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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung
Kent Alexander
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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 11
Segrave sah, da? das andere Schiff ebenso stark uberholte wie die Miranda. Es schien plotzlich sehr viel naher. Segrave erkannte schmutzige, geflickte Segel und auswehende, gebrochene Tampen. Der Rumpf war wohl mal schwarz gewesen, aber jetzt hatten Wetter und Seen an vielen Stellen die Farbe abgefressen. Auf einem Schiff der Navy ware so etwas unmoglich gewesen, auch nach hartesten Einsatzen.»Was ist das fur einer, Mr. Jay?»
«Vermutlich ein Sklavenhandler. «Jay musterte das andere Schiff abschatzig.»Den schnappen wir uns ganz bestimmt.»
Tyackes Stimme schallte ubers Deck:»Klar zum Gefecht! Mr. Archer nach achtern, bitte. «Archer war der Stuckmeister.»Mr. Segrave! Nach unten, aber sofort!»
Jay sah zu, wie der Midshipman in den Webleinen abenterte. Sein helles Haar wehte im Wind. Uber den Jungen konnte man sich nicht beklagen, doch ein so kleines Schiff hatte seine Tucken. Eine Hand furs Schiff, eine fur dich selbst, hie? die wichtigste Regel. Passagiere oder Muttersohnchen hatten an Bord keinen Platz.
Als Segrave das Deck erreicht hatte, stand Simcox schon vor ihm:»Helfen Sie Mr. Archer, er wird vorn den Vierpfunder feuerklar machen und abfeuern. Lernen Sie dabei, soviel Sie konnen.»
Der rundliche Bootsmann grinste mit seinen schadhaften Zahnen:»Archer schie?t einen Apfel vom Baum, selbst noch auf hundert Schritt.»
Tyacke sprach jetzt mit dem Ruderganger, und in der grellen Sonne sah sein Gesicht wie frisches Fleisch aus. Segrave folgte dem Stuckmeister, aber am liebsten hatte er sich unter Deck verkrochen. Der grauhaarige Elias Archer stand lassig mit vor der Brust verschrankten Armen auf dem tanzenden Vordeck und lie? seine Manner das Buggeschutz laden.
«Haben Sie das schon mal gemacht?«frage er den Midshipman und starrte dabei zu dem anderen Schiff hinuber. Es war gro?er als die Miranda und konnte ihnen immer noch davonsegeln.
Segrave schuttelte den Kopf. Ihm war eiskalt trotz der Sonne, und er zitterte, wenn der Bug in die See fiel.»Nein«, antwortete er.
«Mein letztes Schiff hat mal einen franzosischen Zweidecker verfolgt, aber der lief auf Grund und ging in Flammen auf, ehe wir ihn entern konnten.»
«Wir machen das besser. «Der Stuckmeister nahm eine glanzende Kanonenkugel aus dem Gestell und rollte sie prufend zwischen seinen harten Handen.»Kurierschiffe mussen schnell und leicht sein. Ohne uns bekame die Flotte keine Nachrichten. Und ohne uns ware selbst Nelson damals am Ende gewesen. «Einem aus seiner Mannschaft befahl er:»Stuckpforte auf.»
Segrave sah Manner an Schoten, Halsen und Brassen eilen. Der verfolgte Schoner war bestimmt abgefallen, obwohl das von hier aus schwer zu beurteilen war.
Archer beugte sich vor und beobachtete kritisch, wie die Kanone geladen wurde.»Manche Idioten verdoppeln die Pulvermenge«, sagte er,»aber nicht auf der kleinen Miranda.»
Segrave horte den Befehl des Kommandanten:»Signalisieren Sie ihm, er soll beidrehen.»
Archer grunzte nur.»Darum kummert der sich einen Dreck.»
«Vielleicht kennt er unsere Signale nicht«, meinte Segrave unschlussig.
Ein Matrose deutete grinsend auf die Kanone.»Die versteht er bestimmt!»
Der andere Schoner zeigte sein Unterwasserschiff unter dem Druck der Segel. Kopfe wurden uber der Reling sichtbar, aber niemand antwortete auf das Signal der Miranda. »Laden und ausrennen«, kam Tyackes Befehl.
Die Kugel wurde in die Mundung geschoben, ein Propf nachgestopft, dann zog die Mannschaft an den Brocktauen, und das Rohr schob sich durch die offene Pforte. Archer erklarte, was vorging.»Der hat zwar den besseren Wind, mein Junge, aber wir konnen ihm eins verpassen, wohin wir wollen.»
Jay im Ausguck brullte plotzlich:»Die werfen eine Leiche uber Bord, Sir. Und noch eine!»
Tyacke pre?te das Teleskop ans Auge.»Der letzte lebte noch«, sagte er bose.»Vor ihren Bug, Mr. Archer!»
Archer duckte sich, peilte uber den Lauf und ri? an der Abzugsleine. Die Kanone ruckte zuruck in ihre Halteseile, Rauch wehte aus der Pforte, und der Lauf wurde sofort fur den nachsten Schu? ausgewischt.
