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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 30
Bolitho wu?te, da? er hatte weitergehen sollen, aber er konnte sich nicht bewegen. Dumaresqs Ton schien seine Beine zu lahmen. Es lag etwas darin, das sich in Jahren aufgestaut hatte und nicht langer zuruckhalten lie?.
Egmont protestierte lahm:»Ich habe es nicht gewu?t. Sie mussen mir glauben. Ich mochte Ihren Vater. Ich habe ihm treu gedient und ihn immer bewundert.»
Dumaresqs Stimme klang jetzt gedampft. Er mu?te sich ungeduldig abgewandt haben.
«Aber mein Vater, den Sie so bewundert haben, starb als armer Mann — das ubliche Schicksal eines abgehalfterten Schiffskommandanten, der nur noch einen Arm und ein Bein besa?. Dennoch bewahrte er Ihr Geheimnis, Egmont, er zumindest hielt sich an das, was wir Loyalitat nennen! Jetzt konnte das Ende fur alles gekommen sein, was Ihnen lieb ist.»
«Wollen Sie mir drohen, Sir, in meinem eigenen Haus? Der Vizekonig schatzt mich. Er wird sich sehr schnell au?ern, wenn ich mich bei ihm beschwere.»
«Wirklich?«Dumaresqs Stimme wurde gefahrlich ruhig.»Piers Garrick war ein Pirat, vielleicht von vornehmer Herkunft, aber seinem Wesen nach ein verdammter Pirat. Wenn die Wahrheit uber die Astu-rias herausgekommen ware, hatte ihn selbst sein Kaperbrief nicht vor dem Galgen retten konnen. Das Schatzschiff hat sich tapfer gewehrt, und Garricks Kaperschiff wurde schwer beschadigt. Der Don strich die Flagge, weil er wahrscheinlich nicht erkannt hatte, da? Garricks Schiff vollig durchlochert war. Das war das Dummste, was er tun konnte.»
Bolitho wartete mit angehaltenem Atem und furchtete, die plotzliche Stille konnte bedeuten, da? seine Anwesenheit bemerkt worden war.
Doch Dumaresq sagte unvermittelt:»Garrick versenkte sein eigenes
Schiff und ubernahm die Asturias. Wahrscheinlich totete er die meisten Spanier oder lie? sie da, wo niemand sie finden konnte, verhungern. Es war ja alles so einfach fur ihn. Unter irgendeinem Vorwand fuhrte er das Schatzschiff in diesen Hafen. England und Spanien lagen im Krieg miteinander, so durfte die Asturias kurze Zeit bleiben, um — offiziell — Reparaturen auszufuhren; in Wirklichkeit aber, um zu beweisen, da? sie nach dem Gefecht mit Garrick noch schwamm. «Egmont sagte unsicher:»Das ist eine Vermutung.«»Wirklich? Lassen Sie mich fortfahren, dann konnen Sie entscheiden, ob Sie immer noch den Vizekonig um Hilfe bitten wollen. «Seine Stimme war so schneidend, da? Bolitho fast Mitleid fur Egmont empfand.
Dumaresq fuhr fort:»Ein englisches Kriegsschiff wurde ausgesandt, um den Verlust von Garricks Schiff und das Verschwinden des Schatzes, der eine rechtma?ige Prise des Konigs gewesen ware, zu untersuchen. Dieses Schiff wurde von meinem Vater gefuhrt. Sie, sein Erster Offizier, wurden losgeschickt, um eine Erklarung von Garrick einzuholen; er mu? erkannt haben, da? er reif fur den Galgen war, wenn er Sie nicht auf seine Seite zog. Mit Ihrer Hilfe wurde er rehabilitiert. Und wahrend er sein Gold aus dem Versteck holte, wo er es nach Versenkung der Asturias verborgen hatte, quittierten Sie den Dienst in der Marine und tauchten seltsamerweise ausgerechnet hier in Rio auf, wo alles begonnen hatte. Aber diesmal als reicher Mann, als sehr reicher Mann. Mein Vater hingegen diente weiter. Dann, im Jahr 1762, als er mit Admiral Rodney von Martinique aus die Franzosen von den Karibischen Inseln vertrieb, wurde er schwer verwundet, was ihm den Lebensnerv zerschnitt. Welche Folgerungen sind aus dieser Geschichte zu ziehen?»
«Was wunschen Sie von mir?«Egmont wirkte benommen, uberwaltigt von Dumaresqs totalem Sieg.
«Ich verlange eine beschworene Erklarung, die bestatigt, was ich soeben gesagt habe. Notfalls werde ich die Hilfe des Vizekonigs in Anspruch nehmen, sobald der Haftbefehl aus England eintrifft. Den Rest konnen Sie sich denken. Mit Ihrer Erklarung und der Vollmacht, die Seine Majestat und die Lords der Admiralitat mir erteilt haben, beabsichtige ich, Sir Piers Garrick festzunehmen und nach England vor Gericht zu bringen. Au?erdem will ich den Goldschatz oder vielmehr das, was noch davon ubrig ist. Aber in erster Linie will ich Garrick!»
