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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Kent Alexander
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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 29
Sie trieben ihre Pferde an. Bolitho hatte seiner Schwester Felicity ein paar Zeilen geschickt und seinen Besuch angekundigt. Zu Pferd wirkte es formloser als eine Vorfahrt in der Kutsche.
Zwei Pferdeknechte eilten ihnen im Hof entgegen und sahen mit gro?en Augen, wie Catherine ohne Hilfe aus dem Sattel glitt. Bolitho lachelte sie an.
«Man beobachtet uns aus einem Fenster«, sagte sie und wurde einen Augenblick unsicher.»Ich hatte vielleicht doch nicht mitkommen sollen.»
«Dann wollen wir ihnen noch etwas zum Glotzen geben«, sagte er, ku?te sie auf die Wange und legte ihr den Arm um die Schultern.»Ich bin sehr stolz auf dich.»
Ein Diener offnete die gro?e Tur, und Lewis Roxby, rundlich und rotgesichtig, kam ihnen jovial entgegen. Catherine erwiderte seine Begru?ung mit einem warmen Lacheln und einem Handedruck.
«Richard, du Schurke! Du hattest uns wirklich mehr Zeit gonnen konnen, miteinander vertraut zu werden!«Lewis legte Catherine den Arm um und fuhrte sie in ein gro?es Zimmer, durch dessen offene Turen sie den Rosengarten bewundern konnten. Das ganze Zimmer duftete. Catherine klatschte uberwaltigt in die Hande. So mochte sie gespielt haben in den Elendsstra?en von London, wo sie aufgewachsen war, dachte Bolitho. Durch eine Glastur sah er zwei Damen auf das Haus zukommen.
Nancy hatte zwar etwas zugenommen, sich aber sonst seit ihrem letzten Treffen nicht verandert. Sie hatte die Schonheit ihrer Mutter geerbt und deren zarte Haut. Neben ihr schritt Felicity. Ihr Profil verriet die geborene Bolitho, doch ihr Haar schimmerte schon grau, und ihr Gesicht war aschfahl, als habe sie gerade ein Fieber uberstanden. Sie nickte ihm schon von weitem zu, aber er fuhlte, da kam eine Fremde zu ihnen herauf.
Nancy lief ihm entgegen, umarmte und ku?te ihn.»Und hier ist Felicity, nach so vielen Jahren endlich wieder zu Hause. «Ihre Stimme klang eine Spur zu frohlich.
«Ich mochte dich gern mit Catherine bekanntmachen«, sagte Bolitho.
Felicity musterte sie kuhl, neigte nur kurz den Kopf.»Leider kann ich Sie hier nicht willkommen hei?en, denn dies ist nicht mein Haus. Ich habe im Augenblick keins.»
«Das werden wir bald andern«, warf Roxby ein.
«Mein Beileid zum Tod deines Mannes«, sagte Bolitho.»Es mu? ein schrecklicher Verlust fur dich gewesen sein.»
Sie schien ihn nicht gehort zu haben.»Ich habe gerade erst Edmund benachrichtigen lassen. Mein zweiter Sohn Miles ist gleich mit mir nach England gereist. «Ihre tiefliegenden Augen sahen Catherine an.»Wir hatten noch eine Tochter, aber sie starb in Indien.»
Voll Mitgefuhl sagte Catherine:»Das tut mir sehr leid. Ich bin in solch einem Klima aufgewachsen und kann Ihnen den Schmerz nachfuhlen.»
Felicity nickte.»Naturlich, bevor Sie Ihren jetzigen Mann in Sudamerika trafen, waren Sie ja mit einem Spanier verheiratet.»
Roxby unterbrach:»Ein Glas Wein, Richard?»
Bolitho schuttelte den Kopf. War Felicity schon immer so giftig gewesen?» Du wei?t, da? du jederzeit in unserem Haus willkommen bist, bis du wei?t, wo du dich niederlassen willst«, sagte er zu ihr.»Wahrend ich auf See bin, handelt Catherine in meinem Namen.»
Felicity setzte sich in einen hochlehnigen Stuhl.»Es ist nicht mehr mein Haus, seit ich Raymond geheiratet habe. Und jetzt ist dort bestimmt kein Platz fur mich. «Sie blickte Bolitho unbewegt an.»Aber du warst ja schon immer ein taktloser Mensch.»
«Sagen Sie das nicht, Mrs. Vincent. Ich kenne niemanden, der sich mehr um andere Menschen kummert als Ihr Bruder. «Catherines Augen blitzten, doch ihre Stimme klang beherrscht.»Selbst wenn andere seine Fursorge nicht erwidern.»
Felicity wischte Staub von ihrem Armel.»Naturlich. Und Sie wissen das bestimmt besser als jeder andere hier!»
Bolitho sah, wie Catherines Finger sich in den Stoff ihres Kleides gruben. Es war ein Fehler gewesen, herzukommen.
