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Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen - Страница 39
Ein Strahl der Wintersonne fiel ins Klassenzimmer und beleuchtete Lupins graue Haare und die Furchen auf seinem jungen Gesicht.
»Dementoren gehoren zu den ubelsten Kreaturen, die auf der Erde wandeln. Sie bruten an den dunkelsten, schmutzigsten Orten, sie schaffen Zerfall und Verzweiflung, sie saugen Frieden, Hoffnung und Gluck aus jedem Menschen, der ihnen nahe kommt. Wenn sie konnen, nahren sie sich so lange von ihm, bis er ahnlich wie sie selbst wird… seelenlos und bose. Selbst Muggel spuren ihre Anwesenheit, auch wenn sie sie nicht sehen konnen. Wenn du einem Dementor zu nahe kommst, saugt er jedes gute Gefuhl, jede gluckliche Erinnerung aus dir heraus. Und dir bleiben nur die schlimmsten Erfahrungen deines Lebens.
Und das Schlimmste, was dir passiert ist, Harry, wurde jeden anderen ebenfalls vom Besen hauen. Du brauchst dich dessen nicht zu schamen.«
»Wenn sie mir nahe kommen -«, Harry starrte mit zugeschnurter Kehle auf Lupins Pult,»kann ich horen, wie Voldemort meine Mutter ermordet.«
Lupin machte eine jahe Bewegung mit dem rechten Arm, als wollte er Harry an der Schulter packen, doch er besann sich. Einen Augenblick schwiegen beide, dann -
»Warum mu?ten sie ausgerechnet zum Spiel kommen?«, sagte Harry verbittert.
»Sie werden langsam hungrig«, sagte Lupin kuhl und verschlo? mit einem Klicken seine Mappe.»Dumbledore will sie nicht in die Schule lassen, also sind ihre Vorrate an menschlicher Beute aufgebraucht… Ich vermute mal, sie konnten der gro?en Menschenmenge um das Quidditch-Feld nicht widerstehen. All die Aufregung… die aufgepeitschten Gefuhle… so stellen sie sich ein Festessen vor.«
»Askaban mu? schrecklich sein«, murmelte Harry.
Lupin nickte grimmig.
»Die Festung ist auf einer kleinen Insel gebaut, weit drau?en im Meer, doch sie brauchen keine Mauern und kein Wasser, um die Gefangenen an der Flucht zu hindern, nicht, wenn sie alle in ihren Kopfen gefangen sind, unfahig, einen zuversichtlichen Gedanken zu fassen. Die meisten werden nach ein paar Wochen verruckt.«
»Aber Sirius Black ist ihnen entkommen«, sagte Harry langsam.»Er ist geflohen.«
Lupins Mappe glitt vom Tisch; er mu?te rasch zugreifen, um sie aufzufangen.
»Ja«, sagte er und richtete sich auf»Black mu? einen Weg gefunden haben, wie man sie besiegt. Ich hatte nicht gedacht, da? es moglich ware… Dementoren, hei?t es, berauben einen Zauberer seiner Krafte, wenn er ihnen zu lange ausgeliefert ist…«
»Sie haben es doch geschafft, da? dieser Dementor im Zug geflohen ist«, sagte Harry plotzlich.
»Es gibt – gewisse Verteidigungskunste, die man einsetzen kann«, sagte Lupin.»Aber es war nur ein Dementor im Zug. Je mehr da sind, desto schwieriger wird es, ihnen Widerstand zu leisten.«
»Was denn fur Verteidigungskunste?«, fragte Harry sofort.»Konnen Sie mir die beibringen?«
»Ich mochte nicht so tun, als ware ich ein Fachmann fur den Kampf gegen Dementoren, Harry… ganz im Gegenteil…«
»Aber wenn die Dementoren auch zum nachsten Quidditch-Spiel kommen – mu? ich gegen sie kampfen konnen -«
Lupin sah in Harrys entschlossenes Gesicht, zogerte einen Moment und sagte dann:»Also… gut. Ich versuche dir zu helfen. Aber ich furchte, du mu?t dich bis nach den Weihnachtsferien gedulden. Bis dahin hab ich noch eine Menge zu tun. Das war eine recht unpassende Zeit, um krank zu werden.«
Das Versprechen Lupins, ihn in die Kunst der Verteidigung gegen die Dementoren einzuweihen, die Hoffnung, den Tod seiner Mutter nie mehr mit anhoren zu mussen, und die Tatsache, da? Ravenclaw die Hufflepuffs im Quidditch-Match Ende November einfach platt machte – all dies hob Harrys Stimmung betrachtlich. Die Gryffindors waren noch nicht ganz aus dem Rennen, aber eine weitere Niederlage konnten sie sich nicht leisten. Wood gewann seine fieberhafte Tatkraft wieder zuruck und trimmte seine Leute harter denn je in den eisigen Regenschauern, die bis in den Dezember hinein anhielten. Harry sah weit und breit keine Spur von einem Dementor. Dumbledores Wut schien sie auf ihren Posten an den Eingangen zu halten.
