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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher - Страница 23
„Nein. Ein flüchtiger Gedanke genügt, ein ganzes Buch mit Worten zu füllen.“
Inzwischen hatte sich eine ganze Gruppe um sie ge schart.
„Es ist komisch, daß ein Zauberer das nicht weiß“, sagte einer, der Martin hieß.
„Ich erwähnte es schon“, verteidigte sich Rod. „Ich bin gar nicht wirklich ein Zauberer. Ihr müßt wissen…“
Schallendes Gelächter unterbrach ihn. Er seufzte und fand sich mit seinem neuen Ruf ab. „Ich nehme an, daß einige unter euch Gedanken als Worte lesen können?“
„O ja.“ Toby wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ist Aldis hier?“
Eine hübsche vollbusige Sechzehnjährige bahnte sich einen Weg durch die Menge. „Wen soll ich für Euch belauschen, Sir Gallowglass?“
Rod kam ein Gedanke. „Durer. Den Ratgeber Lord Loguires.“
Aldis setzte sich auf eine Bank und starrte durch Rod hindurch.
Mit hoher Stimme leierte sie: „Wie Ihr wollt, Mylord. Aber ich frage mich, seid Ihr wirklich loyal?“ Ihre Stimme sank um zwei Oktaven, blieb jedoch weiter eintönig. „Bursche, wagst du es, mich von Angesicht zu Angesicht zu beleidigen?“
„Nein, Mylord, ich frage mich nur, ob es klug ist, die sem Kind — und mehr ist sie ja nicht —, den Willen zu lassen? Sie handelt wahrhaftig wie ein trotziges Balg!“
„Vielleicht“, brummte Loguire. „Aber sie ist die Königin, und ihre Gesetze müssen durchgeführt werden.“
„Selbst wenn die Königin schlimme Gesetze erläßt?“
„Das sind sie nicht, Durer.“ Die tiefe Stimme klang nun unheildrohend. „Kühn, vielleicht, auch gedankenlos, denn was sie heute Gutes bringen, mag sich schon morgen ins Gegenteil verwandeln. Ja, törichte Gesetze, aber sie sind nicht böse gemeint.“
Die hohe Stimme seufzte. „Vielleicht, Mylord. Aber sie setzt die Ehre der Edlen aufs Spiel. Ist das nicht böse?“
„Wie das, Durer? Sie hat nichts getan, das auch nur als Beleidigung ausgelegt werden könnte.“
„Noch nicht, Mylord. Doch der Tag wird kommen…“
„Welcher Tag, Durer?“
„Da sie die Bauern den Edlen vorzieht!“
„Genug mit deinen landesverräterischen Worten!“ donnerte Loguire. „Auf die Knie, Wicht. Und danke deinem Gott, daß ich dir den Kopf lasse.“
Rod starrte Aldis an. Er konnte es immer noch nicht fassen, zwei verschiedene Stimmen aus ihrem Mund zu hören. Ihre Augen nahmen wieder Leben an. „Habt Ihr gehört, Freund Gallowglass? Ich kann mich leider an keines meiner Worte erinnern.“
„Mach dir keine Sorgen, Aldis.“ Rod rieb sich das Kinn. „Ich werde kein einziges vergessen.“ Sein Blick schweifte in die Runde. „Habt ihr das schon einmal gemacht?“ fragte er. „Ich meine, jemanden absichtlich belauscht?“
„Nur die Feinde der Königin. Durer belauschen wir oft“, antwortete Aldis.
„Oh? Und konntet ihr etwas in Erfahrung bringen?“
„Er macht sich in letzter Zeit viel Gedanken über die Bauern.“
„Welches Interesse hat er denn an ihnen?“
Toby grinste wissend. „Er hat Zwist zwischen zwei Bauern auf den Ländereien der Königin gesät. Ein junger Landmann wollte die Tochter eines alten Bauern heiraten, aber der ließ es nicht zu. Und der Junge hätte es wohl aufgegeben, wenn auch verzweifelt und mit gebrochenem Herzen, aber da kam Durer und hetzte ihn auf, und die meisten der Bauern gaben ihm recht, als er fragte, ob er es einfach hinnehmen wollte, daß ein tattriger Idiot ihm das Mädchen, das er liebte, verweigert. Also entführte der Junge das Mädchen und machte ihr ein Kind.“
Rod spitzte die Lippen. „Ich nehme an, Papa war darüber nicht erfreut.“
Toby nickte. „Er schleppte den Jungen vor den Dorfpriester und verlangte, daß man ihn wegen Schändung hänge, aber der Priester sagte, es sei Liebe und nicht Schändung gewesen, und die einzig passende Strafe dafür sei die Ehe und nicht der Galgen.“
Rod grinste. „Das Pärchen war bestimmt sehr traurig darüber.“
„So traurig, daß sie nicht wußten, wohin mit ihrer Freude“, versicherte ihm Toby feixend. „Und der alte Bauer gab seinen Segen.“
„Da mischte sich Durer wieder ein?“
„Allerdings. Vor all ihren Lords und Ladies forderte er die Königin auf, die Gerechtigkeit ihrer neuen Ordnung zu beweisen, indem sie in diesem Fall Gericht sprach, denn waren diese Bauern nicht von ihren eigenen Ländereien?“
Rod grinste und klatschte sich auf die Schenkel. „Sie dürfte gute Lust gehabt haben, ihm ins Gesicht zu spucken!“
„Ihr kennt die Königin nicht. Mit dem größten Vergnügen hätte sie ihm einen Dolch zwischen die Rippen gestoßen, aber sie mußte die Herausforderung annehmen und sich bei ihrer nächsten öffentlichen Rechtsprechung des Falles annehmen.“
„Öffentliche Rechtsprechung? Was ist das?“ fragte Rod.
