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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs
Kent Alexander
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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 37
Wahrend die Gig tapfer einen immer heftiger werdenden Tanz mit den wei?bemutzten Wellen austrug, starrte Bolitho zur Hyperion hinuber und dachte uber die Wandlung, die er — so kam es ihm jedenfalls vor — wahrend seines kurzen Besuchs auf der Justice durchgemacht hatte. Er wu?te, da? es auf Tauschung beruhte, aber nach der Atmosphare von Hoffnungslosigkeit und Verfall auf dem Straflingsschiff kam ihm die Hyperion wie eine vergleichsweise heile Welt vor. Beim Anblick ihrer hohen, gischtuberspruhten Bordwand und der zweckma?igen, zielstrebigen Arbeit der Manner wurde er ruhiger; seine durcheinanderwirbelnden Gedanken beruhigten sich. Schnell kletterte er durch die Pforte und passierte, indem er fluchtig an den Hut tippte, die zu seinem Empfang angetretene Abteilung. Er befahl Leutnant Inch:»Sofort Boote einholen und festmachen! Und melden Sie Vollzug!«Dann erst hatte er das vage Gefuhl, da? irgend etwas nicht stimmte. Normalerweise hatte er das sofort gemerkt, aber er hatte zu lebhaft an die Straflinge gedacht. Inch starrte nach achtern; er folgte seinem Blick und begriff, warum der Leutnant so nervos war.
Allday, der eben durch die Fallreepspforte kletterte, konnte sich nicht enthalten auszurufen:»Na so was! Ein Frauenzimmer auf dem Achterdeck!»
Mit erzwungener Ruhe und gefahrlich leise fragte Bolitho:»Wollen Sie bitte so freundlich sein und mir erklaren, was das zu bedeuten hat, Mr. Inch?»
Der Leutnant schluckte verlegen.»Sie kam in einem Boot an Bord, Sir. Von der Festung. Sie hat einen Brief..»
Bolitho schob ihn beiseite.»Ich werde das selbst in Ordnung bringen, da Sie ja anscheinend den Verstand verloren haben!«Mit langen Schritten ging er nach achtern und die Decksleiter hinauf; er hatte Herzklopfen vor Arger.
Da stand, stirnrunzelnd und nervos, Leutnant Rooke, und neben ihm Midshipman Seton, der merkwurdigerweise trotz des Captains gefahrdrohender Miene lachelte.
Dann erst sah er das Madchen. Es trug ein grunes Samtkleid, zu dem ein breiter spanischer Sonnenhut, mit rotem Band unterm Kinn festgebunden, stark kontrastierte. Sie bemuhte sich, den Hut in der steifen Brise festzuhalten und gleichzeitig zu verhindern, da? ihr das lange Haar ums Gesicht peitschte.
«Wollen Sie mir dafur bitte eine Erklarung geben?«fragte Bo-litho, gereizt von einem zum andern blickend.
Rooke setzte zum Sprechen an, aber das Madchen sagte gelassen:»Ich bin Cheney Seton, Captain, und habe fur Sie einen Brief von Sir Edmund Pomfret. «Sie fuhr mit der Hand in eine Rocktasche und brachte ein Kuvert zum Vorschein; dabei blickte sie fest in Bolithos argerliches Gesicht. Ihre gro?en Augen waren so blaugrun wie die See, ratselhaft und sehr ernst; auch ihre Stimme verriet nichts uber ihre Gedanken und Gefuhle. Etwas ratlos nahm Bolitho den Brief entgegen; er hatte den Sinn ihrer Worte nicht gleich erfa?t.
«Seton, sagten Sie?»
«S-Sir, sie ist m-meine Schwester. «Midshipman Seton verstummte unter Bolithos kaltem Blick.
Unbewegt fuhr das Madchen fort:»Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ungelegenheiten verursache, Captain. «Sie deutete auf ein Haufchen Gepack.»Aber wie Sie sehen, liegt hier kein Irrtum vor.»
Bolitho sah Seton streng an.»Wu?ten Sie davon, Mr. Seton?»
«Er hat nichts gewu?t. «Sie sprach mit einer gewissen Scharfe, und ware Bolitho nicht so wutend gewesen, hatte er vielleicht gesehen, da? sie sich kaum noch beherrschen konnte.»Ich war beim Geleitzug nach Neu-Holland. «Sie zuckte die Achseln, als sei das jetzt unwichtig.»Nun soll ich mit Ihnen zu dieser Insel segeln.»
«Wollen Sie mich bitte nicht unterbrechen, Miss, ah, Seton, wenn ich mit einem meiner Offiziere spreche!«Bolitho war bereits etwas unsicher geworden; aus dem Augenwinkel sah er ein paar neugierige Matrosen unterhalb des Achterdecks.
Ebenso scharf wie er erwiderte sie:»Dann wollen Sie bitte nicht von mir sprechen, als sei ich ein Stuck Inventar Ihres Kanonenboots, Captain!»
