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Goethe Johann Wolfgang - Clavigo Clavigo

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оксана2018-11-27
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Миленько и простенько, без всяких интриг
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ст.ст.2018-05-15
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Наталья222018-11-27
Сюжет захватывающий. Все-таки читать кни
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Clavigo - Goethe Johann Wolfgang - Страница 10


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Clavigo ihn bei der Hand fassend.

Mein Freund, mein Bruder, ich bin in einer schrecklichen Lage. Ich sage dir, ich gestehe dir: Ich erschrak, als ich Marien wieder sah! Wie entstellt sie ist, — wie bleich, abgezehrt! O das ist meine Schuld, meiner Verraterei! —

Carlos.

Possen! Grillen! Sie hatte die Schwindsucht, da dein Roman noch sehr im Gange war. Ich sagte dir's tausendmal, und — aber ihr Liebhaber habt keine Augen, keine Nasen. Clavigo, es ist schandlich! So alles, alles zu vergessen, eine kranke Frau, die dir die Pest unter deine Nachkommenschaft bringen wird, da? alle deine Kinder und Enkel so in gewissen Jahren hoflich ausgehen, wie Bettlerslampchen. — Ein Mann, der Stammvater einer Familie sein konnte, die vielleicht kunftig — Ich werde noch narrisch, der Kopf vergeht mir!

Clavigo.

Carlos, was soll ich dir sagen! Als ich sie wieder sah: im ersten Taumel flog ihr mein Herz entgegen — und ach! — da der voruber war — Mitleiden — innige, tiefe Erbarmung flo?te sie mir ein: aber Liebe — sieh! es war, als wenn mir in der Fulle der Freuden die kalte Hand des Todes ubern Nacken fuhre. Ich strebte, munter zu sein, wieder vor denen Menschen, die mich umgaben, den Glucklichen zu spielen — es war alles vorbei, alles so steif, so angstlich. Waren sie weniger au?er sich gewesen, sie mu?ten's gemerkt haben.

Carlos.

Holle! Tod und Teufe! und du willst sie heiraten?

Clavigo steht ganz in sich selbst versunken, ohne zu antworten.

Carlos.

Du bist hin! verloren auf ewig! Leb wohl, Bruder, und la? mich alles vergessen, la? mich mein einsames Leben noch so ausknirschen uber das Schicksal deiner Verblendung! Ha! das alles! sich in den Augen der Welt verachtlich zu machen, und nicht einmal dadurch eine Leidenschaft, eine Begierde befriedigen! dir mutwillig eine Krankheit zuziehen, die, indem sie deine innern Krafte untergrabt, dich zugleich dem Anblick der Menschen abscheulich macht!

Clavigo.

Carlos! Carlos!

Carlos.

Warst du nie gestiegen, um nie zu fallen! Mit welchen Augen werden sie das ansehn! Da ist der Bruder, werden sie sagen! das mu? ein braver Kerl sein, der hat ihn ins Bockshorn gejagt, er hat sich nicht getraut, ihm die Spitze zu bieten. Ha! werden unsre schwadronierenden Hofjunker sagen, man sieht immer, da? er kein Kavalier ist. Pah! ruft einer und ruckt den Hut in die Augen, der Franzos hatte mir kommen sollen! und patscht sich auf den Bauch, ein Kerl, der vielleicht nicht wert ware, dein Reitknecht zu sein.

Clavigo der in dem Ausbruch der heftigsten Beangstigung, mit einem Strom von Tranen, dem Carlos um den Hals fallt.

Rette mich! Freund! mein Bester, rette mich! Rette mich von dem gedoppelten Meineid, von der unubersehlichen Schande, von mir selbst — ich vergehe!

Carlos.

Armer! Elender! Ich hoffte, diese jugendlichen Rasereien, diese sturmenden Tranen, diese versinkende Wehmut sollte voruber sein, ich hoffte, dich als Mann nicht mehr erschuttert, nicht mehr in dem beklemmenden Jammer zu sehen, den du ehemals so oft in meinen Busen ausgeweint hast. Ermanne dich, Clavigo, ermanne dich!

