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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander - Страница 12
Beide verlie?en die kleine Gruppe ihrer Kameraden und traten zu dem Fahnrich. Sie waren gewohnt zu gehorchen, Protest war nutzlos.
Bolitho sah Pyke an.»Danke!»
Der grunzte nur, dann rief er den anderen zu:»Folgt mir, Leute!«An Bolitho gewandt, sagte er:»Ich werde tun, was ich kann. «Bolitho zog seinen Hut in die Stirn und schritt zwischen den Felsblocken hindurch auf den nassen, festen Sand hinaus, in der einen Hand den Degen, in der anderen die schwere Pistole. Hinter sich horte er die Schritte der beiden Seeleute; das Gerausch wurde jedoch beinahe ubertont von seinem eigenen Herzklopfen.
Plotzlich sah er das nachstgelegene Licht und erkannte darunter die schattenhaften Umrisse eines angepflockten Pferdes; etwas weiter entfernt stand ein zweites Tier mit einer langen Stange auf dem Rucken, an deren einem Ende ebenfalls eine Laterne befestigt war.
Es schien unmoglich, da? irgend jemand auf so einen plumpen Trick hereinfallen wurde, doch Bolitho wu?te aus Erfahrung, da? die Ausgucksleute auf Schiffen oft nur das sahen, was sie gern sehen wollten.
Jetzt entdeckte er mehrere Silhouetten, die sich vom hellen Hintergrund der schaumenden Brecher abhoben. Sein Herz sank. Es mu?ten mindestens zwanzig bis drei?ig Leute sein. Da schallte das dunne Knallen von Pistolenschussen herunter in die Bucht: Pyke und seine Leute taten das Ihrige. Er horte erschreckte Schreie vom Strand her, das Geklirr von Stahl, als jemand zwischen den Felsen seine Waffe fallen lie?.»Jetzt!«rief Bolitho.»So schnell wir konnen!«Er raste auf das Pferd zu und schlug die Laterne herunter, die noch brennend auf den nassen Sand fiel. Das Pferd scheute und schlug verangstigt aus, als weitere Schusse uber ihre Kopfe pfiffen.
Bolitho horte seine beiden Gefahrten schreien, sah Babbage mit dem Entermesser einen Angreifer niedermahen, bevor er weitersturmte, um die nachste Laterne von der Stange zu kappen. Eine Stimme rief:»Schie?t diese Schweine uber den Haufen!«Jemand anderer schrie schmerzerfullt auf, als eine verirrte Kugel ihn traf.
Gestalten schwarmten nach allen Seiten aus, ruckten langsam und vorsichtig naher, verwirrt durch Pykes Storfeuer vom Hugel herab.
Einer sprang Bolitho an, und er feuerte, sah, wie der Mann mit verzerrtem Gesicht hintenuberfiel, als die Kugel ihn voll traf. Andere drangten nach, kuhner geworden, als sie feststellten, da?
ihnen nur drei Mann gegenuberstanden.
Bolitho kreuzte mit einem Gegner die Klinge, wahrend Babbage, mit seinem schweren Entermesser hackend und stechend, allein zwei Mann in Schach hielt.
Bolitho spurte des Gegners Ha?, fand aber noch Zeit zu horen, da? Trillo einen wilden Schrei ausstie?, als er von zahllosen Hiebund Stichwaffen niedergemaht wurde.»Jetzt bist du dran, verdammter Zollschnuffler!«keuchte sein Gegner.
Benommen, Geist und Korper schon eingestimmt auf den unvermeidbaren Tod, war Bolitho erstaunt uber seine plotzliche Wut. Sterben war ein Ding, aber fur einen Zollner gehalten zu werden, ein anderes; er empfand es als au?erste Beleidigung. Mit absoluter Klarheit erinnerte er sich wieder an das, was sein Vater ihm uber Selbstverteidigung beigebracht hatte. In einer letzten Anstrengung drehte er sein Handgelenk und wand so dem Gegner die Klinge aus der Hand. Als der Mann vornuber an ihm vorbeistolperte, schlug er ihm den Degen mit voller Wucht ins Genick.
Dann traf ihn etwas seitlich am Kopf, und er brach in die Knie; undeutlich nahm er noch wahr, da? Babbage mit zischend geschwungener Klinge uber ihm stand, um ihn zu verteidigen. Dann umfing ihn Dunkelheit, und er fuhlte, wie seine Wange auf dem nassen Sand aufschlug, erwartete den Todessto?. Gleich mu?te es soweit sein. Durch die schmerzende Benommenheit seines Hirns drangen Rufe und Pferdegetrappel. Sein letzter Gedanke galt seiner Mutter, die ihn hoffentlich so nicht zu sehen bekam.
V Der Koder
Bolitho offnete stohnend und sehr langsam die Augen. Der Schmerz durchzuckte ihn vom Kopf bis zu den Fu?sohlen. Er versuchte, sich zu entsinnen, was vorgefallen war; als die Erinnerung daran langsam zuruckkehrte — zugleich mit den Schmerzen in seinem Kopf —, starrte er verwirrt und benommen um sich.
Er lag auf einem dicken Fell vor einem prasselnden Kaminfeuer, noch in seiner verschmutzten Uniform, die in der starken Hitze dampfte.