«Warum behandeln Sie mich dann so schlecht? Ich hatte nichts mit dem zu tun, was Ihrem Vater bei Martinique passierte. Damals war ich nicht mehr in der Marine, das wissen Sie doch!»
«Piers Garrick lieferte Waffen und sonstiges militarisches Material an die franzosischen Garnisonen in Martinique und Guadeloupe. Ohne ihn — und Sie — ware mein Vater vielleicht unverwundet geblieben. Und Garrick hatte nicht ein zweites Mal Gelegenheit gehabt, sein Vaterland zu verraten.«»Ich — wei?… Ich brauche Zeit, um daruber nachzudenken.«»Ihre Zeit ist abgelaufen, Egmont. Sie hatten volle drei?ig Jahre Frist. Ich verlange, da? Sie mir Garricks Schlupfwinkel nennen, mir sagen, was er tut, und alles, was Sie uber den Goldschatz wissen. Alles! Wenn Sie meine Forderung erfullen, segle ich weiter, und Sie sehen mich nicht wieder. Wenn nicht. «Dumaresq lie? den Rest ungesagt.
Egmont sagte:»Kann ich Ihnen trauen?»
«Mein Vater traute Ihnen. «Dumaresq stie? ein kurzes Lachen aus.»Wahlen Sie.»
Bolitho pre?te sich mit dem Rucken an die Wand und blickte zu den Sternen auf. Dumaresq wurde offenbar nicht nur von Pflichtgefuhl und Tatkraft getrieben, sondern auch von Ha?. Ha? hatte ihn vage Informationen sammeln und nach dem Schlussel suchen lassen, der die Tur zu dem Geheimnis um Garrick offnen konnte. Kein Wunder, da? die Admiralitat gerade ihn mit diesem Auftrag betraut hatte: Der zusatzliche Ansporn der Rachsucht gab Dumaresq einen meilenweiten Vorsprung vor jedem anderen Kommandanten.
Eine Tur flog krachend auf, und Bolitho horte Rhodes singen und dann protestieren, als er von anderen in den Raum zuruckgezogen wurde.
Er ging langsam uber die Terrasse davon, verwirrt von dem eben Gehorten. Wie konnte er wieder Dienst tun, ohne sein Wissen preiszugeben? Dumaresq wurde ihn in Sekunden durchschauen.
Plotzlich war Bolitho vollig nuchtern. Was wurde aus Mrs. Egmont werden, wenn Dumaresq seine Drohung wahr machte? Er drehte sich heftig um und ging auf die offenen Turen zu. Als er eintrat, bemerkte er, da? einige Gaste schon gegangen waren. Der Kommandeur der Festungsbatterien verneigte sich tief und schwenkte dabei den Hut vor seinem stattlichen Bauch. Egmont stand neben seiner Frau, das Gesicht bleich, aber ausdruckslos. Dumaresq gab sich gewandt wie zu Beginn des Festes; er nickte den scheidenden Portugiesen freundlich zu und ku?te behandschuhte Damenhande zum Abschied. Beide schienen von den Menschen, die Bolitho soeben ungewollt hatte streiten horen, himmelweit verschieden zu sein.
Dumaresq sagte:»Ich glaube, meine Offiziere sind mit mir einig in der Begeisterung fur diese Festtafel, Mr. Egmont!«Sein Blick haftete nur einen Augenblick auf Bolitho, aber dieser spurte die Frage, als ware sie laut hinausgeschrien worden.»Ich hoffe, wir konnen Ihre Freundlichkeit erwidern. Doch Dienst ist Dienst, wie Sie aus eigener Erfahrung wissen.»
Bolitho schaute in die Runde, aber niemand schien die Spannung zwischen Egmont und dem Kommandanten bemerkt zu haben.
Egmont wandte sich ab und sagte:»Wir wollen uns allen eine gute Nacht wunschen, meine Herren.»
Seine Frau trat vor, doch ihre Augen lagen im Schatten, als sie Du-maresq die Hand hinhielt.»Man konnte auch schon >Guten Morgen< sagen, nicht wahr?«Dumaresq lachelte und ku?te ihre Hand.»Sie zu sehen, ist zu jeder Tageszeit ein Genu?, Madam.»
Sein Blick blieb an ihrem halb entblo?ten Busen haften, und Bolitho lief rot an, als ihm einfiel, was Dumaresq uber das Madchen gesagt hatte, dem sie mit ihrer Kutsche begegnet waren.
Mrs. Egmont schenkte dem Kapitan ein Lacheln, ihre Augen strahlten jetzt im Widerschein des Kerzenlichts.»Dann haben Sie fur einen Tag sicher genug gesehen, Sir!»
Dumaresq lachte und nahm seinen Hut von einem Diener in Empfang, wahrend die anderen sich verabschiedeten.
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