Deck, alle Mann an Deck! Aufentern und klar zum Bramsegelsetzen!»
Bolitho beobachtete von der Querreling aus, wie die tropfnassen Kutter wieder einmal auf ihren Stellings festgelascht wurden. Achates hatte hier einige Stunden geankert, wahrend die Beiboote ausgesetzt wurden, um eine Bucht zu rekognoszieren, in der sich ein Schiff hatte verstecken konnen. Aber wie schon all die Male zuvor waren die Leute unverrichteter Dinge zuruckgekehrt.
Bolitho beschattete die Augen, um trotz der grellen Sonne das Land zu erkennen Santo Domingo lag nur wenige Meilen weiter nordwestlich; danach kam noch die Mona-Passage, und dann waren sie wieder in den nordlichen Zufahrtswegen, wo alles seinen Anfang genommen hatte.
Zwei vergeudete Wochen. Dazu der tagliche Kampf um die Ausnutzung einer so leichten Brise, da? sie an Land kaum ein Pappelblatt bewegt hatte.
Nun sah er zu, wie die gro?en Bramsegel schlugen und sich trage fullten, bis das Schiff sich auf dem neuen Kurs leicht uberlegte.
Keen kam quer ubers Deck heran und wartete darauf, da? Bolitho sich zu ihm umwandte.
«Mit allem Respekt, Sir, aber ich glaube, wir sollten nach San Felipe zuruckkehren.»
«Ich kenne diese Gewasser, Val«, erwiderte Bolitho.»Hier konnte man notfalls eine ganze Flotte verstecken. Sie glauben, da? ich mich geirrt habe, nicht wahr?«Er fuhr sich uber das zerknitterte Hemd und lachelte Keen an.»Ich mache Ihnen daraus keinen Vorwurf, schlie?lich waren die letzten Wochen fur uns alle eine Qual.»
«Ich sorge mich Ihretwegen, Sir«, sagte Keen.»Je langer wir warten.
Bolitho nickte.»Ich wei?. Mein Hals steckt in der Schlinge. Das war mir von Anfang an bewu?t.»
Die Wanten knarrten, als die Brise etwas auffrischte und die Segel sich strafften. Hoch oben in den Masten lie?en die zusatzlichen Ausguckposten die uberanstrengten Augen rundum schweifen und verfluchten heimlich ihre Vorgesetzten wegen dieser Schikane.
Bolitho horte das dumpfe Tappen von Tyrrells Holzstumpf naherkommen und wandte sich ihm gru?end zu. Keen entschuldigte sich und schlenderte zur anderen Seite hinuber. Sein Mi?trauen und sein wachsender Argwohn Tyrrell gegenuber lie?en sich nicht mehr verbergen.
Tyrrell sandte ihm einen Blick nach und meinte:»Kann mich wohl nicht ausstehen, der Gute. «Aber seine Stimme klang besorgt und nicht mehr so zuversichtlich.
«Sind Sie sich Ihrer Sache immer noch so gewi?, Jethro?«fragte Bolitho.
«Sie konnen Gott wei? wo sein. «Er hammerte mit der Faust auf die Reling.»Aber verschiedene Freunde haben mir gesagt, da? sie sich in einer dieser Buchten hier erholen wollen. Und von den Spaniern haben sie ja nichts zu befurchten. Au?erdem kennen die langst ihre Absichten, davon bin ich uberzeugt.»
Bolitho musterte Tyrrell nachdenklich.»Wir sind jetzt in spanischen Gewassern. Es gibt keine Rechtfertigung fur unsere Anwesenheit, es sei denn, dieses verdammte Schiff versteckt sich wirklich hinter der spanischen Flagge.»
Keen kam zuruck und sagte mit ausdruckslosem Gesicht:»Wir mussen bald wieder uber Stag gehen, Sir. «Tyrrell lie? er absichtlich unbeachtet.»Und danach kommt das muhsame Aufkreuzen zur Mona-Passage. So flau der Wind ist, hat er es offenbar doch darauf abgesehen, uns das Leben schwer zu machen.»
Noch wahrend er sprach, wurde das Vorbramsegel schlaff und schlug gegen die Wanten; Manner hasteten an die Brassen, um die Rah abermals neu zu trimmen.
Plotzlich sagte Tyrrell:»Mir ist etwas eingefallen. Geben Sie mir ein Boot. «Er sprach hastig, als musse er auch eigene Vorbehalte ubertonen.»Sie glauben mir nicht. Aber ich bin mir ja selbst nicht sicher.»
Sie blickten alle nach oben, als ein Ausguckposten rief:»An Deck! Segel in Nordwest!»
«Hol's der Teufel«, murmelte Keen.»Das ist bestimmt ein Patrouillenboot aus Santo Domingo!»
Tyrrell musterte ihn kalt.»Die Spanier haben Ihr schones Schiff schon seit Tagen beobachtet, Kapitan Keen, darauf halte ich jede Wette.»
Keen wandte den Blick ab.»Ich wette nicht mit einem Glucksritter«, brummte er. Scharf befahl Bolitho:»Das reicht!»
Er blickte zum Krahennest auf. Der Tag war sonnig und klar, der Ausguckposten da oben mu?te mehr erkennen konnen als jeder andere.
Durch die hohlen Hande schrie er hinauf:»Was fur ein Schiff?»
Bolitho war sich bewu?t, da? einige der in der Nahe arbeitenden Seeleute innehielten und ihn anstarrten. Ein Admiral, auch wenn er noch so jung war, und Schreien? Das mu?te ihnen vorkommen wie eine Blasphemie.
Aus dem Ausguck schrie es herunter:»Eine Fregatte, Sir, wie's aussieht.»
Bolitho nickte. Also eine Fregatte. Wahrscheinlich hatte Keen mit seiner Vermutung recht, dann blieben ihnen hochstens noch zwei Stunden.
Er befahl:»Lassen Sie bitte beidrehen und einen Kutter aussetzen. Bewaffnet und unter dem Befehl eines Leutnants.»
Eifrige Rufe erklangen, hastiges Getrappel ringsum auf den von der Sonne gedorrten Planken, und dann drehte Achates zogernd in den Wind, wahrend das Boot bereits ruckartig uber das Steuerbordschanzkleid geschwungen wurde.
Knocker, der sich an Keen herangeschoben hatte, murmelte:»Die Bucht ist nicht gro?er als ein Dorfteich, Sir. Ein solches Schiff kame niemals da hinein.»
«So steht's in Ihrer Karte«, erwiderte Tyrrell duster.»Aber ich wei? es besser.»
Bolitho sah Scott, den Dritten Offizier, sich hastig mit dem Sabel gurten, wahrend ihm der Messesteward mit Pistole und Zweispitz nachlief. Von trubsinniger Untatigkeit zu hektischer Betriebsamkeit — wie oft hatte Bolitho diesen Stimmungsumschwung schon erlebt, auch an sich selbst.
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