„Jeden Monat öffnet die Königin eine Stunde ihren Hof, um allen, ob nun Edlen, Bauern und Geistlichen, ihr Ohr zu schenken. Meistens hören die Hohen Lords zu, während der niedrige Adel und das einfache Volk ihre Beschwerden vorbringen, da könnt Ihr Euch sicher vorstellen, daß kaum einer den Mund auch wirklich zu öffnen wagt.“
„Wann ist diese nächste öffentliche Rechtsprechung?“
„Morgen“, antwortete Toby. „Und ich glaube, die Hohen Lords werden dafür sorgen, daß ihre Geistlichen und Bauern gezwungenermaßen gegen die neuen Richter und Priester der Königin protestieren. Natürlich werden die Lords zuerst ihren
Protest vortragen, und die anderen werden es kaum wagen, nicht zuzustimmen.“
Rod nickte. „Aber was verspricht Durer sich davon, diesen Verführungsfall in die Öffentlichkeit zu ziehen?“
„Das weiß nur Durer“, erwiderte Toby.
Rod studierte die jungen Gesichter um sich. „Ist das nicht genau die Information, die die Königin braucht? Warum gebt ihr sie ihr nicht?“
Die Gesichter wurden ernst. Toby biß sich auf die Lippe und schaute zu Boden. „Wir haben es versucht, Freund Gallowglass.“ Er blickte Rod fast flehend an. „Wir haben es versucht, aber sie will uns nicht anhören.“
„Was soll das heißen?“
„Der Page, den wir zu ihr schickten, kam zurück und erklärte, die Königin habe gesagt, wir sollten ihr für den gebotenen Schutz dankbar sein und nicht so unverschämt, uns in ihre Regierungsangelegenheiten zu mischen. Aber vielleicht ist es besser so, denn sie hat auch so genug Sorgen, daß wir sie nicht noch mit Warnungen drohenden Unheils belästigen dürfen.“
Rod grinste freudlos. „Stimmt, mit ihren Edlen und den Bettlern hat sie genug Kummer.“
Toby nickte ernst. „Ja, sie hat mehr als ausreichend Schwierigkeiten mit den Ratgebern, dem Haus Clovis und dem Gespenst auf dem Dach.“
„Ja, Grund genug“, pflichtete Rod ihm bei. „Ich glaube, daß die Angst sie in den Klauen hat.“
Tom setzte sich auf, als Rod auf Zehenspitzen zu seinem Bett schleichen wollte. „Seid Ihr krank, Meister?“ fragte er besorgt.
„Nein, ich konnte nur nicht schlafen. Hast du schon einmal etwas von Kricket gehört?“
„Nein, Meister, was ist das?“
„Ein Spiel. In der Mitte des Spielfelds steht ein Tor, Wicket genannt. Eine Mannschaft versucht, es mit einem Ball zu treffen, während die andere es zu schützen sucht, indem sie den
Ball mit einem Schlagholz aufhält oder ablenkt. Dann wechseln die Mannschaften die Seiten. Die, die das Wicket zuvor angegriffen hat, verteidigt es jetzt.“
„Und was soll das alles, Meister?“ fragte der Riese und schüttelte verwirrt den Kopf.
„Nun, ich wollte eigentlich nur darauf hindeuten, daß, wer immer auch gewinnt, das Wicket ziemlich mitgenommen wird.
Und ich habe das Gefühl, daß hier ein gewaltiges Kricketspiel stattfindet. Nur beteiligen sich statt zwei gleich drei Mannschaften daran: die Ratgeber, die Bettler…“
„Das Haus Clovis“, murmelte Tom.
Rob hob überrascht die Brauen. „Ja, das Haus Clovis. Und natürlich die Königin.“
„Aber wer ist dann das Wicket?“
„Ich.“ Rod warf sich auf das Bett und preßte den Kopf auf das Kissen. „Und jetzt möchte ich schlafen. Gute Nacht.“
„Meister Gallowglass!“ rief eine Jungenstimme.
Rod schloß die Augen und betete um Kraft. „Ja, Page?“
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