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Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen - Страница 96
Sie rannte ihnen voran den ganzen Weg zuruck, durch das von Ebern flankierte Tor und uber das Schlo?gelande zu Hagrids Hutte.
Die Vorhange waren immer noch zugezogen, und als sie naher kamen, horten sie Fang klaffen.
»Hagrid!«, rief Hermine und pochte gegen die Tur.»Hagrid, jetzt reicht's aber! Wir wissen, da? du dadrin bist! Es kummert doch keinen, da? deine Mum eine Riesin war, Hagrid! Du kannst doch nicht zulassen, da? diese miese Kimmkorn dir das antut! Hagrid, komm jetzt raus, sei doch nicht so -«
Die Tur ging auf. Hermine sagte:»Wird auch Z-!«, doch jah brach sie ab, denn nicht Hagrid sah ihr ins Gesicht, sondern Albus Dumbledore.
»Guten Tag«, sagte er freundlich und lachelte auf sie herab.
»Wir – ahem – wir wollten eigentlich Hagrid besuchen«, sagte Hermine nun etwas kleinlaut.
»Ja, so viel hab ich verstanden«, sagte Dumbledore.»Wollt ihr nicht reinkommen?«
»Oh – ahm – gut«, sagte Hermine.
Die drei betraten die Hutte; sofort sturzte sich Fang wie verruckt bellend auf Harry und versuchte ihm die Ohren zu lecken. Harry wimmelte ihn ab und sah sich um.
Hagrid sa? an seinem Tisch, auf dem zwei gro?e Becher Tee standen. Er sah ungeheuer elend aus. Sein Gesicht war fleckig, die Augen waren geschwollen, und was sein Haar anging, so hatte er es jetzt ins andere Extrem getrieben; es war nicht im Mindesten gezahmt, sondern sah aus wie eine Perucke aus verknoteter Drahtwolle.
»Hallo, Hagrid«, sagte Harry.
Hagrid sah auf.
»'lo«, sagte er mit sehr heiserer Stimme.
»Noch ein wenig Tee, nehm ich an«, sagte Dumbledore, schlo? die Tur hinter den dreien, zuckte den Zauberstab und lie? ihn kurz im Kreis wirbeln; mitten in der Luft erschien ein sich drehendes Tablett, mit Teetassen und einem Teller voller Kekse. Dumbledore zauberte das Tablett auf den Tisch und alle setzten sich. Ein kurzes Schweigen trat ein, dann sagte Dumbledore:»Hast du zufallig verstanden, was Miss Granger da gerufen hat, Hagrid?«
Hermines Wangen verfarbten sich, doch Dumbledore lachelte sie an und fuhr fort:»Hermine, Harry und Ron wollen offenbar immer noch etwas mit dir zu tun haben, wenn man bedenkt, da? sie fast die Tur eingeschlagen hatten.«
»Naturlich wollen wir das!«, sagte Harry und sah Hagrid eindringlich an.»Du glaubst doch nicht etwa, da? irgend etwas von dieser Kimmkorn-Kuh – Verzeihung, Professor«, fugte er rasch hinzu und sah Dumbledore an.
»Ich bin vorubergehend taub und hab keine Ahnung, was du gesagt hast, Harry«, sagte Dumbledore, drehte Daumchen und starrte an die Decke.
»Ahm – gut«, sagte Harry verlegen.»Ich wollte nur sagen – Hagrid, wie konntest du nur glauben, wir wurden uns darum scheren, was diese – Person – uber dich geschrieben hat?«
Zwei dicke Tranen traten aus Hagrids kaferschwarzen Augen und kullerten langsam durch seinen wirren Bart.
»Das ist der lebendige Beweis dessen, was ich dir gesagt habe, Hagrid«, sagte Dumbledore und starrte vorsorglich immer noch zur Decke.»Ich hab dir die Briefe von zahllosen Eltern gezeigt, die dich noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen und mir unmi?verstandlich schreiben, sollte ich dich feuern, dann hatten sie ein Wortchen mit mir zu reden -«
»Nich alle«, sagte Hagrid heiser.»Nich alle woll'n, da? ich bleib.«
»Ich bitte dich, Hagrid, wenn du von allen geliebt werden willst, dann, furchte ich, mu?t du sehr lange in dieser Hutte hocken bleiben«, sagte Dumbledore und schaute Hagrid nun streng uber den Rand seiner Halbmondglaser hinweg an.»Seit ich Direktor bin, ist noch keine Woche vergangen, in der ich nicht mindestens eine Eule bekommen habe mit einer Beschwerde uber meine Art, diese Schule zu leiten. Aber was soll ich machen? Mich in meinem Studierzimmer verbarrikadieren und mich weigern, mit irgendjemandem zu reden?«
»Sie – Sie sind ja auch kein Halbriese!«, krachzte Hagrid.
