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Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 25
Langsseits platschte es, und Bolitho wu?te, da? der seinen Wunden erlegene Seemann ins Wasser geworfen worden war, ohne Gebet, ohne Zeremonie. Doch wenn sie das lebend uberstehen sollten, wurden die Manner an ihn denken, selbst jene, die ihn verflucht hatten, weil er nicht schnell genug gestorben war.
Bolitho hob die Hand an den Augenverband, als neue Schmerzen seine Willenskraft auf die Probe stellten. Sie kamen in Wellen. Wie lange konnte er das noch aushalten? Und was sollte er danach tun?
«Sieben Faden! Sandiger Grund!»
Sie hatten das Lotblei unten mit Talg prapariert, an dem der Sand haften blieb.
Hallowes sprach wieder mit Okes.»Sollen wir die Boote jetzt einnehmen und mehr Segel setzen, Mr. Okes?»
Die Antwort konnte Bolitho nicht verstehen, doch sie klang zweifelnd. Zum Gluck war Hallowes klug genug, sich auf Okes' Konnen zu verlassen.»Gut, warten wir noch«, sagte er. Das Deck neigte sich leicht, und er fugte aufatmend hinzu:»Bei Gott, der Wind raumt! Zur Abwechslung haben wir mal Gluck.»
Nach einer Stunde, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, fiel die Gig zuruck zum Zeichen, da? ihre Mannschaft abgelost werden mu?te. Die zuruckkehrenden Matrosen waren vollig erschopft und sanken wie tot aufs Deck. Als nachste kam die Jolle an die Reihe. Bolitho horte Sheaffe mit dem einzigen Gehilfen des Masters sprechen. Dann kam er nach achtern und sagte:»Melde mich zuruck, Sir.»
Das klang so formlich nach allem, was der junge Mann vollbracht hatte, da? Bolitho seinen Schmerz und seine Verzweiflung verga?.
«Gro?artige Leistung, Mr. Sheaffe. Wenn Sie nicht gewesen waren, hatte der Feind uns uberrannt. «Er horte, wie Sheaffe sich zahneklappernd ein Hemd uberzog.»Ruhen Sie sich aus. Bald werden Sie wieder gebraucht.»
Sheaffe zogerte und setzte sich dann zu Bolitho aufs Deck.
«Store ich Sie auch nicht, Sir?«fragte er.
Bolitho wandte sich ihm zu.»Ihre Gesellschaft ist mir willkommen. «Er lehnte sich an den Niedergang und versuchte, nicht an die nachste Schmerzwelle zu denken. Sheaffe hatte die Knie an die Brust gezogen und war im Nu eingeschlafen.
Spater ging Bankart neben ihm in die Hocke und flusterte:»Ich habe Wein fur Sie, Sir. «Er wartete, bis Bolitho den Pokal gepackt hatte.»Mr. Okes schickt ihn.»
Bolitho nahm einen Schluck: starker, su?er Madeira. Er leerte den Pokal langsam, lie? sich vom Wein warmen und starken. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Es mu?te lange her sein. Vielleicht kam ihm der Madeira deshalb so stark vor. Er beruhrte sein Gesicht unter dem Verband. Mehrere Schnittwunden, geronnenes Blut. Au?erdem hatte er dringend eine Rasur notig. Aber darum wurde sich Allday bald kummern. Er war stark und machtig wie eine Eiche und doch sanft wie ein Kind, wenn's darauf ankam. Bolitho und Keen hatten Grund, das nicht zu vergessen.
«Wie fuhlt man sich, wenn man seinen Vater wiederfindet, Bankart?»
Die Frage schien dem Jungen peinlich zu sein.»Gut, Sir, wirklich gut. Meine Mutter wollte nie uber ihn reden. Ich wu?te aber, da? er bei der Marine war, Sir.»
«Haben Sie sich deshalb freiwillig gemeldet?»
Eine lange Pause.»Konnte man sagen, Sir.»
Bankart fullte den Pokal noch einmal, und als Sheaffe geweckt wurde, um in der Jolle wieder das Kommando zu ubernehmen, war Bolitho umgesunken und schlief.
Okes verlie? seine Ruderganger, trat zum Niedergang und blickte zufrieden auf den Vizeadmiral hinab.
«Schlaft er endlich?«fragte Hallowes.
Okes putzte sich mit einem roten Taschentuch vernehmlich die Nase.
«Aye, Sir. Kein Wunder nach dem, was ich ihm in den Madeira getan habe.»
Bolitho spurte eine Hand auf seinem Arm und fuhr auf.»Es dammert, Sir«, sagte Stayt.
Bolitho fa?te sich an den Verband, bemuht, sich seine Qualen nicht anmerken zu lassen.»Wie sehe ich aus?»
Stayts Stimme klang, als lachle er.»Ich habe Sie schon in besserer Verfassung erlebt, Sir. «Er nahm Bolithos Hand.»Hier ist eine Schussel mit warmem Wasser und so was wie ein Handtuch.»
Bolitho nickte dankbar und beschamt zugleich, als er sich mit dem nassen Tuch ubers Gesicht fuhr. Es war nur eine Kleinigkeit, aber sie ruhrte ihn.
