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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 32
Bolitho klopfte ihm auf den Arm.»Du kannst wohl Gedanken lesen, alter Freund. «Zwei Mowen schwangen sich uber die Schaumkronen, Sonnenlicht fiel durch ihre gespreizten Flugel. Wie damals durch Catherines Facher. Bolitho sagte:»Ich komme mir so machtlos vor. «Dann besann er sich.»Entschuldige, ich sollte meine Sorgen nicht auf dich abwalzen.»
Mit schmalen Augen beobachtete Allday die langen Schaumkronen. Es war wie das Abschatzen einer Kanonade. Ein Schu? zu hoch, einer zu niedrig, der nachste wurde treffen.
Er sagte:»Ubrigens, sie sprach mich an, bevor wir den Hafen verlie?en.»
Bolitho staunte.»Sie sprach dich an?»
Allday war verletzt.»Nun, einige Frauen sind eben so frei, mit unsereinem zu reden.»
Bolitho beschwichtigte ihn.»Bitte keine Spa?chen, Alter.»
Allday fuhr fort:»Sie war aufrichtig um Sie besorgt und wollte Sie das irgendwie wissen lassen.»
Bolitho hieb die Faust auf die verwitterte Reling.»Und ich habe nicht einmal versucht, sie zu verstehen! Jetzt habe ich sie verloren!«brach es aus ihm heraus.
Allday guckte ins Leere.»Ich kannte mal ein Madel in meinem Dorf. Es war richtig verschossen in den Sohn des Gutsherrn. Ein junges Blut war sie, wie fur ihn gemacht, aber sie war uberhaupt nicht vorhanden fur ihn, diesen Bastard — 'tschuldigung, Sir Richard. Eines Tages warf sie sich vor seine Kutsche. Ich vermute, sie konnte es nicht langer ertragen, ubersehen zu werden. «Er studierte seine verarbeiteten Hande.»Sie wurde uberfahren und starb.»
Bolitho ruhrten diese schlichten Worte, und er fragte sich, was Allday ihm damit sagen wollte. Hatte Catherine etwa seinetwegen diese Reise unternommen? Warum hatte er nicht erkannt, da? ihre Liebe nicht auf die leichte Art zu gewinnen war? Er dachte an Valentine Keen und an sein Madchen mit den Mondscheinaugen. Der hatte viel riskiert und darum auch alles gewonnen.
Allday entschuldigte sich und ging, wahrscheinlich um mit seinen Freunden oder mit Ozzard in der Anrichte einen Schluck zu trinken. Mr. Penhaligon, die breiten Hande in die Huften gestemmt, begutachtete den Stand jedes neu gesetzten Segels. Haven schmollte und spahte auf den Kompa?. Hinter ihm wartete Parris, er wollte die
Wache wegtreten lassen. Von unten kam das regelma?ige Quietschen der Pumpen, die alte Hyperion hatte alle in Betrieb. Dennoch — Bolitho lauschte — , da war ein neues Gerausch, das sich vordrangte.»Geschutzfeuer!«rief er plotzlich.
Die Scharfe in seiner Stimme lie? mehrere Manner zusammenzucken. Allday, der sich noch auf der Treppe befand, drehte sich um. Dann meldete der Signalfahnrich aufgeregt:»Aye, Sir Richard, ich hore es auch!»
Haven schritt ebenfalls zur Reling und drehte den Kopf in die Richtung, offenbar ohne etwas zu vernehmen. Jenour kam angerannt.
Bolitho beschattete die Augen, als der Fahnrich rief:»Signal von Phaedra, Sir! Segel im Nordwesten!»
Manner kletterten in die Wanten. Ihr Unbehagen schien vergessen, jedenfalls im Moment.
Jenour fragte:»Was hat das zu bedeuten, Sir Richard?»
Bolitho befahl, da? Phaedra sich absetzen und aufklaren sollte. Minuten spater, als das Signal bestatigt war, kam er auf Jenours Frage zuruck:»Das war ein kleines Kaliber, Stephen, Drehbassen oder dergleichen.»
Wieso hatte er es gehort, viele andere um ihn herum aber nicht? Er sagte:»Signal an die Brigg Tetrarch, sie soll zu uns aufschlie?en.»
Allday sah der Korvette nach und bemerkte beifallig:»Donnerwetter, seht mal, wie die dahingeht. »
Ihr Kupferboden glanzte im diesigen Sonnenlicht, als sie schnittig wendete und mehr Segel setzte, bis sie auf Steuerbordbug hart am Wind lag.
Allday fugte hinzu:»Wie Ihre Sparrow damals, Kapitan.»
Schnell verbesserte er verlegen:»Sir Richard, meine ich.»
Bolitho nahm ein Teleskop aus dem Gestell.»Ich erinnere mich. Hoffentlich wei? Jung-Dunstan sie zu schatzen. «Dann senkte er das Fernrohr; zuviel Gischt und Dunst.
