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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 45
Nun fuhr er Belinda an:»Sie ist ebensowenig eine Schuldnerin wie du, und du wu?test das, als du den Plan mit Somervell ausgeheckt hast. Ich hoffe nur, da? er so schnell mit der Klinge ist wie mit der Pistole, denn wenn ich ihn zu fassen kriege.»
Sie griff sich an die Kehle.»So habe ich dich ja noch nie gesehen!»
«Das wirst du auch nie wieder!»
«Ich habe es fur uns getan, Richard. Fur das, was wir waren und wieder sein konnten.»
Bolithos Herz klopfte. Er war nahe daran gewesen, sie zu schlagen. Catherine hatte ihm in der Kutsche in abgerissenen Satzen alles erzahlt, wahrend der Regen gegen die Scheiben klatschte.
Sie hatte Somervell den gro?ten Teil ihres eigenen Vermogens geliehen, als sie heirateten, denn er mu?te wegen hoher Spielschulden um sein Leben furchten. Aber er hatte Freunde bei Hofe, den Konig eingeschlossen, und ein Regierungsamt rettete ihn noch einmal.
Er hatte jedoch einen Teil ihres Geldes absichtlich unter ihrem Namen investiert und sie die Folgen tragen lassen, als sich diese Anlage als Fehlspekulation erwies. Das hatte Somervell auch Belinda erklart. Bolitho schwindelte der Kopf, als er sich vorstellte, da? dieser Plan beinahe gelungen ware. Wenn er in Belindas Haus eingezogen ware und man ihn auf Admiral Godschales Empfang gesehen hatte, ware Catherine von seiner
Versohnung mit Belinda berichtet worden: eine brutale und endgultige Verabschiedung fur sie.
Somervell hatte das Land verlassen, soviel stand fest. Bei seiner Ruckkehr hatte er Catherine halb verruckt vorgefunden oder sogar tot. Denn wie ein Seevogel hatte sie sich niemals in einen Kafig zwangen lassen.
Bolitho nahm den Faden wieder auf.»Fur uns? Das hast du ebenfalls vernichtet. Denk daran, was du mir mehr als einmal ins Gesicht gesagt hast: Auch wenn du so aussahest wie Cheney, bedeute das noch lange nicht, da? du irgendetwas mit ihr gemein hattest. Das war das einzig Wahre, was du jemals sagtest.»
Er sah sich im Zimmer um.
«Behalte dieses Haus, Belinda, unter allen Umstanden. Aber schenke hin und wieder auch einen Gedanken denen, die kampfen und sterben, damit du besser genie?en kannst, was jene niemals kennenlernen.»
Sie trat zuruck, als er die Tur aufri?. Er glaubte einen Schatten hinter der Treppe verschwinden zu sehen. Die Dienstboten hatten etwas zum Klatschen aufgeschnappt.
«Das wird dich ruinieren!«schrie sie.
Sie rang nach Atem, als er auf sie zuging. Aber er nahm nur seinen Hut auf.
«Das ist mein Risiko. Eines Tages werde ich es meiner Tochter erklaren. «Er sah sie noch einmal an.»Alles, was du notig hattest, sollte dir von Falmouth geschickt werden. Aber selbst das hast du zuruckgewiesen. Also genie?e dein neues Leben mit deinen vornehmen Freunden. «Er trat durch die Tur.»Und Gott helfe dir!»
Ungeachtet des Regens, der sein Gesicht kuhlte, wanderte er durch die dunklen Stra?en. Er mu?te zu Fu? gehen, um seine Gedanken zu ordnen. Er wurde sich Feinde schaffen, aber das war nichts Neues. Es hatte genug Neider gegeben, die ihm wegen Hugh zu schaden versuchten, ihn durch Adam zu verletzen trachteten.
Wo sollte Catherine bleiben? Nicht in Falmouth, solange er sie nicht selbst hinbringen konnte. Das hei?t, falls sie uberhaupt dort hin wollte. Wurde sie nach diesen Ereignissen seinen Worten einen Doppelsinn beimessen, einen nochmaligen Verrat argwohnen? Er verwarf diese Gedanken augenblicklich. Catherine war wie die Klinge an seiner Seite, beinahe unzerbrechlich. Aber eben nur beinahe.
Eines schien sicher: Godschale wurde bald erfahren, was sich zugetragen hatte, obwohl keiner offen daruber sprechen wurde, um nicht als Mitverschworer zu erscheinen. Er lachelte trube. Fur ihn hie? es wohl sehr bald wieder:»Gibraltar for orders.»
Sein wacher Sinn bemerkte einen Schatten und das Klicken von Metall. In der nachsten Sekunde lag der Degen in seiner Hand, und er rief:»Stehenbleiben!»
Adams Stimme antwortete, sie klang erleichtert.»Ich wollte nur nach dir sehen, Onkel.»
Bolitho steckte die Klinge in die Scheide.
«Ist es vorbei?«fragte sein Neffe.
«Aye, es ist erledigt.»