Clavigo.

La? mich weinen!

Er wirft sich in einen Sessel.

Carlos.

Weh dir, da? du eine Bahn betreten hast, die du nicht endigen wirst! Mit deinem Herzen, deinen Gesinnungen, die einen ruhigen Burger glucklich machen wurden, mu?test du den unseligen Hang nach Gro?e verbinden! Und was ist Gro?e, Clavigo? Sich in Rang und Ansehn uber andre zu erheben? Glaub es nicht! Wenn dein Herz nicht gro?er ist als andrer Herzen, wenn du nicht imstande bist, dich gelassen uber Verhaltnisse hinauszusetzen, die einen gemeinen Menschen angstigen wurden, so bist du mit all deinen Bandern und Sternen, bist mit der Krone selbst nur ein gemeiner Mensch. Fasse dich, beruhige dich!

Clavigo richtet sich auf, sieht Carlos an und reicht ihm die Hand, die Carlos mit Heftigkeit anfa?t.

Carlos.

Auf! auf, mein Freund! und entschlie?e dich. Sieh, ich will alles beiseitesetzen, ich will sagen: Hier liegen zwei Vorschlage auf gleichen Schalen. Entweder du heiratest Marien und findest dein Gluck in einem stillen burgerlichen Leben, in den ruhigen hauslichen Freuden; oder du fuhrest auf der ehrenvollen Bahn deinen Lauf weiter nach dem nahen Ziele. — Ich will alles beiseitesetzen und will sagen: Die Zunge steht inne, es kommt auf deinen Entschlu? an, welche von beiden Schalen den Ausschlag haben soll! Gut! Aber entschlie?e dich! — Es ist nichts erbarmlicher in der Welt als ein unentschlossener Mensch, der zwischen zweien Empfindungen schwebt, gern beide vereinigen mochte und nicht begreift, da? nichts sie vereinigen kann als eben der Zweifel, die Unruhe, die ihn peinigen. Auf, und gib Marien deine Hand, handle als ein ehrlicher Kerl, der das Gluck seines Lebens seinen Worten aufopfert, der es fur seine Pflicht achtet, was er verdorben hat, wieder gutzumachen, der auch den Kreis seiner Leidenschaften und Wirksamkeit nie weiter ausgebreitet hat, als da? er imstande ist, alles wieder gutzumachen, was er verdorben hat: und so genie?e das Gluck einer ruhigen Beschrankung, den Beifall eines bedachtigen Gewissens und alle Seligkeit, die denen Menschen gewahrt ist, die imstande sind, sich ihr eigen Gluck zu schaffen und die Freude der Ihrigen — Entschlie?e dich; so will ich sagen, du bist ein ganzer Kerl —

Clavigo.

Einen Funken, Carlos, deiner Starke, deines Muts.

Carlos.

Er schlaft in dir, und ich will blasen, bis er in Flammen schlagt. Sieh auf der andern Seite das Gluck und die Gro?e, die dich erwarten. Ich will dir diese Aussichten nicht mit dichterischen bunten Farben vormalen; stelle sie dir selbst in der Lebhaftigkeit dar, wie sie in voller Klarheit vor deiner Seele standen, ehe der franzosische Strudelkopf dir die Sinne verwirrte. Aber auch da, Clavigo, sei ein ganzer Kerl, und mache deinen Weg stracks, ohne rechts und links zu sehen! Moge deine Seele sich erweitern und die Gewi?heit des gro?en Gefuhls uber dich kommen, da? au?erordentliche Menschen eben auch darin au?erordentliche Menschen sind, weil ihre Pflichten von den Pflichten des gemeinen Menschen abgehen; da? der, dessen Werk es ist, ein gro?es Ganze zu ubersehen, zu regieren, zu erhalten, sich keinen Vorwurf zu machen braucht, geringe Verhaltnisse vernachlassiget, Kleinigkeiten dem Wohl des Ganzen aufgeopfert zu haben. Tut das der Schopfer in seiner Natur, der Konig in seinem Staate — warum sollten wir's nicht tun, um ihnen ahnlich zu werden?

