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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs
Kent Alexander
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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 31
«Ich habe mein Wort gehalten, Capitaine«, hatte Charlois geschlossen.»Sie bekamen Wasser und die Besatzung der Fairfax.«Dabei hatte er etwas verlegen gelachelt.»Die Schaluppe selbst mu?ten wir einstweilen behalten, das verstehen Sie doch? Es ware nicht gut, unsere Karten ganz aufzudecken — eh?»
Bolitho verstand durchaus. Wenn Lord Hood einen weiteren Angriff auf das Festland scheute, dann mochte die Schaluppe den Burgern von St. Clar als einziges Zeugnis ihrer Loyalitat vor einem rachedurstenden Revolutionsgerichtshof dienen.
In der hellen Morgensonne hatte die Hyperion Anker gelichtet und war vor den auffrischenden Wind gegangen. Die Franzosen hatten nicht nur die Besatzung der Schaluppe uberstellt und Trinkwasser geliefert, sondern sogar die verbrauchten und halbverfaulten Wasserfasser der Hyperion durch neue ersetzt. Das war eine Geste des guten Willens; sie hatten auch noch berittene Wachter ein Stuck landeinwarts geschickt, damit sie sicher sein konnten, da? die Anwesenheit der Hyperion unentdeckt geblieben war.
Im Fruhlicht, als die Wasserleichter abgelegt hatten, war Rooke aber doch die Bemerkung entfahren:»Ich bezweifle, da? die Frogs diesen Handel lange geheimhalten konnen. Irgendein verdammtes Fischerboot wird die Nachricht an die nachste Garnison verkaufen.»
Kalt hatte ihm Bolitho erwidert:»Mag sein, da? Sie solchen Verrat schon erlebt haben, Mr. Rooke. Doch bei mir zu Hause in Cornwall ist die Loyalitat ganzer Stadte und Dorfer durchaus nichts Ungewohnliches. «Darauf hatte Rooke geschwiegen. Vielleicht hatte er im bleichen Morgenlicht eine Warnung in den Augen seines Kommandanten gelesen.
Mi?mutig starrte Bolitho jetzt das Schriftstuck an, das vor ihm auf dem Tisch lag. Noch ein paar Zeilen, und er war fertig. Wenn er von Lord Hood Rat und volle Unterstutzung bekam, war eine richtige Invasion immer noch moglich. So oder so wurde St. Clar zum Kampfgebiet werden.
Er streckte die Hand aus und griff nach dem unvollendeten Bericht. Dieser eine Punkt war ein Fleck auf dem Ganzen und erfullte ihn mit tiefem Mi?mut. Er mu?te mit Quarme sprechen, ihm sagen, er solle den Mund halten. Dann lie? es sich vielleicht irgendwie arrangieren, ihn nach England zu schicken. Jetzt, da sich das Land wieder im Krieg befand, war es unwahrscheinlich, da? der Ausrutscher eines kleinen Leutnants viel Aufsehen erregen wurde. Quar-me konnte von neuem anfangen. Wenn er ihn auf eigene Verantwortung fortschickte, konnte er ihn vor dem Kriegsgericht retten, mit dem Risiko allerdings, selbst den Proze? gemacht zu bekommen. Blieb nur noch Rooke. Stirnrunzelnd bi? er sich auf die Lippe. Aber in erster Linie kam es auf Quarme an und wie er es verkraftet hatte, so lange mit seinen Gedanken allein zu bleiben.
Es klopfte, doch als er aufblickte, sah er nicht Quarme, sondern den Steuermann.
«Tut mir leid, Mr. Gossett, aber wenn es nicht sehr wichtig ist, mussen Sie spater kommen.»
Gossett schien schwer erschuttert. Sein machtiger Korper schwankte mit dem Schiff wie ein Baum im Wind.
«Ich habe den jungen Mr. Piper getroffen, Sir. Er war sehr aufgeregt, und da dachte ich, ich sag' Ihnen lieber selbst, was passiert ist.»
Bolitho starrte ihn an. Plotzlich uberlief es ihn eiskalt.
Langsam nickte Gossett.»Mr. Quarme ist tot, Sir. Hat sich in seiner Kajute erhangt.»
«So. Erhangt. «Bolitho wandte sich ab, um sein Entsetzen zu verbergen. Gossett rausperte sich laut.»Der arme Kerl. Hat in letzter Zeit gro?e Sorgen gehabt.»
