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Michaelis Antonia - Die geheime Reise der Mariposa Die geheime Reise der Mariposa

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оксана2018-11-27
Вообще, я больше люблю новинки литератур
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Professor2018-11-27
Очень понравилась книга. Рекомендую!
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Vera.Li2016-02-21
Миленько и простенько, без всяких интриг
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ст.ст.2018-05-15
 И что это было?
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Наталья222018-11-27
Сюжет захватывающий. Все-таки читать кни
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Die geheime Reise der Mariposa - Michaelis Antonia - Страница 14


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Jonathan wartete lange auf Jose.

Er fand einen Eimer unter Deck und fullte ihn mit Meerwasser, um den Kaffeetopf und die beiden Suppenloffel zu waschen. Und wartete. Er ordnete die Dosen auf den Regalen der Gro?e nach. Und wartete. Er wechselte Oskars Verband. Und wartete. Ab und zu warf er einen nervosen Blick zur Roosevelt hinuber, doch auch sie wartete vergeblich darauf, dass ihre Besatzung zuruckkam. Die Sonne schien warm auf das Deck der Mariposa. Irgendwann doste Jonathan ein, und die Traume von der Vergangenheit, die ihn nicht loslie?en, hatten ihn wieder.

Er traumte von seiner Mutter. Sie sa? zu Hause, in Hamburg, in dem gro?en alten Ohrensessel, und drau?en schneite es deutschen Schnee. Es roch nach Zimt. Er und Julia sa?en auf dem Sofa und lauschten den Wortern, die Mama vorlas: langen komplizierten Wortern – den Namen von Tieren und Pflanzen, die es nur auf den Galapagosinseln gab. Ihre Augen leuchteten bei jedem dieser Namen. Schlie?lich klappte sie das Buch zu. »Die Zimtsterne brennen an«, sagte sie. »Aber eines Tages, das versprech ich euch, backen wir Zimtsterne auf den Galapagosinseln. Eines Tages fahren wir dorthin und bauen uns dort ein Haus und vor der Tur bluhen die Orangenbaume …«

Ehe Jonathan geboren worden war, hatte Mama Biologie studiert. Es gab nicht viele Frauen, die studierten, und die wenigen heirateten gewohnlich irgendwann und horten dann damit auf. Aber eigentlich hatte Mama nie aufgehort zu studieren. Sie hatte Bucher gelesen, Bucher und Bucher und Bucher, und am meisten liebte sie jene Bucher uber die Galapagosinseln. Ihr alter Dozent war dort gewesen, Professor Blumenhaus. Jonathan kannte ihn nicht. Irgendwann war er aus Hamburg verschwunden, und Mama stellte sich gern vor, er ware auf die Inseln ausgewandert.

»Wisst ihr noch, Blumenhaus’ Schmetterling?«, fragte sie, wahrend sie das Blech mit den Zimtsternen aus dem Ofen zog. »Der Schmetterling, den er immer finden wollte?«

»Ja!«, rief Julia und hopste in der Kuche auf und ab. »Er ist blau mit goldenen Punkten!«

»Richtig.« Mama nickte. »Professor Blumenhaus hat immer gesagt: Alle reden von den Echsen und den Seehunden auf den Galapagosinseln, aber niemand hat sich je mit den Schmetterlingen befasst. Er wollte der Erste sein. Er wollte den blauen Schmetterling mit den goldenen Flecken fangen, den er dort gesehen hatte. Er ist in keinem Buch erwahnt. Stellt euch vor, eines Tages stelle ich ein Blech mit Zimtsternen vor unsere Inselhutte und der blaue Schmetterling kommt angeflogen und setzt sich darauf …«

»Kann mein Bar mit auswandern?«, fragte Julia. »Er mag Schmetterlinge.«

»Sicher«, sagte Jonathan. »Wir wandern alle zusammen aus. Du und dein Bar und Mama und Papa und ich.«

Als Jonathan aufwachte, sah er noch eine Weile Mamas Inselhutte vor sich, zwischen den Orangenbaumen, und er musste lacheln. Naturlich war es nur ein dummer Traum gewesen, eine Seifenblase, und dann war der Krieg gekommen. Und Papa war eingezogen worden, er war in ein Flugzeug gestiegen und aus Frankreich nicht zuruckgekehrt. »Vermisst«, sagten sie. »Er wird vermisst.« Und naturlich vermissten sie ihn. Aber eigentlich bedeutete es, dass er tot war, mausetot und kalt lag er irgendwo in Frankreich in der Erde, und das wusste sogar Julia.

Jonathan schuttelte die Gedanken an seine Familie ab. Die Sonne war ein gutes Stuck weitergeruckt. Wo war Jose?