Clavigo.

Carlos, ich bin ein kleiner Mensch.

Carlos.

Wir sind nicht klein, wenn Umstande uns zu schaffen machen, nur, wenn sie uns uberwaltigen. Noch einen Atemzug, und du bist wieder bei dir selber. Wirf die Reste einer erbarmlichen Leidenschaft von dir, die dich in jetzigen Tagen ebensowenig kleiden als das graue Jackchen und die bescheidene Miene, mit denen du nach Madrid kamst. Was das Madchen fur dich getan hat, hast du ihr lange gelohnt; und da? du ihr die erste freundliche Aufnahme schuldig bist — Oh! eine andere hatte um das Vergnugen deines Umgangs ebensoviel und mehr getan, ohne solche Pratensionen zu machen — und wird dir einfallen, deinem Schulmeister die Halfte deines Vermogens zu geben, weil er dich vor drei?ig Jahren das Abc gelehrt hat? Nun, Clavigo?

Clavigo.

Das ist all gut; im ganzen magst du recht haben, es mag also sein; nur, wie helfen wir uns aus der Verwirrung, in der wir stecken? Da gib Rat, da schaff Hulfe, und dann rede!

Carlos.

Gut! Du willst also?

Clavigo.

Mach mich konnen, so will ich. Ich habe kein Nachdenken; hab's fur mich!

Carlos.

Also denn. Zuerst gehst du, den Herrn an einen dritten Ort zu bescheiden, und alsdann forderst du mit der Klinge die Erklarung zuruck, die du gezwungen und unbesonnen ausgestellt hast.

Clavigo.

Ich habe sie schon, er zerri? und gab mir sie.

Carlos.

Trefflich! Trefflich! Schon den Schritt getan — und du hast mich so lange reden lassen? — Also kurzer! Du schreibst ihm ganz gelassen: Du fandest nicht fur gut, seine Schwester zu heiraten; die Ursache konnte er erfahren, wenn er sich heute nacht, von einem Freunde begleitet und mit beliebigen Waffen versehen, da oder dort einfinden wolle. Und somit signiert. — Komm, Clavigo, schreib das! Ich bin dein Sekundant und — es mu?te mit dem Teufel zugehen —

Clavigo geht nach dem Tische.

Carlos.

Hore! Ein Wort! Wenn ich's so recht bedenke, ist das ein einfaltiger Vorschlag. Wer sind wir, um uns gegen einen aufgebrachten Abenteurer zu wagen? Und die Auffuhrung des Menschen, sein Stand verdient nicht, da? wir ihn fur unsersgleichen achten. Also hor mich! Wenn ich ihn nun peinlich anklage, da? er heimlich nach Madrid gekommen, sich bei dir unter einem falschen Namen mit einem Helfershelfer anmelden lassen, dich erst mit freundlichen Worten vertraulich gemacht, dann dich unvermutet uberfallen, eine Erklarung dir abgenotigt und sie auszustreuen weggegangen ist — Das bricht ihm den Hals; er soll erfahren, was das hei?t, einen Spanier mitten in der burgerlichen Ruhe zu befehden.

Clavigo.

Du hast recht.

Carlos.

Wenn wir nun aber unterdessen, bis der Proze? eingeleitet ist, bis dahin uns der Herr noch allerlei Streiche machen konnte, das Gewisse spielten, und ihn kurz und gut beim Kopfe nahmen?

Clavigo.

Ich verstehe, und kenne dich, da? du Mann bist, es auszufuhren.

Carlos.

Nun auch! wenn ich, der ich schon funfundzwanzig Jahre mitlaufe und dabei war, da den Ersten unter den Menschen die Angsttropfen auf dem Gesichte standen — wenn ich so ein Possenspiel nicht entwickeln wollte! Und somit lassest du mir freie Hand; du brauchst nichts zu tun, nichts zu schreiben. Wer den Bruder einstecken la?t, gibt pantomimisch zu verstehen, da? er die Schwester nicht mag.