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Die Laune des Verliebten - Goethe Johann Wolfgang - Страница 6
Funfter Auftritt
Amine. Hernach Eridon
Amine.
O welche Zartlichkeit, beneidenswurdges Glucke!
Wie wunscht ich — sollt es wohl in meinen Kraften stehn —
Den Eridon vergnugt, und mich begluckt zu sehn!
Hatt ich nicht so viel Macht ihm uber mich gegeben,
Er wurde glucklicher und ich zufriedner leben.
Versuch, ihm diese Macht durch Kaltsinn zu entziehn!
Doch, wie wird seine Wut bei meiner Kalte gluhn!
Ich kenne seinen Zorn, wie zittr ich, ihn zu fuhlen!
Wie schlecht wirst du, mein Herz, die schwere Rolle spielen!
Doch wenn du es so weit wie deine Freundin bringst,
Da er dich sonst bezwang, du kunftig ihn bezwingst —
Heut ist Gelegenheit; sie nicht vorbei zu lassen,
Will ich gleich jetzt — Er kommt! Mein Herz, du mu?t dich fassen.
Eridon gibt ihr Blumen.
Sie sind nicht gar zu schon, mein Kind! verzeih es mir,
Aus Eile nahm ich sie.
Amine.
Genug, sie sind von dir.
Eridon.
So bluhend sind sie nicht, wie jene Rosen waren,
Die Damon dir geraubt.
Amine steckt sie an den Busen.
Ich will sie schon bewahren;
Hier, wo du wohnst, soll auch der Blumen Wohnplatz sein.
Eridon.
Ist ihre Sicherheit da —
Amine.
Glaubst du etwa? —
Eridon.
Nein!
Ich glaube nichts, mein Kind; nur Furcht ist's, was ich fuhle.
Das allerbeste Herz vergi?t bei muntrem Spiele,
Wenn es des Tanzes Lust, des Festes Larm zerstreut,
Was ihm die Klugheit rat und ihm die Pflicht gebeut.
Du magst wohl oft an mich auch beim Vergnugen denken;
Doch fehlt es dir an Ernst, die Freiheit einzuschranken,
Zu der das junge Volk sich bald berechtigt glaubt,
Wenn ihm ein Madchen nur im Scherze was erlaubt.
Es halt ihr eitler Stolz ein tandelndes Vergnugen
Sehr leicht fur Zartlichkeit.
Amine.
Gnug, da? sie sich betrugen!
Wohl schleicht ein seufzend Volk Liebhaber um mich her;
Doch du nur hast mein Herz, und sag, was willst du mehr?
Du kannst den Armen wohl mich anzusehn erlauben,
Sie glauben wunder —
Eridon.
Nein, sie sollen gar nichts glauben!
Das ist's, was mich verdrie?t. Zwar wei? ich, du bist mein;
Doch einer denkt vielleicht, begluckt wie ich zu sein,
Schaut in das Auge dir und glaubt dich schon zu kussen
Und triumphiert wohl gar, da? er dich mir entrissen.
Amine.
So store den Triumph! Geliebter, geh mit mir,
La? sie den Vorzug sehn, den du —
Eridon.
Ich danke dir.
Es wurde grausam sein, das Opfer anzunehmen;
Mein Kind, du wurdest dich des schlechten Tanzers schamen;
Ich wei?, wem euer Stolz beim Tanz den Vorzug gibt:
Dem, der mit Anmut tanzt, und nicht dem, den ihr liebt.
Amine.
Das ist die Wahrheit.
Eridon mit zuruckgehaltenem Spott.
Ja! Ach, da? ich nicht die Gabe
Des leichten Damarens, des Vielgepriesnen, habe!
Wie reizend tanzt er nicht!
Amine.
Schon! da? ihm niemand gleicht.
Eridon.
Und jedes Madchen —
Amine.
Schatzt —
Eridon.
Liebt ihn darum!
Amine.
Vielleicht.
Eridon.
Vielleicht? Verflucht! Gewi?!
Amine.
Was machst du fur Gebarden?
Eridon.
Du fragst? Plagst du mich nicht, ich mochte rasend werden!
Amine.
Ich? Sag, bist du nicht schuld an mein und deiner Pein?
Grausamer Eridon! wie kannst du nur so sein?
Eridon.
Ich mu?; ich liebe dich. Die Liebe lehrt mich klagen;
Liebt ich dich nicht so sehr, ich wurde dich nicht plagen!
Ich fuhl mein zartlich Herz von Wonne hoch entzuckt,
Wenn mir dein Auge lacht, wenn deine Hand mich druckt,
Ich dank den Gottern, die mir dieses Glucke gaben;
Doch ich verlang's allein, kein andrer soll es haben.
Amine.
Nun gut, was klagst du denn? Kein andrer hat es nie.
Eridon.
Und du ertragst sie doch; nein, hassen sollst du sie.
Amine.
Sie hassen? und warum?
Eridon.
Darum! weil sie dich lieben.
Amine.
Der schone Grund!
Eridon.
Ich seh's, du willst sie nicht betruben.
Du mu?t sie schonen; sonst wird deine Lust geschwacht,
Wenn du nicht —
Amine.
Eridon, du bist sehr ungerecht.
Hei?t uns die Liebe denn die Menschlichkeit verlassen?
Ein Herz, das Einen liebt, kann keinen Menschen hassen.
Dies zartliche Gefuhl la?t kein so schrecklichs zu,
Zum wenigsten bei mir.
Eridon.
Wie schon verteidigst du
Des zartlichen Geschlechts hochmutiges Vergnugen,
Wenn zwanzig Toren knien, die zwanzig zu betrugen!
Heut ist ein gro?er Tag, der deinen Hochmut nahrt,
Heut wirst du manchen sehn, der dich als Gottin ehrt;
Noch manches junge Herz wird sich fur dich entzunden,
Kaum wirst du Blicke gnug fur alle Diener finden.
Gedenk an mich, wenn dich der Toren Schwarm vergnugt;
Ich bin der gro?te! Geh!
Amine fur sich.
Flieh, schwaches Herz! Er siegt.
Ihr Gotter! Lebt er denn, mir jede Lust zu storen?
Wahrt denn mein Elend fort, um niemals aufzuhoren?
zu Eridon.
Der Liebe leichtes Band machst du zum schweren Joch,
Du qualst mich als Tyrann, und ich? ich lieb dich noch!
Mit aller Zartlichkeit antwort ich auf dein Wuten,
In allem geb ich nach; doch bist du nicht zufrieden.
Was opfert ich nicht auf! Ach! dir genugt es nie.
Du willst die heutge Lust! Nun gut, hier hast du sie!
Sie nimmt die Kranze aus den Haaren und von der Schulter, wirft sie weg und fahrt in einem gezwungenen ruhigen Tone fort.
Nicht wahr, mein Eridon? So siehst du mich viel lieber,
Als zu dem Fest geputzt. Ist nicht dein Zorn voruber?
Du stehst! siehst mich nicht an! Bist du erzurnt auf mich?
Eridon fallt vor ihr nieder.
Amine! Scham und Reu! Verzeih, ich liebe dich!
Geh zu dem Fest!
Amine.
Mein Freund, ich werde bei dir bleiben;
Ein zartlicher Gesang soll uns die Zeit vertreiben.
Eridon.
Geliebtes Kind, geh!
Amine.
Geh! hol deine Flote her.
Eridon.
Du willst's!
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