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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 38
Er reichte das Glas einem Midshipman zuruck und begann, langsam auf dem Achterdeck hin und her zu wandern. Hoffentlich hatte er Kapitanleutnant Napier nicht uberfordert. Immerhin schien er in seinem neuen, wenn auch befristeten Amt als Gouverneur uberglucklich zu sein. Und mit seiner unter der machtigen Festungsbatterie verankerten Vierzehn-Kanonen-Brigg und den schneidigen Infanteristen vom 60. Regiment — den Royal Americans, wie sie immer noch genannt wurden — konnte er wenigstens den Anschein von Starke und Kampfkraft erwecken.
Bolitho sah Leutnant Hawtayne Waffen und Ausrustung einiger Marine-Infanteristen inspizieren. Ein Gluck, da? sie wieder da waren, wo sie hingehorten: an Bord der Achates. Sehr wahrscheinlich wurden sie bald erneut gebraucht.
Mit einem heimlichen Lacheln horte er die helle Stimme des Marineleutnants schimpfen:»Rei? dich zusammen, Jones! Der Schlendrian an Land ist vorbei!«Sofort hatte Bolitho wieder das Bild des erschossenen Trommelbuben vor Augen; es wurde ihn noch lange heimsuchen, das wu?te er.
Da horte er Adams leichten Schritt neben sich und sah ihn abwartend stehenbleiben.
«Und wie geht's meinem Flaggleutnant an diesem schonen Tag?«fragte er.
Adam lachelte; der Augenblick war gunstig.
«Miss Robina ist ein wunderbares Madchen, Onkel. Ich bin noch nie einer Frau wie ihr begegnet.»
Bolitho lie? ihn sein Herz ausschutten, ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen. So standen die Dinge also. Hatte er nicht selbst so viele Probleme gehabt, ware ihm schon damals klargeworden, da? Adams Ausflug nach Newburyport nicht ein Abschlu?, sondern ein neuer Anfang sein wurde.
«Hast du ihren Vater um ihre Hand gebeten?»
Adam errotete.»Dafur war es noch viel zu fruh, Onkel. Das hei?t, ich habe etwas durchblicken lassen uber unsere Zukunft, will sagen, uber die nicht allzu ferne Zukunft…«Er lie? den Satz unvollendet und starrte ins dunkelblaue Wasser hinunter. Dann raffte er sich auf und sagte:»Ich wei? naturlich, da? sie mich nicht heiraten kann. Und ihr Onkel ist im Bilde. Er war richtig froh, da? er mich auf eines seiner Schiffe abschieben konnte.»
Bolitho sah auf. Vivid gehorte also Chase. Seltsam, da? Tyrrell das unerwahnt gelassen hatte.
«Gehen wir eine Weile auf und ab, Adam.»
Einige Minuten schritten sie schweigend nebeneinander her, wahrend das Schiff sich unter ihnen hob und senkte.
Schlie?lich begann Bolitho:»Du hast eine Zukunft bei der Marine, Adam. Und zwar eine aussichtsreiche, falls ich ein Wort dabei mitzureden habe. Du kommst aus einer alten Seefahrerfamilie, aber das gilt auch fur andere. Denke immer daran, da? du alles bisher Erreichte nur dir selbst zu verdanken hast. Wenn die jungen Offiziere wie du erst an die richtigen Stellen kommen, sollte die Kriegsmarine ein besseres, menschlicheres Gesicht aufweisen als zu meiner Zeit. Wir sind ein Inselvolk und werden Schiffe immer bitter notig haben, ebenso Manner, die auf ihnen zu kampfen verstehen.»
Adam erwiderte Bolithos Blick.»Nichts anderes wunsche ich mir, seit ich auf deiner Hyperion als Kadett angeheuert habe.»
Bolitho sah zum Batteriedeck hinunter, wo der Matrose, der ein Auge verloren hatte, von seinen Kameraden begru?t wurde; unsicher ertastete er sich seinen Weg an einem Achtzehnpfunder vorbei. Er hatte sich immer noch nicht ganz erholt, aber die schwarze Augenklappe gab ihm etwas Verwegenes, und seine Kameraden behandelten ihn als Helden.
Auch Adam hatte ihn bemerkt, bedachtsam suchte er nach Worten.»Manner wie er da unten, Onkel, sind dir wohl ziemlich wichtig, nicht wahr? Du siehst in ihnen nicht nur unwissende Handlanger, sondern sie bedeuten dir etwas.»
Bolitho wandte sich ihm zu.»Ganz sicher tun sie das. Wir durfen ihre Treue niemals fur selbstverstandlich halten, Adam. Leider gibt es viele andere, die genau das tun.»
Adam nickte.»Als ich in Vaters altem Sessel sa?.»
Leise fragte Bolitho:»In Newburyport, wo er einst mit seinem Schiff Zuflucht suchte?»