Segrave sah an Steuerbord des fremden Schoners Gischt aufspritzen. Hatte Archer mit seinem Schu? so weit daneben gelegen? Aber die Kugel war ubers Wasser gehupft wie ein springender Delphin und vor dem Bug eingeschlagen. Segrave deutete auf die Gischt, die jetzt in sich zusammenfiel.»Was ist das?»
Sperry, der Bootsmann, sagte heiser:»Da toben Haie.»
Segrave fuhlte, wie ihm schlecht wurde. Die beiden Korper, die man wie Abfall uber Bord gekippt hatte, waren vor seinen Augen zerrissen worden.
«Bootsmann! Beiboot aussetzen!»
Segrave sah, wie das andere Schiff beidrehte, seine geflickten Segel flatterten wild. Aber die Mannschaft der Miranda war solche Jagden gewohnt. Die Waffenkiste stand schon geoffnet an Deck, Jay rutschte eine Pardune hinunter, griff nach einem Sabel und lie? sich eine Pistole reichen.
«Wir bleiben in Lee. Geht an Bord und durchsucht sie, aber la?t euch auf nichts ein. Ihr wi?t, was ihr tun mu?t!«rief ihnen Tyacke zu.
Simcox wandte sich an Segrave.»Halten Sie sich am besten an Mr. Jay. Wenn der da druben Sklaven an Bord hat, mussen wir ihn laufen lassen. Es gibt kein Gesetz gegen Sklavenhandel, jedenfalls noch nicht. Aber ich wurde die Crew da druben hangen, Gesetz hin, Gesetz her.»
Tyacke trat zu ihnen.»Unterstutzen Sie Mr. Jay, wo Sie konnen«, sagte er zu Segrave.»Aber seien Sie auf der Hut, die dort druben sind tuckischer als Schlangen.»
Vom Beiboot aus sah die kleine Miranda riesig aus.»Klar bei Riemen. Ruder an!«Jay ergriff die Pinne, und das Beiboot hielt auf den anderen Schoner zu.
Sperry, mit einer Axt und einem Entermesser im Gurtel, sog Luft durch die Nase.»Kein Sklavenhandler!«sagte er.»Er stinkt nicht. Wir hier in Lee mu?ten es riechen.»
Segrave bi? die Zahne zusammen. Was kam da blo? auf ihn zu? Er erinnerte sich, wie seine Mutter ihm und den Schwestern vom Tod des Vaters berichtet hatte. Wie wurde sie auf seinen Tod reagieren? Mit Stolz? Oder laut klagend? Er starrte auf das andere Schiff, bis seine Augen schmerzten. Zur Holle mit allem!
Jay rief hinuber:»Im Namen des Konigs! Wir kommen jetzt an
Bord!»
Sperry grinste.»Wie schon du das mal wieder gesagt hast, Bob.»
Wahrend die beiden sich neckten, starrte Segrave sie angstvoll an. Sklavenschiffe waren oft hervorragend bewaffnet, hatte er gehort.
Plotzlich wurde Jay ernst.»Also, wir machen's wie ublich, Manner. Ubernehmt als erstes das Ruder und entwaffnet die Mannschaft. Und Sie bleiben in meiner Nahe«, wandte er sich an Segrave.»Also los!»
Ein Wurfanker flog uber die Reling des Schoners, der Albacore hie?, und dann kletterten sie alle an Bord. Das Rauschen der See klang ferner, als sie auf dem fremden Deck standen. Segrave hielt sich an den Mastergehilfen, der sich jetzt vor einem Herrn in schmutziger wei?er Kniehose und zerknittertem Seidenhemd verneigte.
«Sie sind wohl der Skipper?»
Segrave musterte die fremde Crew. Ein gemischtes Volk, der Abschaum der Gosse.
«Und was ist das?«Mit kraftigem Schwung zog der Bootsmann einen Mann aus der Gruppe, ri? ihm das Hemd auf und drehte ihn um, so da? Jay die Tatowierung auf seiner Brust sehen konnte: gekreuzte Flaggen, eine Kanone und der Name eines Schiffs — Donegal.
«Ein Deserteur, ha! Das ist wohl das Ende fur dich.»
Der Mann wand sich.»Um Gottes willen, la?t mich laufen! Ich bin doch auch nur so ein armes Schwein wie ihr.»
«Und bald eine Leiche mit einem Strick um den Hals.»
Das wurde Segrave nie verstehen: Manner, die selbst zum Dienst gepre?t worden waren, wurden sauwutend, wenn sie auf einen Deserteur trafen.
Der Skipper zuckte nur mit den Schultern und schuttelte den Kopf. Jay seufzte.»Sprichst wohl kein Englisch, oder?«Er sah sich um und zeigte mit seinem Sabel auf den Deserteur.»Wenn du uns hilfst, wirst du nicht gehangt.»
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