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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander - Страница 19
Sie hob die Schultern.»Der Oberst versucht zu erklaren, warum seine Leute dem Transport nicht zu Hilfe kommen konnten. Sie waren im letzten Augenblick wegen eines Goldtransportes nach
Bodmin zuruckbeordert worden. De Crespigny hat eine Untersuchung angeordnet und auch nach unserem Friedensrichter geschickt.»
Bolitho betrachtete seine Hande. Er stand ganz dicht am Feuer, fror aber noch immer. Das von seinem Bruder erwahnte Wespennest war mitten unter ihnen aufgescheucht worden. Wie die besturzten und verwirrten Uberlebenden des Uberfalls, so hatte auch er zuerst einen tiefen Groll gegen die Dragoner verspurt, weil sie nicht zur Hilfe gekommen waren. Aber als er Zeit zum Nachdenken fand, begriff er das Dilemma des Obersten. Ein etwas nebelhafter Plan, Schmuggler zu fangen, stand gegen seine strikte Order, einen wertvollen Goldtransport zu begleiten; da hatte er nicht lange uberlegen durfen. Au?erdem hatte er erwartet, da? Hugh das Unternehmen abblasen wurde, sobald er diese Anderung erfuhr.
Unwillig stie? Bolitho hervor:»Aber was unternehmen sie zur Befreiung Martyns?»
Seine Mutter stand hinter ihm und fuhr ihm streichelnd ubers Haar.
«Alles, was in ihrer Macht liegt, Richard. Der arme Junge — auch ich denke standig an ihn.»
Die Tur der Bibliothek offnete sich, und die drei Manner traten ins Zimmer.
Was fur ein seltsames, zusammengewurfeltes Trio, dachte Bolitho. Sein Bruder — schmallippig, verschlossen, schabig in seiner Borduniform —, Vyvyan wuchtig, grimmig, mit der gewaltigen Narbe, die den Eindruck von Willenskraft noch verstarkte, und der Dragoneroberst: adrett, elegant wie ein Angehoriger der Leibwache des Konigs. Es war kaum zu glauben, da? er ohne Pause so viele Meilen geritten war. Harriet Bolitho hob den Kopf.»Nun, Sir Henry, was halten Sie von der Angelegenheit?»
Vyvyan rieb sich das Kinn.»Ich denke, Madam, da? diese Teufel den jungen Dancer als Geisel mitgenommen haben; weshalb, kann ich allerdings nicht sagen. Es sieht schlecht aus, daruber mussen wir uns klar sein.»
De Crespigny meinte:»Wenn ich mehr Leute hatte, wenigstens zwei weitere berittene Abteilungen, konnte ich vielleicht etwas unternehmen, aber so…«Er beendete den Satz nicht. Bolitho beobachtete sie mude und enttauscht. Jeder von ihnen dachte nur an sich selbst, versuchte, sich aus der Sache herauszuhalten, die Schuld einem anderen zuzuschieben, jetzt, da die Behorden erfuhren, was sich ereignet hatte. Er blickte seinen Bruder an. Es bestand wohl kein Zweifel daran, wer diesmal seinen Kopf hinhalten mu?te. Nancy flusterte:»Ich werde fur ihn beten, Dick. «Er blickte sie an und lachelte. Sie hielt Martyns Hut ans Feuer, um ihn zu trocknen, behandelte ihn wie einen Talisman. Vyvyan fuhr fort:»Wir durfen diese Niederlage nicht hinnehmen. Mussen uns etwas einfallen lassen.»
Man horte Stimmen in der Halle, und einen Augenblick spater steckte Mrs. Tremayne den Kopf ins Zimmer. Hinter ihr sah Bolitho des Jagdaufsehers gewaltige Gestalt aufragen.»Was gibt es, Pendrith?«fragte Mrs. Bolitho. Pendrith trat ein, einen Geruch nach Erde und Feuchtigkeit verbreitend. Er nickte den Anwesenden zu und sagte dann mit seiner rauhen Stimme zu Mrs. Bolitho:
«Einer von des Colonels Leuten wartet mit einer Botschaft drau?en, Madam. «Wahrend der Oberst sich entschuldigte und eilig hinausging, fugte Pendrith rasch hinzu:»Und ich bringe das hier, Sir. «Er hielt Vyvyan ein Papier entgegen. Dessen eines Auge uberflog die ungelenke Handschrift und rief aus: «An alle, die es angeht… Was, zum Teufel, soll das?«Das Auge bewegte sich rascher, und dann sagte er:»Es ist eine Forderung, wie ich mir schon dachte. Sie halten den jungen Dancer als Geisel fest.»
Bolitho fragte rasch:»Was fordern sie?«Sein Herz hammerte fast schmerzhaft, und er konnte kaum atmen. Vyvyan uberreichte Mrs. Bolitho den Brief und sagte bedruckt:»Dieser eine Strandrauber, den meine Leute gefangen haben — gegen ihn wollen sie Dancer austauschen. Sonst. «Er blickte weg.
Hugh Bolitho starrte ihn an.»Selbst wenn wir austauschen durften. «Er kam nicht weiter.