War es vielleicht ein Freibeuter, der mit einem Barbudahandler die Klingen kreuzte? Oder einer der Lokalpatrioten, der Wind und See trotzte und eine feindliche Korvette verfolgte? Phaedra wurde es bald wissen. Es konnte auch ein Koder sein, um sie vom
Schatz fortzulocken. Er lachelte grimmig. Wie wurde Haven nun reagieren?
«Nordwest zu Nord, Sir!«Der Ruderganger mu?te schreien, um sich bei dem heulenden Wind Gehor zu verschaffen. Er druckte die Korvette so weit auf die Seite, da? es fast unmoglich wurde, aufrecht an Deck zu stehen.
Commander Alfred Dunstan suchte Halt an der Reling und schob den Zweispitz auf dem rotblonden Haar zurecht. Er fuhrte die Phaedra jetzt achtzehn Monate. Es war sein erstes selbstandiges Kommando, und wenn das Gluck ihm treu blieb, wurde demnachst die begehrte Epaulette seine rechte Schulter schmucken. Das ware dann der erste Schritt zum Vollkapitan.
Er brullte:»Zwei Strich mehr nach Luv, Mr. Meheux! Verflucht noch mal, er soll uns nicht entgehen, egal, was er ist!»
Erster Leutnant und Segelmeister tauschten schnelle Blicke. Phaedra segelte schon so hoch am Wind, wie man es nur wagen konnte, ihre hart angebra?ten Rahen und flachen Segel schienen fast langsschiffs zu stehen. Das Schiff lag so weit uber, da? die See um die Lafetten der Decksgeschutze kochte und die Seeleute na?te, bis deren blo?e Oberkorper wie Bronzeskulpturen glanzten.
Dunstan strengte die Augen an, damit ihm nur ja kein fremdes Segel entging. Seine Toppsgasten ritten auf den Rahen und dachten zweifellos an die beiden uber Bord Gegangenen von der Obdurate.
«Voll und bei, Sir! Nordwest zu West!»
Deck und Takelage schienen sich heftig zu wehren, als das Schiff noch mehr uberholte, und die Stagen vibrierten wie straffe Saiten einer Ba?geige.
Der Erste Leutnant, mit seinen dreiundzwanzig Jahren gerade ein Jahr junger als der Kommandant, meldete:»Viel mehr kann das Schiff nicht aushalten, Sir.»
Dunstan grinste frohlich. Er hatte ein offenes Gesicht und einen spottischen Mund. Einige hatten ihm eingeredet, er sahe wie
Nelson aus. Dunstan mochte diese Schmeichelei, denn er hatte die Ahnlichkeit schon langst selbst entdeckt.
«Pfeif drauf! Was bist du, ein altes Weib?»
Sie lachten beide wie Schuljungen; denn Meheux war der Vetter des Kommandanten, und jeder wu?te, was der andere dachte.
Als eine Leine mit dem Knall eines Pistolenschusses brach, pre?te Dunstan die Lippen zusammen. Aber zwei Mann waren bereits am Splei?en, und er sagte nur:»Wir mussen so hoch an den Wind wie moglich, falls die Burschen uns die Hacken zeigen und davonlaufen wollen.»
Meheux mochte nicht streiten, er kannte ihn zu gut. Die See brauste ubers Deck und schleuderte zwei fluchende Matrosen in die Speigatten. Einer schlug gegen ein festgelaschtes Geschutz und bewegte sich nicht mehr. Er war besinnungslos, hatte vielleicht einige Rippen gebrochen. Kameraden zerrten ihn zur Luke. Die anderen duckten sich wie Sportler vor dem Start, um dem nachsten uberkommenden Sturzbach zu entgehen.
Meheux geno? die Aufregung, und auch Dunstan fuhlte sich niemals wohler, als wenn er sich von der Autoritat des Admirals und vom Schurzenzipfel der Flotte losen konnte. Sie kannten weder die Herkunft noch die Bedeutung des Kanonendonners. Es konnte sogar ein anderes britisches Kriegsschiff sein, das einen feindlichen Blockadebrecher aufbrachte. Wenn das der Fall war, wurde es diesmal kein Prisengeld zu teilen geben. Der andere Kommandant wurde schon dafur sorgen.
Dunstan kletterte in die Webeleinen. Die Seen schienen nach seinen Fu?en zu greifen, als er das Teleskop einstellte und auf den nachsten Schrei aus dem Masttopp wartete.
Da brullte der Ausguck auch schon:»An Steuerbord voraus, Sir!«Er verstummte, als das Schiff sich hob und dann in ein langes Wellental glitt. Tief hinab, bis seine verzierte Galionsfigur so weit unterschnitt, als sei Phaedra schon auf dem Weg zum Meeresboden. Der Anprall mu?te den Ausguck fast von seiner wackeligen Sitzstange gerissen haben.
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