Auch das gro?e Schiff der Amerikaner lag nach wie vor verlassen an seinem Felsen. Aber der Felsen lag nicht mehr verlassen. Darauf hatte sich eine Gruppe Flamingos versammelt, die Halse hinabgereckt, als wollten sie mit ihren gebogenen Schnabeln den Stein glatt schleifen. Dann wurde ihm klar, dass sich Salzwasser in gro?en Pfutzen auf dem Felsen gesammelt haben musste. Mama hatte ihm erzahlt, dass Flamingos von winzigen Krebsen lebten, die sie aus dem Wasser filterten. »Wenn du sie sehen konntest!«, flusterte er. »Wenn du sie nur …«

In diesem Moment hallte ein Schuss von der Insel her.

Jonathan lag auf dem Boden der Mariposa, ehe er uberhaupt begriff, dass er sich hingeworfen hatte. Ein zweiter Schuss folgte. Ein dritter. Dann war es still.

So still wie auf Bartolome, ehe die Rakete einschlug.

Er spurte Oskars weichen Korper, der sich Schutz suchend an ihn druckte.

»Ein Paradies«, wisperte er. »Waterweg hat gesagt, die Galapagosinseln sind ein Paradies, weit weg vom Krieg. Aber er hat sich getauscht.«

Lied der Flamingos

Halse biegen, Federn schutteln,

Kopfe wiegen, Flugel rutteln,

Zehen treten, Schlamm aufwirbeln,

Halse jetzt zu Knoten zwirbeln,

rosa rosa rosa rosa

rosa rosa rot.

Kopfe strecken, Schnabel senken,

Flugel recken, Hals verrenken,

Wasser filtern, Algen finden,

Zunge rollen, Zunge winden,

rosa rosa rosa rosa

wie ein Wolkenboot.

Zungen klicken, Zehen spreizen,

Beine knicken, nur nicht geizen

mit den tausend Positionen

im Ballett der Klimazonen,

rosa rosa rosa rosa,

sonst herrscht Farbverbot.

Und jetzt alle: Halse biegen!

Und jetzt alle: Kopfe wiegen!

Und jetzt alle: Losmarschieren!

Und jetzt alle: Kopf verlieren!

Und jetzt alle: Massenpanik!

Wie auf sinkender Titanic.

Ach, wir glaubten uns versteckt,

doch der Mensch hat uns entdeckt.

In die Luft! Nur noch ein Wort:

Fort und fort und fort und fort!

Wer nicht schnell genug ist heute,

bleibt und wird zur leichten Beute,

rosa rosa rosa rosa rosa rosa rot

rosa rosa rosa rosa

rosa rosa tot.

Que paso en el bosque

Was im Wald geschah

Als Jonathan schlie?lich wagte aufzusehen, standen die Flamingos nicht mehr auf dem flachen Felsen. Sie wurden wiederkommen. Auch die anderen Vogel, die ins Unterholz geflohen waren, wurden wiederkommen. Nur einer, der kame vielleicht nicht wieder. Jose.

»Lass die Mariposa nicht allein«, hatte er gesagt.

»Aber dich, dich soll ich allein lassen?«, murmelte Jonathan. »Oskar«, sagte er dann. »Ich furchte, du wirst eine Weile auf die Mariposa aufpassen mussen. Segle nicht ohne uns weg, ja?« Er versuchte zu lachen, doch das Lachen kratzte in der Kehle. Er betrachtete einen Moment lang die Roosevelt, die ebenfalls allein gelassen im Wasser lag. Und auf einmal wusste er, was er zu tun hatte. Er steckte das Brotmesser ein. Es wurde scharf genug sein, um ein Tau zu durchtrennen.

Etwas bewegte sich auf seinem Kopf. Carmen, die Ratte. Sie schien entschlossen, ihn zu begleiten. Beinahe war er erleichtert daruber, nicht allein gehen zu mussen. Er schwamm ans Ufer und war kurz darauf uber den flachen Felsen unterwegs, zu dem die Flamingos tatsachlich zuruckgekehrt waren. Doch als sie ihn kommen sahen, stiegen sie direkt wieder auf, panisch, als ware er der gefahrlichste Feind, den sie sich vorstellen konnten.

Eine merkwurdige Sorte Feind, dachte Jonathan, ein Brotmesser in der Hand, eine Ratte auf dem Kopf.

Minuten nachdem er das Tau durchgesabelt und das Militarschiff befreit hatte, trat er zwischen die ersten dornigen Busche der Insel. Er folgte einer Spur aus umgeknickten Asten.

»Ist das nicht seltsam?«, sagte er leise zu Carmen. »Hier wandere ich durch die Hitze, um einen zu retten, der alle Deutschen abknallen will. Aber er wei? naturlich nicht, wer ich bin. Manchmal glaube ich selbst beinahe, mein Name ware Jonathan.«

Er ging auf den Ort zu, von wo die Schusse gekommen waren, ins Inselinnere. Aber irgendwann war er sich nicht mehr sicher. Au?er niedrigem Farn und Buschen war nichts zu sehen. Auf den Lavafelsen wanden sich die Ranken von verschwenderisch bunten Passiflorabluten, tausend kleine Vogel waren dort unterwegs, und gro?e, trage Landleguane sa?en sonnentrunken zwischen den Steinen. Manche von ihnen kamen naher, als sie Jonathan entdeckten.