Vyvyan fuhr herum, sein Schatten fullte fast den ganzen Raum. »Durften? Was sagen Sie da, Mann? Hier steht ein Menschenleben auf dem Spiel! Wenn wir diesen Schurken hangen, bringen sie den jungen Dancer um, das steht fest. Vielleicht tun sie es ohnehin. Aber ich glaube, sie werden Wort halten. Vor einem Offizier des Konigs haben sie doch etwas mehr Scheu als vor einem Zollner.»
Hugh Bolitho begegnete Sir Henrys Blick mit Unmut.»Es geschah in Ausubung seines Dienstes.»
Vyvyan trat ein paar Schritte vom Feuer zuruck und stie? ungeduldig und resigniert hervor:»Fassen Sie es so auf, wenn Sie wollen. Aber wir kennen des Strandraubers Identitat jetzt und werden ihn wieder zu fassen kriegen. Dem Henker entgeht er bestimmt nicht. Doch Dancers Leben ist wertvoll fur seine Familie, fur sein Land. «Sein Ton wurde harter.»Au?erdem wird es besser aussehen.»
«Was meinen Sie damit, Sir?«Hugh war bla? und wirkte mude, zeigte aber keinerlei Spur von Schwache.»Ich will es Ihnen erklaren. Wie wird es spater bei der Kriegsgerichtsverhandlung aussehen? Der Verlust eines Fahnrichs wiegt schwer, auch der Tod all der Seeleute und Zollner wird nicht leicht zu erklaren sein; dazu kommt der Verlust dieser verdammten Musketen, die sich jetzt in den falschen Handen befinden. Aber vor allem — wer kam heil und unverletzt davon? Die beiden Offiziere der Avenger, beide aus derselben Familie!«Zum erstenmal schien Hugh betroffen.
«Aber so war es nicht, Sir! Ohne den Schoner waren wir rechtzeitig zur Stelle gewesen, mit oder ohne Dragoner. «Der Oberst kehrte wieder zuruck; ruhig sagte er:»Ich habe soeben erfahren, da? die Besatzung des Schoners unter strenger Bewachung nach Truro geschafft werden soll. «Vyvyan reichte ihm den zerdruckten Brief und beobachtete ihn. Der Oberst sagte wutend:»Ich hatte schon vermutet, da? die Geschichte noch nicht zu Ende ist, verdammt!«Hugh blieb dickkopfig bei seinem Standpunkt.»Dieser Schoner hatte kistenweise Goldmunzen geladen, die Besatzung bestand ausschlie?lich aus amerikanischen Kolonisten. Zweifellos sollte dieses Gold hier in Cornwall zum Ankauf von Gewehren dienen. Der Schoner hatte sie dann zu einem sicheren Versteck gebracht, um sie auf ein gro?eres Schiff umzuladen. «Der Oberst musterte Hugh kalt.»Der Kapitan des Schoners beteuert seine Unschuld. Er sagt aus, da? er sich verirrt habe, da? Sie ohne Warnung auf ihn gefeuert hatten. Er hielt Sie fur Piraten. «Er hob mude die Hand.»Ich wei?, Mr. Bolitho. Aber jeder wird ihm glauben. Sie haben die Gewehre eingebu?t, keinen einzigen Strandrauber gefangen und eine Menge Leute verloren, ohne einen stichhaltigen Grund angeben zu konnen. Ich wei?, da? es Geruchte uber Unruhen in der amerikanischen Kolonie gibt, aber bis jetzt sind es eben nur Geruchte. Was Sie jedoch getan haben, sind Tatsachen.»
Vyvyan sagte mit seiner rauhen Stimme:»Schonen Sie ihn, wir waren alle einmal jung. Ich habe schon gesagt, da? wir in den Austausch der Gefangenen einwilligen. Schlie?lich haben wir eine gute Prise im Hafen liegen, vorausgesetzt, die Behorden konnen dem Kapitan nachweisen, da? er hinter Waffen her war. Und wenn wir Dancer erst gesund wiederhaben, wird er uns vielleicht mehr erzahlen konnen. «Er lachelte verschlagen.»Was meinen Sie, Colonel?»
De Crespigny seufzte.»Diesfallt nicht unter die Befugnisse eines Gutsherren oder jungen Leutnants. Selbst ich benotige dazu
Weisungen. «Er blickte sich um, ob der Jagdaufseher den Raum verlassen hatte.»Wenn Ihr Gefangener jedoch fliehen sollte, sehe ich keinen Grund, dies sofort weiterzumelden. «Vyvyan grinste.»Gesprochen wie ein wahrer Soldat. Gut, ich werde meine Leute entsprechend anweisen. «Sein Auge glitt uber die Familie Bolitho.»Wenn ich unrecht habe und sie dem jungen Dancer auch nur ein Haar krummen, dann werden sie es spater bitter bereuen.»
Hugh Bolitho nickte.»Also, ich akzeptiere den Plan, Sir. Aber danach habe ich in diesen Gewassern keinen Erfolg mehr zu erwarten. Man wird mein Schiff und alle an Bord der Lacherlichkeit preisgeben.»
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