Dalby, der Dritte Offizier, der sich in Horweite befand, sagte hilfsbereit:»Das ist kein Kanonenboot, Miss. >Linienschiff< hei?t das bei der Marine.»
Jetzt brullte Bolitho los:»Und wer hat Sie gefragt, Mr. Dalby?«Wutend fuhr er herum.»Mr. Rooke, bitte lassen Sie >Klar zum Ankerlichten< pfeifen, und geben Sie die entsprechenden Signale an den Geleitzug!«Dann wandte er sich wieder Miss Seton zu. Jetzt lie? sie die Arme hangen, denn anscheinend machte es ihr nichts mehr aus, da? ihr Haar, tief kastanienbraun, wie er feststellte, vom Wind gezaust wurde.
«Wenn Sie mitkommen wollen, Miss Seton, kann ich mir diese Geschichte etwas ausfuhrlicher anhoren.».
Allday und Gimlett eilten voraus, und Bolitho folgte ihnen mit dem Madchen den Kampanjeniedergang hinunter. Es war schlank und trug den Kopf trotzig hoch. Dieser verdammte Pomfret soll zur Holle fahren, dachte er wutend. Warum hatte er ihm nichts von diesem Madchen gesagt? Schlimm genug, da? er die Hyperion zu einer Zeit, in der es durchaus zum Kampf kommen konnte, uberhaupt nach Gibraltar geschickt hatte. Aber dann noch Setons Schwester vorzufinden und sie wie ein weiteres Stuck von Pomfrets
Privatgepack mitnehmen zu mussen, war beinahe mehr, als er ertragen konnte.
Sie trat in die Kajute und blickte sich mit der gleichen ernsthaften Aufmerksamkeit um wie vorhin an Deck. Etwas ruhiger begann Bolitho:»Und nun konnen Sie mir die Sache vielleicht erklaren?»
«Haben Sie etwas dagegen, da? ich mich setze, Captain?«fragte sie und blickte ihn gelassen an.
«Bitte sehr. «Bolitho ri? den Brief auf und trat damit zum Fenster. Da stand es. So weit, so gut. Schlie?lich sagte er:»Ich wei? immer noch nicht, warum Sie nach Cozar wollen.»
«Und ich wei? nicht, ob Sie das etwas angeht, Captain. «Sie fa?te die Armlehnen ihres Sessels fester.»Aber da es bald allgemein bekannt sein wird — ich reise nach Cozar, um Sir Edmund Pomfret zu heiraten.»
Bolitho starrte sie sprachlos an.»Ach so«, sagte er endlich.»Verstehe.»
Sie lehnte sich im Sessel zuruck; mit ihrem Trotz war es offensichtlich vorbei.»Das glaube ich kaum«, erwiderte sie mude.»Aber wenn Sie mir freundlicherweise sagen wollen, wo ich wohnen kann, werde ich mir Muhe geben, Ihnen aus dem Weg zu gehen.»
Bolitho sah sich ratlos um.»Hier. Ich lasse mir im Kartenraum ein Bett aufstellen. Hier haben Sie Platz genug.»
Sekundenlang hatten ihre Augen einen Ausdruck, als amusiere sie sich heimlich.»Wenn Sie meinen, Captain?»
Jetzt kam Allday — fur Bolitho wie der Strohhalm eines Ertrinkenden.»Bringen Sie meine Sachen in den Kartenraum, Allday! Ich will mich sofort umziehen — meine Alltagsgarnitur!«Zum Teufel mit dem Madchen, dachte er; es macht sich uber mich lustig, weil ich mich wie ein Narr anstelle.»Also holen Sie Gimlett, und sagen Sie ihm Bescheid!»
Allday warf einen raschen Blick auf das Madchen im Sessel. Doch sein Gesicht blieb ausdruckslos. Er sagte nur:»Sieht nach einer steifen Brise aus, Captain. «Damit verschwand er.
Ein paar Minuten spater kam Bolitho aufs Achterdeck, und die Unterhaltung der Offiziere verstummte wie abgeschnitten, als hatte er sie angebrullt.
Rooke meldete:»Transporter haben Anker kurzstag, Sir. «Er nahm sich machtig zusammen; wahrscheinlich, dachte Bolitho, freut es ihn wenig, das Schiff unter dem Teleskop jedes Kapitans in Gibraltar aus dem Hafen segeln zu mussen. Bolitho hatte seinen kleinen grausamen Spa? daran.»Schon, Mr. Rooke«, sagte er kurz,»setzen Sie Segel, bitte. «Gossett blickte wie ein trauriger Bullenbei?er heruber.»Stecken Sie einen Kurs in Luv der Landspitze ab, Mr. Gossett, und stellen Sie zwei gute Manner ans Ruder. «Er konnte sich nur mit Muhe beherrschen, so argerlich war er, als er an der Reling Aufstellung nahm und den Blick langsam uber sein Schiff schweifen lie?. Die Manner standen schon an den Speichen des Ankerspills, die Seesoldaten an den Brassen, die Toppgasten warteten auf den Befehl zum Aufentern.
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