Zwei Wochen vor den Weihnachtsferien nahm der Himmel plotzlich ein blendend helles, opalenes Wei? an und das schlammige Gelande war eines Morgens in glitzernden Frost gehullt. Im Schlo? herrschte schon ein wenig vorweihnachtliche Stimmung. Professor Flitwick, der Lehrer fur Zauberkunst, hatte sein Klassenzimmer bereits mit schimmernden Lichtern geschmuckt, die sich als echte, flatternde Feen herausstellten. Gut gelaunt sprachen sie in den Klassen daruber, was sie alles in den Ferien vorhatten. Ron und Hermine hatten beschlossen, in Hogwarts zu bleiben. Ron behauptete, er konne es keine zwei Wochen mit Percy aushalten, und Hermine meinte, sie wolle unbedingt mal ganz in Ruhe in der Bibliothek arbeiten, doch Harry lie? sich nicht tauschen: Sie blieben da, um ihm Gesellschaft zu leisten, und er war sehr dankbar dafur.
Alle freuten sich auf den nachsten Ausflug nach Hogsmeade am letzten Wochenende vor den Ferien – alle au?er Harry.
»Wir konnen dort fur Weihnachten einkaufen!«, sagte Hermine,»Mum und Dad werden ganz begeistert sein von dieser Zahnwei?-Pfefferminzlakritze aus dem Honigtopf!«
Harry fand sich damit ab, der Einzige aus der dritten Klasse zu sein, der nicht mitkam, borgte sich von Wood das Heft Rennbesen im Test und beschlo?, sich uber die verschiedenen Bauweisen der Besen kundig zu machen. Beim Training flog er jetzt einen der Schulbesen, einen alten, ziemlich langsamen und kippeligen Shooting Star; was er brauchte, war ein neuer Besen.
Am Samstagmorgen verabschiedeten sich Ron und Hermine von Harry und machten sich, eingemummelt in Mantel und Schals, nach Hogsmeade auf. Harry stieg allein die Marmortreppe hoch und ging die Korridore entlang zuruck zum Turm der Gryffindors. Drau?en hatte es angefangen zu schneien und im Schlo? herrschte tiefe Stille.
»Psst – Harry!«
Auf halbem Weg durch einen der Korridore wandte er sich um und sah Fred und George, die hinter der Statue einer buckligen, einaugigen Hexe hervorlugten.
»Was macht ihr denn da?«, sagte Harry verdutzt.»Wieso geht ihr nicht mit nach Hogsmeade?«
»Wir wollen dich noch ein wenig in festliche Laune versetzen, bevor wir gehen«, sagte Fred und zwinkerte geheimnistuerisch.»Komm hier rein…«
Er nickte zu einem leeren Klassenzimmer links von der einaugigen Statue hinuber. Harry folgte Fred und George hinein. George schlo? leise die Tur und wandte sich dann mit strahlendem Gesicht Harry zu.
»Hier ist schon mal ein Weihnachtsgeschenk fur dich, Harry«, sagte er.
Schwungvoll zog Fred etwas aus seinem Mantel und legte es auf das Pult vor ihnen. Es war ein gro?es, quadratisches, heftig mitgenommenes Blatt Pergament. Kein Wort stand darauf Harry vermutete, es sei einer ihrer Scherze, und starrte das Pergament an.
»Was soll das sein?«
»Das, Harry, ist das Geheimnis unseres Erfolgs«, sagte George und strich liebevoll uber das Pergament.
»Wir bringen es kaum ubers Herz, uns davon zu trennen«, sagte Fred,»aber gestern Abend haben wir beschlossen, da? du es dringender brauchst als wir.«
»Au?erdem kennen wir es auswendig«, sagte George.»Wir vererben es dir. Eigentlich brauchen wir es auch nicht mehr.«
»Und was soll ich mit diesem Fetzen anfangen?«, fragte Harry.
»Diesem Fetzen!«, wiederholte Fred und schlo? die Augen mit einer Grimasse, als ob Harry ihn todlich beleidigt hatte.»Erklar es ihm, George.«
»Also… als wir in der ersten Klasse waren, Harry – jung, sorglos und unschuldig -«
Harry schnaubte. Da? Fred und George jemals unschuldig gewesen waren, bezweifelte er stark.
»- na ja, jedenfalls unschuldiger, als wir jetzt sind – auf jeden Fall bekamen wir damals wegen einer Kleinigkeit Arger mit Filch.«
»Wir haben eine Stinkbombe im Korridor platzen lassen und aus irgendeinem Grund hat ihn das geargert -«
»Also hat er uns in sein Buro geschleift und kam gleich mit den ublichen Drohungen -«
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