Bolitho wandte sich um und blickte dem Steuermann ins Gesicht.»Als ich Cozar mit der Chanticleer nahm, konnte ich beobachten, wie die Hyperion ihre Scheinangriffe fuhr und das Feuer der Batterie auf sich zog. Das war erstklassige Seemannschaft. «Er lie? seine Worte wirken und merkte, da? Gossetts Augen erschrocken aufflackerten.»Seemannschaft«, fuhr er fort,»die in jahrelangem Dienst und in feindlichem Feuer erworben sein mu?te.»
Gossett trat von einem Fu? auf den anderen.»Wird schon so sein,
Sir.»
«Sie haben die Hyperion an jenem Tage gesegelt, nicht wahr? Ich will die Wahrheit wissen.»
Fast trotzig hob der Steuermann den Kopf.»Jawohl, Sir. Mr. Quarme war 'n guter Offizier. Aber, wenn Sie mir die Freiheit erlauben, er hatte 'ne Menge Arger mit seiner Frau. Die stammte aus vornehmer Familie und wollte 'n feines Leben fuhren. «Resigniert hob er die Schultern.»Aber Mr. Quarme war eben Leutnant und weiter nichts, Sir.»
«Sie meinen, er hatte kein Geld?«fragte Bolitho tonlos.
«So ist es, Sir. «Wutend verzog der Steuermann das tiefbraune Gesicht.»Und dann dieses dreckige Gerede, da? er irgendwelche Gelder unterschlagen haben soll, die er in Verwahrung hatte.»
Bolitho hob die Hand.»Warum hat man mir das nicht gesagt?»
Gossett sah verlegen zur Seite.»Wir alle wu?ten doch, er wurde nie was von seinem eigenen Schiff klauen, Sir. Nich' wie manche andere, die ich auch nennen konnte. Er hatte vor, die Sache mit
Cap'n Turner durchzusprechen und Klarheit zu schaffen. Hat mir sogar erzahlt, da? Cap'n Turner wu?te, wer das Geld wirklich geklaut hat.»
Ruhig erwiderte Bolitho:»Aber Captain Turner starb an Herzschlag. «Er dachte an den Ausbruch Rowlstones bei der ersten Dienstbesprechung und an die aggressive Art, mit der Rooke dem Doktor uber den Mund gefahren war.
Verlegen erwiderte Gossett:»Tut mir leid, da? ich' s Ihnen nicht gesagt habe, Sir, nach allem, was Sie fur das Schiff getan haben. Aber ich hatte das Gefuhl, da? ich ihm das schuldig war, wissen Sie.»
«Ja, verstehe. «Bolitho legte die Hand flach auf den unvollendeten Bericht.»Aber das ist keine Entschuldigung, Mr. Gossett. Ihre Loyalitat schulden Sie dem Schiff, nicht einem einzelnen. Trotzdem danke, da? Sie es mir erzahlt haben. Ich hatte es wohl auch so gemacht. «Er fugte hinzu:»Das bleibt aber unter uns, Mr. Gossett.»
Heftig nickte der Steuermann.»Bleibt es, Sir.»
Noch lange, nachdem Gossett gegangen war, sa? Bolitho reglos am Fenster. Dann trat er an den Tisch, nahm die Feder auf und schrieb rasch den Schlu? des Berichts:
«…jener tapfere Offizier, der, wie oben erwahnt, das Schiff unter standigem feindlichen Feuer mit gro?er Kuhnheit und unter Hintansetzung seiner personlichen Sicherheit gefuhrt hat, nahm sich spater unter tragischen Umstanden das Leben. Er war meiner Uberzeugung nach ein kranker Mann, der sich, hatte er nicht seine Gesundheit dem Wohle des Schiffes geopfert, einen Platz in der Kriegsmarine errungen hatte, an dem sein Name noch lange in Erinnerung geblieben ware. «Er unterschrieb den Bericht und starrte minutenlang darauf nieder.
Es ist wenig genug, dachte er bitter, und nutzt Quarme gar nichts. Aber in England wurde es denen, die Quarme noch als den Mann gekannt hatten, den Gossett vor Unheil zu schutzen versucht hatte, ein gewisser Trost sein.
Dennoch wu?te Bolitho mit Sicherheit: Wenn Unheil angriff, dann meist von innen her. Und dagegen gab es keine Verteidigung.
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