«Sagen Sie mir, was sich tut.»
Stayt dachte nach.»Wir haben ungefahr eine Meile zuruckgelegt, Sir. «Das klang weder verbittert noch uberrascht.»Im Augenblick sind wir uber einer Untiefe. «Er verstummte, als der Lotgast aussang:»Drei Faden!»
Bolitho verga? seine Schmerzen und raffte sich auf. Nur drei Faden Wasser, und sie waren eine Meile von ihrem letzten Ankerplatz entfernt. Er spurte den Wind im Gesicht, als er den Kopf ubers Schanzkleid hob, horte das Klatschen der Riemen. Einer der Bootsfuhrer gab den Takt an. Die Mannschaft mu? vollig verausgabt sein, dachte er.
«Ist es schon hell?»
«Ich kann das Kliff sehen, Sir, und gerade eben den Horizont. Der Himmel sieht finster aus. Ich glaube, wir bekommen viel Wind.»
Hallowes rief:»Weckt die Freiwache! Wir setzen Segel.»
Das Deck hob sich in der Dunung, und Bolitho wurde die Kehle eng. Das offene Meer erwartete sie. Die knarrenden Pumpen, die zerfetzten Segel wurden sie nicht behindern, wenn sie erst einmal Seeraum gewonnen hatten, Bewegungsfreiheit.
«Ruft die Boote zuruck!«befahl Hallowes.
Pfeifen schrillten, und jemand stie? einen spottischen Hochruf aus, als die Schleppleinen schlaff wurden und die Ruderer uber den Riemen zusammensanken.
«Funf Faden!«Manner hasteten an ihm vorbei, als erst das eine und dann das andere Boot an Bord gehievt wurde.
Der Kutter schien sich zu ruhren, und Bolitho hatte gerne die Manner auf den Rahen auslegen gesehen. Hoch uber ihm knallte laut ein Segel in der feuchten Luft.
«Untiefe Steuerbord voraus!»
«Pest und Teufel!«brullte Hallowes.»Klar zum Ankern!»
Okes flusterte rauh:»Lassen Sie das, Sir! Wir schwojen und laufen auf Grund, wenn wir ankern.»
Jetzt war Hallowes konfus.»Wenn Sie meinen?»
Doch Okes handelte bereits.»Einen Strich anluven! Recht so!«Er mu?te die Hande an den Mund gelegt haben, denn seine Stimme drohnte ubers ganze Deck.»Hoch mit dem Kluver, Thomas.»
«Geht das schon wieder los?«Stayts Stimme klang gefahrlich kuhl.»Untiefen! Verflucht, ich kann sogar Brecher sehen!«Er fugte hinzu:»Verzeihung, Sir, aber ich bin so etwas nicht gewohnt.»
Bolitho hob das Kinn, um nachzuprufen, ob er durch den Verband Licht erkennen konnte. Doch alles blieb dunkel.»Ich auch nicht.»
«Ruder in Lee!«bellte Okes.
Bolitho horte erschreckte Ausrufe, als die Supreme mit einem heftigen Ruck eine Sandbank beruhrte. Gerat rollte an Deck herum, und ein Vierpfunder baumte sich auf seiner Lafette auf, als sei er plotzlich zum Leben erwacht. Das Schaben und Rucken schien eine Ewigkeit zu dauern, in deren Verlauf Okes seinen Rudergangern zuredete und hin und wieder den Decksoffizieren einen Befehl gab.
Dann horte das Rutteln auf, sie schwammen wieder, und kurz darauf rief jemand:»Die Pumpen schaffen es noch, Sir!»
Durch die Zahne sagte Stayt:»Das war ein verdammtes Wunder. Eine Armlange querab lagen Felsen, aber wir haben nur Sand beruhrt.»
«Vier Faden!«Der Lotgast mu?te fast von seinem unsicheren Sitz geschleudert worden sein, dachte Bolitho. Doch sie waren durch.
«Marssegel los!»
Auf offener See konnte den Kutter trotz seines beschadigten Rumpfes kein anderes Schiff einholen.
Die Manner tauschten erleichterte Rufe. Fur den Augenblick waren Angst und Gefahr vergessen.»Unser Arzt wird schon wissen, was fur Ihre Augen zu tun ist«, sagte Stayt.»Sobald wir das Flaggschiff sichten…«Er brach ab.»Das kann doch nicht wahr sein!»
«Segel in Luv, Sir!»
Bolitho war fast dankbar, da? er ihre entsetzten Gesichter nicht sehen mu?te. Der franzosische Kommandant war nicht so leichtsinnig gewesen, hinter dem Landvorsprung zu warten, sondern war in der Nacht und wahrend Hallowes' Manner sich an den Riemen abplagten, luvwarts zu dem Kliff, an dem er zuerst erschienen war, aufgekreuzt. Nun hatte er den Wind im Rucken und hielt rasch auf sie zu. Am Osthorizont, wo es dammerte, waren nur seine vollgebra?ten Marssegel sichtbar.
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