«Doch um etwas mu? ich dich bitten, Richard. «Felicitys Gesicht blieb unbewegt.»Mein Sohn Miles dient nicht mehr bei der East India Company. Wurdest du bitte dafur sorgen, da? er in die Royal Navy eintreten kann? Ich besitze einige Ersparnisse, er sollte also schnell befordert werden.»
Bolitho nahm Catherines Arm.»Ich werde fur Miles tun, was ich kann. Er soll mich mal besuchen. «Nach einer Pause fuhr er fort:»Ich verstehe deinen Schmerz uber den Verlust deines Mannes, aber nicht deine Ungezogenheit gegenuber Catherine. Dies ist auch nicht mein Haus, sonst wurde ich deutlicher werden!»
Catherine war erstarrt, Nancy den Tranen nahe, Roxby blies die Backen auf und wunschte sich woanders hin; nur Felicity blieb kuhl und unbeeindruckt. Bolitho nahm Catherines Arm und ging.
Drau?en an der Tur murmelte der Hausherr, wahrend ihre Pferde gebracht wurden:»Tut mir leid, Richard, sie hat sich schandlich benommen. «Und zu Catherine gewandt:»Aber sie wird sich wieder fangen. Witwen sind eben manchmal seltsam. «Er ku?te ihre Hand.
Catherine lachelte.»Ich kannte ihren Mann nicht, aber ob er mit ihr glucklich war? Meinetwegen mu? sie sich ubrigens nicht andern.»
Vor dem Hof nahm Bolitho ihre Hand.»Es tut mir so leid, Kate!»
Sie zitterte vor Wut.»Ich bin es gewohnt. Aber niemand darf so uber dich reden. «Die Pferde blieben stehen, als spurten sie Catherines Arger.»Und das soll deine Schwester sein? Wei? sie eigentlich, was du fur dieses Land tust?»
Er streichelte ihren Arm.»Meine Tigerin!»
Sie wischte sich mit dem Handschuh uber die Augen.»Zur Holle mit ihr! Wir reiten um die Wette nach Hause!»
Ihr Pferd warf schon Schmutz von der Stra?e hoch, ehe Bolitho noch losreiten konnte. Roxby blickte ihnen nach, bis sie in den Feldern verschwunden waren. Was fur ein Temperament, dachte er. Kein Wunder, da? Richard so gut aussieht, diese Frau halt ihn jung. Er blieb vor einem Spiegel stehen. Mit einer Frau wie Catherine wurde er. Aber er verbot sich diese Gedanken.
Als er das Zimmer betrat, war er froh, nur seine Frau anzutreffen.
«Felicity hat sich hingelegt, Lewis.»
Roxby sah Tranenspuren in Nancys Gesicht und trat zu ihr, um sie zu streicheln.»Es wird Zeit, da? ich ein Haus fur sie finde. Aber woher wei? sie das alles uber Catherine? Wir haben ihr nichts erzahlt.»
Nancy nahm seine Hand.»Das wu?te ich auch gern. Richard sieht ubrigens sehr viel besser aus als bei seinem letzten Urlaub. Diese Frau tut ihm gut.»
Roxby sah, da? kein Diener in der Nahe war, und tatschelte den vollen Busen seiner Frau.»Du mir auch«, sagte er. Errotend richtete sie ihre Frisur.
Aber er dachte noch immer an die beiden, die da eben losgaloppiert waren, als bedrucke sie nichts auf der Welt. So hatte sein Leben mit Nancy auch einmal ausgesehen, ehe die Kinder kamen und der Kampf um Besitz und Macht ihm das letzte abverlangte.
Zwei Wochen vergingen, und die restliche Welt existierte nicht fur sie. Nur einmal sprachen sie davon, als sie zur Mundung des Helford River ritten. Eine Fregatte segelte sich gerade von Land frei, ihre Segel blitzten in der Sonne, ihr schnittiger Rumpf teilte die
Wellen.
«Wann erwartest du neue Befehle?«fragte Catherine.
Er legte den Arm um ihre Taille.»Bald. Es gab schon ein paar Hinweise in der Admiralitat. Man will ein neues Geschwader aufstellen — falls man genugend Schiffe findet.»
Auf der Fregatte entfalteten sich die Toppsegel. Im ablandigen Wind nahm sie Fahrt auf wie ein Vogel, der freigelassen worden war.
In London hatte Bolitho auch von Adam gehort. Sein Neffe hatte das Kommando uber die Anemone bekommen. Mit ihren achtunddrei?ig Kanonen machte sie Blockade- und Patrouillendienst vor der niederlandischen Kuste. Und als seinen Bootsteurer hatte Adam Alldays Sohn an Bord.
Allday hatte diese Nachricht nicht sonderlich bewegt. Er hatte sich bei seiner Ruckkehr nach Falmouth sofort von Yovell und Ozzard getrennt, um schnell seine alte Freundin, die Wirtstochter, zu besuchen. Aber das Wirtshaus hatte den Besitzer gewechselt, und die Wirtstochter war jetzt mit einem Bauern aus Redruth verheiratet. Seither war Allday trubsinnig.
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