»Hagrid, sieh dir doch mal meine Verwandten an!«, sagte Harry aufgebracht.»Schau dir die Dursleys an!«
»Eine hervorragende Idee«, sagte Professor Dumbledore.»Mein eigener Bruder, Aberforth, wurde wegen Ausubung unpassender Zauberstucke an einer Ziege verklagt. Es stand in allen Zeitungen, aber meinst du, Aberforth hatte sich versteckt? Von wegen! Er hielt die Ohren steif und ging seinen Geschaften nach, als ware nichts gewesen! Naturlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob er lesen kann, daher mag es nicht nur Tapferkeit gewesen sein…«
»Komm zuruck und unterrichte wieder, Hagrid«, sagte Hermine leise,»bitte komm zuruck, wir vermissen dich sehr.«
Hagrid schluckte schwer. Noch mehr Tranen kullerten ihm aus den Augen, liefen die Wangen hinunter und verschwanden in dem wirren Bart.
Dumbledore erhob sich.
»Ich weigere mich, deine Kundigung anzunehmen, Hagrid, und erwarte dich am Montag wieder zur Arbeit«, sagte er.»Du fruhstuckst um halb neun mit mir in der Gro?en Halle. Und keine Widerrede. Schonen Nachmittag euch allen noch.«
Dumbledore verlie? die Hutte, nicht ohne vorher noch kurz Fangs Ohren gekrault zu haben. Als die Tur hinter ihm zugegangen war, begann Hagrid in seine mulleimer-deckelgro?en Hande zu schluchzen. Hermine tatschelte ihm den Arm, und endlich hob Hagrid den Kopf, sah sie mit brennend roten Augen an und sagte:»Gro?artiger Mann, Dumbledore… gro?artiger Mann…«
»Ja, das ist er«, sagte Ron.»Kann ich einen von diesen Keksen haben, Hagrid?«
»Schlag zu«, sagte Hagrid und wischte sich mit dem Handrucken uber die Augen.»Aahr, 'turlich hat er Recht – ihr habt alle Recht… war dumm von mir… mein alter Dad hatt sich geschamt fur mich…«Wieder rollten Tranen uber seine Wangen, doch jetzt wischte er sie energisch weg und sagte:»Hab euch noch nich mal 'n Bild von meinem alten Dad gezeigt, nich? Hier…«
Hagrid stand auf, ging hinuber zu seiner Kommode, offnete eine Schublade und zog ein Bild von einem kleinen Zauberer heraus, der Hagrids runzlige schwarze Augen hatte und mit strahlendem Gesicht auf Hagrids Schulter sa?. Hagrid war nach dem Apfelbaum neben ihm zu schlie?en gut zweieinhalb Meter gro?, doch sein Gesicht war bartlos jung, rund und glatt – er wirkte kaum alter als elf Jahre.
»Das war, kurz nachdem sie mich in Hogwarts aufgenommen ham«, krachzte Hagrid.»Dad war so was von froh… dachte, ich war vielleicht kein Zauberer, wi?t ihr, weil meine Mum… na, wie auch immer, 'turlich war ich nie der gro?e Magier, stimmt schon… aber wenigstens hat er nich erlebt, wie sie mich rausgeworfen haben. Ist namlich schon in meinem zweiten Schuljahr gestorben…
Dumbledore war der Einzige, der sich nach dem Tod von meinem Dad fur mich eingesetzt hat. Hat mir diese Wildhuterstelle besorgt… vertraut einfach Leuten, ist doch wahr. Gibt ihnen noch 'ne zweite Schangse… ganz anders als die anderen Schulleiter, wi?t ihr. Er nimmt jeden auf in Hogwarts, wenn er nur begabt ist. Wei?, da? was Gutes aus den Leuten werden kann, auch wenn ihre Familien… wie sagt man… nicht so respektierlich war'n. Aber manche verstehn das einfach nich, 's gibt welche, die halten dir das immer wieder vor… manche von unserem Schlag tun sogar so, als hatten sie nur gro?e Knochen, statt den Mund aufzumachen und zu sagen – ich bin, was ich bin, und ich scham mich nich dafur. ›Scham dich nie‹, hat mein alter Dad immer gesagt, ›'s gibt immer welche, die's dir vorwerfen, aber mit denen brauchst du dich gar nich abzugeben.‹ Und er hat Recht gehabt. Ich war 'n Idiot. Mit der geb ich mich nich mehr ab, das versprech ich euch. Gro?e Knochen… erzahlt mir was von wegen gro?e Knochen.«
Harry, Ron und Hermine warfen sich nervose Blicke zu; Harry ware eher mit funfzig Knallrumpfigen Krotern spazieren gegangen als Hagrid zu gestehen, da? er ihn bei seiner Unterhaltung mit Madame Maxime belauscht hatte, doch Hagrid redete weiter, offenbar nicht ahnend, was er ausgeplaudert hatte.
»Wei?t du was, Harry?«, sagte er und sah mit leuchtenden Augen vom Foto seines Vaters auf.»Als ich dich kenn gelernt hab, hast du mich ein bi?chen an mich selbst erinnert. Mum und Dad nicht mehr da, und du hattest das Gefuhl, da? du gar nicht nach Hogwarts pa?t, wei?t du noch? Warst nicht sicher, ob du es uberhaupt schaffst… und nu schau dich mal an, Harry! Schul-Schampion!«
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