Jemand kniete neben ihm, und er sah die sauberen, aber verarbeiteten Hande eines Madchens, die seinen bandagierten Kopf anhoben.
Das Madchen sagte leise:»Bleiben Sie liegen, Sir«, und uber die Schulter rief es:»Er ist wach!»
Bolitho horte eine wohlbekannte, drohnende Stimme und sah Sir Henry Vyvyan sich uber ihn beugen, das einzige Auge auf ihn gerichtet, wahrend er sagte: «Wach, Madchen? Er ware uns fast drauf gegangen!»
Sir Henry rief nach einigen unsichtbaren Dienstboten und fugte etwas leiser hinzu:»Gott verdammich, Junge, das war eine haarstraubende Dummheit. Noch eine Sekunde, und diese Schurken hatten Sie in Stucke gehackt!«Er druckte dem Madchen ein gro?es Glas in die Hand.»Gib ihm hiervon zu trinken!«Dann, wahrend Bolitho versuchte, das hei?e Getrank zu schlucken, schuttelte er nochmals den Kopf.»Was hatte ich blo? Ihrer Mutter gesagt?»
«Was ist mit den anderen, Sir?«Bolitho erinnerte sich wieder an Trillos Schrei, vermutlich seinen letzten auf dieser Erde. Vyvyan hob die Schultern.»Nur einer ist tot. Ein wahres Wunder. «Es klang, als konne er es immer noch nicht fassen.»Eine Handvoll Manner gegen diese Horde Teufel!«»Ich danke Ihnen, Sir. Sie haben uns das Leben gerettet.«»Nicht der Rede wert, Junge. «Vyvyan lachelte, und die Narbe in seinem Gesicht wirkte dadurch noch grimmiger.»Ich lief mit meinen Leuten zum Strand, weil ich den Kanonenschu? gehort hatte. Wir waren ohnehin drau?en. Schlie?lich ist die Marine nicht als einzige hinter diesen Verbrechern her. «Bolitho lag still und blickte zu der hohen Decke hinauf. Er sah, wie das Madchen ihn mit blauen Augen und besorgt gerunzelten Stirn beobachtete.
Also hatte Vyvyan alles gewu?t. Hugh hatte das in Betracht ziehen sollen. Ohne Sir Henry waren sie jetzt alle tot gewesen.»Und das Schiff, Sir?«fragte er.
«Gestrandet, aber bis zum Morgen besteht keine Gefahr. Ich habe Ihren Bootsmann hingeschickt, er pa?t auf. «Sir Henry tippte sich mit dem Finger vergnugt an die riesige Nase.»Das wird ein hubsches Bergegut, schatze ich.»
Die Tur wurde einen Spaltbreit geoffnet, und eine grobe Stimme meldete:»Die meisten sind entkommen, Sir. Zwei haben wir umgelegt, aber der Rest verschwand zwischen den Felsen und in Hohlen. Bis Anbruch der Dammerung sind sie bestimmt schon meilenweit weg. «Er kicherte.»Einen von ihnen haben wir trotzdem geschnappt.»
Vyvyans Stimme klang nachdenklich.»Ohne das Schiff und die Notwendigkeit, diesen Seeleuten zu helfen, hatten wir wahrscheinlich die ganze Bande erwischt. «Er rieb sich das Kinn.»Immerhin wird wenigstens einer am Galgen baumeln und diesen Schurken zeigen: Der alte Fuchs schlaft nicht!«Die Tur schlo? sich gerauschlos.»Tut mir leid, Sir. Ich habe das
Gefuhl, da? alles meine Schuld war.»
«Unsinn! Sie haben nur Ihre Pflicht getan und ganz richtig gehandelt. Ihnen blieb gar keine andere Moglichkeit. «Grimmig fugte er hinzu:»Aber mit Ihrem Bruder werde ich Klartext reden, darauf konnen Sie sich verlassen!»
Die Erschopfung, die Hitze des Feuers und die Wirkung des Getrankes lie?en Bolitho bald in einen tiefen Schlaf fallen. Als er wieder erwachte, war es bereits Morgen, und fahles Winterlicht fiel durch die Fenster von Vyvyan Manor. Er befreite sich von zwei dicken, schweren Decken und stand vorsichtig auf; in einem Wandspiegel stellte er fest, da? seine Erscheinung mehr einem Opfer als einem Sieger glich. Vom Flur her beobachtete ihn Vyvyan durch eine offene Tur und fragte:»Fertig, Junge? Mein Butler meldet mir soeben, da? Ihr Schiff vor der kleinen Bucht geankert hat. Aber lassen Sie sich Zeit. Ich war selbst den gro?ten Teil der Nacht auf und wei?, wie Ihnen zumute ist. «Er grinste.»Immerhin ist nichts gebrochen, nur werden Sie ein paar Tage lang Kopfschmerzen haben. «Bolitho zog seinen Rock an und setzte den Hut auf. Er bemerkte, da? beide gesaubert und ein Ri? im Armel sorgfaltig geflickt worden war. Ein Sabelhieb mu?te seinen Arm um Haaresbreite verfehlt haben.
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