Adam fa?te Tritt und luftete den Hut, um in den Regen zu starren.»Ich habe das mit Catherine von Allday gehort. Es sieht fast so aus, als ob ich dich nicht einen Augenblick allein lassen sollte.»
Bolitho erwiderte:»Ich kann es selbst noch kaum glauben.»
«Die Menschen andern sich eben, Onkel.»
«Das glaube ich nicht. «Er beobachtete zwei Infanterieleutnants, die sich unsicheren Fu?es in Richtung St. James entfernten.»Die Umstande vielleicht, aber nicht die Menschen.»
Adam wechselte taktvoll das Thema.»Ich habe herausbekommen, wo sich Kapitan Keen aufhalt: in Cornwall. Sie regeln dort einige Dinge, die Miss Carwithens verstorbenen Vater betreffen.»
Bolitho nickte. Er hatte schon befurchtet, da? Keen ohne ihn heiraten wurde. Eigenartig, da? ihm eine solche Kleinigkeit noch so wichtig sein konnte, nach allem, was hier geschehen war.
«Ich habe ihn durch Boten benachrichtigt.»
Sie schwiegen und lauschten dem Gerausch ihrer Schritte auf dem Pflaster. Wahrscheinlich wu?te Keen es schon, wie auch die ganze Flotte. Absto?end fur viele, aber ein willkommener Skandal in den ubervolkerten Messedecks.
Im Haus stie?en sie auf Allday, der sich einen Krug Ale mit der Haushalterin, Mistress Robbins, teilte. Sie war eine geburtige Londonerin und hatte trotz ihrer vornehmen Umgebung eine Stimme, die sich wie die einer Stra?enhandlerin anhorte. Nun kam sie gleich zur Sache.
«Die Lady liegt im Bett, Sir Richard. «Ihr Blick blieb gelassen.»Ich habe ihr ein Gastezimmer gegeben.»
Bolitho nickte dankbar, er hatte auch das Unausgesprochene verstanden: In diesem Haus wurde es keinen Skandal geben, egal wie es nach au?en aussehen mochte.
«Ich habe sie erst mal ausgezogen und ordentlich gebadet. Armes Ding! Die Kleider habe ich verbrannt. «Sie offnete eine rote Faust.»Dies war im Saum eingenaht.»
Zum Vorschein kamen die Ohrringe, die er ihr geschenkt hatte, als sie in London zusammengewesen waren. Bolitho fuhlte einen Klo? im Hals.
«Danke, Mrs. Robbins.»
Ihr strenges Gesicht wurde unerwartet weich.»Is' doch selbstverstandlich, Sir Richard. Der junge Lord Oliver hat mir oft genug erzahlt, wie Sie ihm das Fell gerettet haben. «Sie ging kichernd davon.
Allday und Adam traten ein. Bolitho sagte:»Habt ihr alles mitgehort?»
«Am besten, die Lady bleibt hier«, meinte Allday.»Mama Robbins wird schon alle Mann an Deck rufen, wenn in der Nacht was passiert.»
Bolitho nahm Platz und streckte die Beine von sich. Er hatte seit dem Fruhstuck nicht eine Krume gegessen, aber ihm war auch jetzt nicht danach. Es war ein knapper Sieg gewesen. Doch die eigentliche Schlacht hatte noch nicht mal angefangen.
Catherine stand an einem hohen Fenster und blickte auf die Stra?e hinunter. Die Sonne strahlte, aber diese Seite lag noch im Schatten. Einige Leute gingen spazieren, und man horte schwach die Stimme eines Blumenmadchens, das seine Ware anpries.
Sie sagte leise:»So kann es nicht bleiben.»
Bolitho sa? mit gekreuzten Beinen in einem Sessel und sah ihr zu; kaum glaublich, da? es sich um dieselbe Frau handelte, die er der Erniedrigung im Kerker entrissen hatte; fur die er alles riskiert hatte, einschlie?lich eines Kriegsgerichtsverfahrens wegen Notigung des Gefangnisdirektors.
Er erwiderte:»Wir konnen nicht hier wohnen. Ich mochte mit dir allein sein. Dich wieder im Arm halten, mit dir reden.»
Sie drehte ihren Kopf so, da? ihr Gesicht im Schatten blieb.»Du machst dir noch Sorgen, Richard, aber das brauchst du nicht. Was meine Liebe zu dir betrifft — die hat nie geschwankt. Warum sollte sie jetzt?»
Langsam schritt sie naher und legte ihm die Hande auf die Schultern. Sie trug ein einfaches grunes Kleid, das die allgegenwartige Mrs. Robbins am Vortag gekauft hatte.
Bolitho sagte:»Du bist jetzt in Sicherheit. Alles, was du brauchst, und alles, was ich geben kann, gehort dir. «Er sprach weiter, froh, da? sie sein Gesicht nicht sehen konnte.»Es kann Monate dauern, dein Vermogen wiederzuerlangen, das er dir gestohlen hat. Du gabst ihm alles und warst seine Rettung.»
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