Adam wandte den Blick ab.»Sie haben mich hingefuhrt, Onkel. Als sie meinen Familiennamen horten, haben sie es gleich erraten. Er ist in Neuengland nicht gerade haufig.»
«Ich freue mich daruber. Du hast also mehr gesehen als ich.»
Bolitho horte Keen herankommen und war fast dankbar fur die Storung. Schmerzlich war nicht nur die Erinnerung an Hugh und an das, was er ihrem Vater angetan hatte, als er desertierte, um mit den amerikanischen Rebellen zu kampfen; und es war nicht nur das Bewu?tsein der Schande, die Rivers so geflissentlich erwahnt hatte. Nein, Bolitho machte sich nichts vor, er war eifersuchtig auf Adams Vater. Und gekrankt, so lacherlich ihm das auch vorkam.
Keen griff gru?end zum Hut.»Mr. Tyrrell ist beim Master im Kartenhaus, Sir. Ich denke, wir sollten uns den nachsten Kartenausschnitt vornehmen. «Er warf einen prufenden Blick zum klaren Himmel.»Wie es aussieht, sollten wir die ganze Nacht unsere Fahrt beibehalten konnen. «Das verlegene Schweigen schien er nicht zu bemerken.
«Gut, ich komme gleich nach. «Bolitho nickte seinem Neffen zu.»Und du am besten auch. Es ist eine Erfahrung mehr fur dich.»
Aber vor dem Kartenhaus zogerte er plotzlich.»Ubernehmen Sie, Val«, sagte er abrupt.»Ich gehe in meine Kajute. Sie konnen mir ja spater berichten.»
Erschreckt fragte Adam:»Fuhlen Sie sich nicht wohl, Sir?»
«Nur etwas mude. «Bolitho ging und war bald im Schatten unter dem Huttendeck verschwunden.
Irgendwie fuhlte er sich au?erstande, ihnen allen gerade jetzt gegenuberzutreten: Knocker, dem Segelmeister, Quantock, Hauptmann Dewar von den Royal Marines und dazu ihren jeweiligen Gehilfen.
Bolitho hatte bei Napier in San Felipe einen Brief zuruckgelassen und au?erdem eine Abschrift davon, die mit dem nachsten Schiff nach England abgehen sollte, das den Hafen zur Verproviantierung anlief.
Da? er so vollig im dunkeln blieb uber Belindas Ergehen, fra? an ihm wie ein Geschwur. Ihm war selbst nicht bewu?t gewesen, wie sehr die Ungewi?heit an seinen Kraften zehrte. Bis Adam ihn an Hugh erinnert hatte: >Als ich in Vaters altem Sessel sa?…< Bis dahin war Hugh nur ein vager Schatten aus der Vergangenheit gewesen. Aber jetzt stand er wieder zwischen ihnen, erhob Anspruch auf seinen Platz in der Familie.
Bolitho lie? sich auf die Bank unter den Heckfenstern sinken und starrte ins wei?schaumende Kielwasser drau?en, das Achates hinter sich herzog.
Allday kam aus der Pantry getrottet.»Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen, Sir?«fragte er bewu?t beilaufig.
«Nein, danke. «Bolitho wandte sich um und sah ihn an.»Du bist der einzige hier, der mich wirklich kennt, wei?t du das?»
«Manchmal stimmt das, Sir, manchmal nicht. Alles in allem kriege ich wohl ofter als andere den Mann zu sehen, der Sie wirklich sind,
Sir.»
Bolitho lie? sich zurucksinken und atmete tief ein.»Mein Gott, All-day, ist das eine Qual!«Aber als er aufblickte, war Allday verschwunden.
Bolitho sah achteraus einen Fisch springen. Wer wollte es Allday auch verubeln, da? er sich fur seinen verzweifelten Vorgesetzten schamte?
Aber Allday hatte sich nur in seine winzige, durch Vorhange abgeschirmte Kammer zuruckgezogen, die er mit seinen beiden Freunden teilte: Jewell, dem Segelmacher, und Christy, den er schon von der alten Lysander her kannte.
Spater, mit drei gro?en Bechern Rum im Leibe, baute er sich vor Keens Kajute auf.
Der Steward des Kommandanten beaugte ihn mi?trauisch.»Was willst du hier, Allday?»
Er rumpfte die Nase, als Allday ihm seinen Fuselatem ins Gesicht blies.»Ich verlange den Kapt'n zu sprechen.»
Das war ganz unublich, und au?erdem fuhlte Keen sich nach der Diskussion im Kartenhaus wie geradert. Aber er kannte Allday und verdankte ihm au?erdem sein Leben.»Komm herein und mach die Tur zu. «Er winkte seinen Steward hinaus.»Was ist los, Mann? Du siehst ja aus, als wolltest du dich prugeln.»
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